BlackRock in Aktion
Als eine Art Gegenprobe zu den vorstehend beschriebenen Wertewelten von Larry Fink ist nebenstehend die Wertewelt des Firmengründers und für das Tagesgeschäft von BlackRock Verantwortlichen Robert S. Kapito wiedergegeben. Das Profil seiner Wertewelt stimmt strukturell weitgehend mit dem von Laurence D. Fink überein, jedoch mit dem Unterschied, dass hier eine Dominanz von Türkis besteht. Es kann daher auf den Kommentar zu Laurence D. Fink verwiesen werden und angemerkt werden, dass die dort getroffenen Bemerkungen durch dieses Ergebnis bestätigt werden.
Für die Einschätzung, wie realistisch eine ökologisch nachhaltige Ausrichtung von BlackRock ist die Haltung der Anteilseigner zur Politik von BlackRock wichtig. Der größte Anteilseigner ist PNC. Die Abkürzung steht für Financial Services Group. Es handelt sich um ein US-amerikanisches Unternehmen, das im Aktienindex S&P 500 gelistet ist und Ende 2015 ein Gesamtvermögen von 358 Milliarden US-Dollar aufwies. PNC bietet Finanzdienstleistungen verschiedener Art für seine Kunden an. Im Privatkundengeschäft hat das Unternehmen rund fünf Millionen Kunden und ist mit 2.600 Filialen in 19 US-Bundesstaaten sowie in Washington, D.C. vertreten. PNC ist auch als Vermögensverwalter tätig und bietet eigene Finanzprodukte an. Es besitzt etwa 25% der Anteile an BlackRock . In der Grafik ist die Wertewelt dieses Unternehmens dargestellt. Hier zeigt sich, dass offensichtlich auf Grund der völlig anderen Anlegerstruktur eine total abweichende Wertestruktur entstanden ist, in der die gemeinsamen Interessen der Anlieger zwar durch Solidarität und ökologische Nachhaltigkeit bestimmt sind und individueller Erfolg nachrangig ist, eine ganzheitliche Sichtweise (Türkis) jedoch nahezu vollständig fehlt. Auf Grund der nicht nachweisbaren Einflüsse aus Wertesystemen der 2. Ordnung kann angenommen werden, dass es von dieser Seite nicht viel Unterstützung für eine strategische Neuausrichtung von BlackRock geben wird. Vermutlich wird es aber auch wenig Widerstand geben, da das WMem Grün innerhalb der 1. Ordnung auch für ökologische Werte steht, soweit diese rational nachvollziehbar sind. In diesem Zusammenhang kann darauf hingewiesen werden, dass es sogar einzelne Anleger in der Vergangenheit vorgezogen haben, ihre Beteiligungen an BlackRock wegen mangelnder Nachhaltigkeit abzustoßen, so hat der japanische Pensionsfonds, der größte weltweit, etwa im vergangenen Jahr einen Teil seines Geldes von BlackRock abgezogen, weil er seine Anlagestrategie nach Umweltkriterien und sozialen Aspekten ausrichten will.
Eine weitere Ebene personeller Verflechtungen mit BlackRock sind Spitzenpolitiker verschiedener Staaten, die im Aufsichtsrat der Firma tätig sind oder als Lobbyisten tätig sind. Hierzu zählt der deutsche Friedrich Merz. Sein nebenstehendes Profil zeigt einige markante Ähnlichkeiten mit dem Gesamtprofil von BlackRock. Wie dort ist auch in der Wertewelt des Friedrich Merz Orange dominierend. Der stark konservative Zug in Blau findet keinen Widerpart in Grün und das starke Rot ist auch hier vorhanden. Seine Kämpfernatur hat Merz erst im Juni 2019 unter Beweis gestellt, als er für den CDU-Vorsitz kandidierte und unterlag. Im Vergleich zu BlackRock verfügt er über etwas stärkere Einflüsse aus der 2. Ordnung der Entwicklungsspirale, wobei hier Gelb deutlich stärkere Anteile aufweist als Türkis. Im Vergleich zu Fink und Kapito sind diese Potentiale jedoch marginal.
Als letzter Baustein des Finanzkomplexes BlackRock folgt ein Bild der Finanzsoftware Aladdin. Aladdin ist ein Akronym für Asset, Liability, and Debt and Derivative Investment Network. Dieses Datenanalysesystem ist eine Risikomanagementplattform die von BlackRock entwickelt wurde und anderen Finanzdienstleistern (gegen Bezahlung) zur Verfügung gestellt wird. Außer den Finanzprodukten von BlackRock wird mit Aladdin auch die Entwicklung von etwa 30 000 Investmentportfolios im Wert von etwa 15 Billionen Euro überwacht. Dieser Vermögenswert entspricht etwa 7 bis 10 % aller Vermögenswerte weltweit (oder der gesamten Wirtschaftsleistung der USA), die von über 170 Pensionsfonds, Banken, Versicherungen, Stiftungen und anderen institutionellen Anlegern stammen. Zu den Kunden, die Aladdin nutzen, gehören unter anderem CalPERS (engl.) (California Public Employees’ Retirement System) mit einem Anlagevermögen von 260 Mrd. US$, die Deutsche Bank mit etwa 900 Mrd. Euro und Prudential plc mit etwa 700 Mrd. US$.
Aladdin baut auf einem Fundus historischer Daten auf, der mittels Monte-Carlo-Simulation große, zufällig erzeugte Stichproben aus der sehr hohen Zahl möglicher zukünftiger Szenarien auswählt. Damit wird ein statistisches Bild von unterschiedlichen Szenarien erzeugt, das sich aus Aktien und Anleihen unter verschiedenen künftigen Rahmenbedingungen ergibt. Ein Portfolio kann auch einem Stresstest unterzogen werden. So kann beispielsweise die Auswirkung einer globalen Grippepandemie oder einer Art Lehman-Brothers-Insolvenz auf ein Portfolio simuliert werden. Das Programm gibt allerdings keinen Rat, eine bestimmte Anlage, beispielsweise eine Aktie oder Anleihe, zu kaufen oder verkaufen. Diese Entscheidung bleibt dem Benutzer, d. h. einem Portfoliomanager, überlassen.
Eines der vier Rechenzentren von BlackRock, auf denen Aladdin betrieben wird, befindet sich in Wenatchee im Bundesstaat Washington. (Dieser Standort , an dem auch Rechenzentren anderer IT-Firmen wie Microsoft und Yahoo zu finden sind, zeichnet sich durch geringe Stromkosten aus, die durch den nahe gelegenen Rocky Reach Dam ermöglicht werden) In Wenatchee besteht das Netzwerk aus etwa 6000 Computern. Damit analysiert die Software globale Wirtschaftsdaten, Börsenkurse und zahlreiche andere wirtschaftliche Einflussfaktoren (wie politische Entscheidungen und Trends). So werden bei der Portfoliobewertung beispielsweise auch plötzliche Regierungswechsel, Erdbeben, Kälte- und Dürreperioden berücksichtigt. Aladdin soll pro Woche etwa 200 Millionen Kalkulationen durchführen. Zukünftig will BlackRock Aladdin mit noch größeren Datenmengen („Big Data“) versorgen, um die Marktführerschaft zu verteidigen. Dabei will das Unternehmen auf Daten von Firmen und Privatpersonen zugreifen. Dazu gehören beispielsweise Aufnahmen von Überwachungskameras auf Parkplätzen großer Einzelhändler oder Social-Media-Aktivitäten. Wird beispielsweise in einer Suchmaschine ein Begriff zunehmend oft gesucht, so wird dies als Indiz für einen neuen Trend gewertet. Ein Investment in die Aktien des vermarktenden Unternehmens könnte sich aus Anlagegesichtspunkten lohnen. Wird dagegen eine Aktie in Anlegerforen besonders häufig genannt, so wird dies als negativ gewertet, da die Aktie schon einen hohen Bekanntheitsgrad hat und das Kurspotenzial vielleicht schon erschöpft ist. Mit Hilfe von Datenverarbeitungsexperten und Aladdin sollen die anfallenden Datenmengen strukturiert werden. (Quelle: Wikipedia, eigene Ergänzungen in Klammern)
Aladdin kann als Herzstück des Systems BlackRock bezeichnet werden. Aladdin ist es, was den entscheidenden Vorsprung von BlackRock vor seinen Konkurrenten ausmacht. Um es in fassbare Kategorien einzuordnen ist ein Vergleich mit politischen Systemen aufgrund der totalitär anmutenden Reichweite der Datenerfassung zulässig. Der israelische Historiker Yuval Noah Harari beschreibt in seinem Buch Homo Deus den Unterschied zwischen Kapitalismus und Kommunismus durch unterschiedliche Modelle der Informationssammlung und -verarbeitung. Er schreibt: „Auch die Politikwissenschaft interpretiert politische Strukturen zunehmend als Datenverarbeitungssysteme. Wie der Kapitalismus und der Kommunismus sind auch Demokratien und Diktaturen im Kern konkurrierende Mechanismen zur Sammlung und Analyse von Informationen. Diktaturen nutzen zentralisierte Verarbeitungsmethoden, während Demokratien auf verteilte Weise verarbeiten….Das heißt: Da sich die Bedingungen für Datenverarbeitung im 21. Jahrhundert erneut verändern, könnte die Demokratie schwächer werden oder sogar verschwinden. Da sowohl Menge als auch Geschwindigkeit der Daten zunehmen, könnten altehrwürdige Institutionen wie Wahlen, Parteien und Parlamente obsolet werden – nicht weil sie unmoralisch wären, sondern weil sie Daten nicht effizient genug verarbeiten. Diese Institutionen entstanden in einer Zeit, als die Politik sich schneller entwickelte als die Technologie.“ In dieser Sichtweise – die mittlerweile in China konkrete Formen angenommen hat – stellt BlackRock die Speerspitze einer Entwicklung dar, die zu einer Aushöhlung demokratischer Systeme führt. Die an der Yale University lehrende Wirtschaftsprofessorin Fiona Scott Morton äußerte gegenüber der Wochenzeitung „Die Zeit“ ihre Sorge um die Demokratie, die bei kontroversen Problemstellungen durch Finanzmanager wie BlackRock zu Gunsten der 10% superreicher Privathaushalte (bezogen auf die USA) ausgehebelt werden könnten. In dem eingangs erwähnten Dokumentarfilm zitiert ein ehemaliger Manager des Unternehmens das Firmenmotto: „Lass uns reiche Leute reicher machen!“. Unter diesen Bedingungen könnten selbst die durch die Folgen des Klimawandels hervorgerufenen Schäden und ihre Behebung – ähnlich wie Kriege und Krankheiten – auf perfide Art und Weise das kapitalistische Rad wieder schneller drehen lassen.
Im Märchen wird Aladin durch die Hilfe eines Geistes reich, bei BlackRock macht Aladdin die Firma reich!
Die von Aladdin erzeugte Wertewelt stimmt innerhalb der 1. Ordnung strukturell mit dem Bild des Finanzdienstleisters PNC überein. Es unterscheidet sich hiervon wesentlich durch deutliche Anteile von Gelb und Türkis als Wertesystemen der 2. Ordnung. Das abgedeckte Wertespektrum zeigt, dass die in den personenbezogenen Wertewelten stark wirkenden Antriebe der 2. Ordnung hier relativ schwach zur Wirkung kommen. Die Qualitäten des Systems Aladdin bleiben weitgehend auf den Bereich der rational begründbaren Einflussnahmen beschränkt. In dieser Konsequenz ist auch der Totalausfall der WMeme Beige und Purpur begründet. Es zeigt sich, dass Algorithmen (noch) nicht die Überzeugungskraft besitzen, ihnen ethisch gefärbte Entscheidungen zu überlassen – entgegen euphorischen Propheten einer KI-Religion. Allerdings ist einschränkend zu sagen, dass die in der Grafik dargestellten Ergebnisse wahrscheinlich stark durch Interessen von Kapitalanlegern bestimmt sind, die sich als Interessengruppe durch das starke Grün bemerkbar machen. Sie haben offensichtlich das Bestreben durch gleiche Bedingungen Konkurrenzsituationen zu anderen Finanzdienstleistern zu vermeiden. In einem automatischen System wie Aladdin sind persönliche Beratungstendenzen ausgeschlossen, so dass für alle Anleger gleiche Chancen und Risiken bestehen. Hinter diesen Gesichtspunkt treten Gewinnerwartungen (Orange) zurück, da alle Anleger von evtuellen schlechten Ergebnissen gleichermaßen betroffen werden. Es entsteht eine Art „Sozialismus der Kapitaleliten“ der sich der demokratisch erzeugten Informationen der Basis bedient. Diese Bruchstelle im westlichen – und nun auch im östlichen – System kann nicht aufgehoben werden, ohne beide Teilsysteme zu zerstören. Der einzige Ausweg aus dieser Situation ist eine Transzendierung der vielen Wirklichkeiten der Basis hin zu höherem Bewusstsein und der Versuch, auf die Spitze der Holarchie – das Finanzsystem – einzuwirken.