Die Wertewelten der Superreichen

Dollar

Amerikanischer Dollar

Das amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes verdankt seinen internationalen Bekanntheitsgrad zu einem guten Teil den in regelmäßigen Abständen veröffentlichten Rankings der Reichen und Mächtigen der Welt. Passend zum Weltwirtschaftsforum in Davos vom 20. bis 23. Januar 2016 veröffentlichte die Presse die Ergebnisse einer Studie der Hilfsorganisation Oxfam, die einen griffigen statistischen Vergleich zwischen dem Reichtum weniger und der Armut vieler nach diesen Listen vorstellte: 62 Superreiche besitzen soviel, wie die untere Hälfte der Erdbevölkerung. Diese wachsende weltweite Kluft zwischen Arm und Reich bezeichnete das katholische Entwicklungshilfswerk Miserior als „ethisch unerträglich“ und wirtschaftlich und politisch riskant. Hierdurch werde neben dem verursachten persönlichen Leid auch das Vertrauen der Menschen in die Funktionsfähigkeit der Staaten sowie in die Stabilität der Gesellschaften untergraben.

Aus der von Oxfam veröffentlichten Studie geht weiter hervor, dass das Vermögen der reichsten 62 Menschen der Welt in nur fünf Jahren um 44 Prozent gewachsen, das Vermögen der Ärmsten dagegen um 41 Prozent geschrumpft ist. Die Organisation macht für diese Entwicklung die »unzureichende Besteuerung von Vermögen und Kapitalgewinnen« sowie die »Verschiebung von Gewinnen in Steueroasen« wie z. B. Panama verantwortlich. Die Investititonen von Unternehmen in Steueroasen hätten sich zwischen 2000 und 2014 vervierfacht. Neun von zehn weltweit führenden Großunternehmen hätten eine Niederlassung in mindestens einer Steueroase. Dadurch gingen den Entwicklungsländern Steuereinnahmen von mindestens 100 Milliarden US-Dollar jährlich verloren.

Die Situation in Deutschland sei dadurch gekennzeichnet, dass den hohen Renditen, die durch Kapitalanlagen erzielt werden, nur geringe Lohnzuwächse bei Angestellten und Arbeiter/innen gegenüber stehen.

Diese Entwicklungen werfen Fragen auf, die mit Schlagworten wie Gier, Gerechtigkeit, Bonuszahlungen (Boni), Erfolgsbeteiligung, Leistungsanreiz und Systemrelevanz verbunden sind und zum Teil moralisierend daher kommen und daher dem präferierten nüchtern-wissenschaftlichen Denksystem zu wiedersprechen scheinen.

Mit der Beitragsserie „Die Wertewelten der Superreichen in…“  möchte ich den Versuch unternehmen, das Feld zu beschreiben, auf dem sich Reichtum in seiner extremsten Ausprägung zeigt und entwickelt. Das System der Wertememe bietet die Möglichkeit, das moralisch durchsetzte Thema in komplexer Weise anschaulich darzustellen und zu versachlichen. Durch personenbezogene Abfragen via Google werden zu den Wertesystemen der Spiral Dynamics Profile ermittelt, die das Werteterrain beschreiben, auf dem sich sowohl die angesprochene superreiche Person, wie auch ihr spezifisches Umfeld bewegen. Es handelt sich um das Ergebnis von Aktion (durch die Einzelperson) und Reaktion (durch das Umfeld) und stellt keinesfalls ein persönliches Werteprofil der einzelnen Person dar. Das Ergebnis ist dennoch von großer Aussagekraft, da es die geistig-psychische Realität im Bezug auf die angesprochene Person darstellt. So wird es möglich, die jeweilige Situation hinsichtlich ihrer Entwicklungsrichtung und vorhandener Potentiale einzuschätzen und die Akteure diesbezüglich auf den gleichen Informationsstand zu bringen. Die Interpretation muss sich dabei auf einige allgemeine Hinweise beschränken, da eine detaillierte den hier gesetzten Rahmen sprengen würde und mit zunehmender Kenntnis der Fakten an Aussagewert gewinnt. Generell können dabei die Ebenen der Akteure, die angesprochenen Personen und das von ihnen abhängige Umfeld, und die Öffentlichkeit als Verbraucher und politisch urteilende Personen unterschieden werden.

 

Über Fidelio

Ich bin 1949 geboren und war in meiner berufstätigen Zeit als Stadtplaner in einer mittelgroßen kommune tätig. Seit meiner Studienzeit habe ich mich für die Entwicklung eines erweiterten geistigen Horizonts interessiert und einige Anstrengungen unternommen, mich persönlich in diesem Sinne zu entwickeln. Aufgrund meiner katholischen Erziehung habe ich in den 1960-er Jahren begonnen, mich intensiver mit dem modernen Mystiker Teilhard de Chardin zu befassen und bin so zur Gedankenwelt von Ken Wilber gekommen, die ich in diesem Projekt nutzbar zu machen versuche.
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