New York – Eine Stadt wie ein Universum?

Erste Annäherungen an New York

Einen ersten Gesamteindruck von einer Stadt der Größe New York’s mit einem verzweigten Gewässersystem in bzw. an das große Siedlungsräume gebaut sind, die 8,5 Mio. Einwohnern im unmittelbaren Stadtgebiet und weiteren 11,5 Mio Einwohnern in der erweiterten Stadtregion Wohnung bietet, gewinnt man nicht durch die optische Erfassung ihrer gebauten und begrünten Räume. Der Blick würde zusätzlich getäuscht durch die Vielzahl unbewohnter Gebäudekomplexe, die der großen Bedeutung der Stadt im internationalen Netz der Metropolen entsprechen und die übliche Vergleichsmaßstäbe unterlaufen. Als Beleg für dieses Urteil gebe ich dennoch eine Panoramaaufnahme der Stadt wieder, damit auch das Auge befriedigt wird.

Skyline von New York

Skyline von New York; aufgenommen vom Empire State Building, ©gemeinfrei

 

Eine Raum und Zeit verdichtende Erfassung der Stadt bietet dagegen die Darstellung im System der Spiral Dynamics und der Integralen Theorie. Die nachfolgende Darstellung der in englischen Ausdrücken erhobenen Wertesysteme und Quadranten trägt wesentlich zum Verständnis der Geschichte New York’s bei.

Wertewelten New York - USA

WMem-Vergleich New York – USA

Die Wertewelt von New York City (links) hebt sich vom Gesamtbild der USA (rechts) deutlich ab. Der Gesamteindruck ist bestimmt durch eine Verlagerung vom relativ starken Blau der USA als Ganzheit zu Orange in der Wertewelt New Yorks. Hierdurch kommt es zu einer Umkehr des Verhältnisses von Orange und Grün. In der Wertewelt New Yorks drückt sich der verbreitete Eindruck aus, es handele sich hier um die europäischte der amerikanischen Großstädte. Damit verbunden ist eine auf Humanismus gegründete demokratische Haltung, die dem Individuum große Möglichkeiten bietet, jedoch im Vergleich zum Landesdurchschnitt ihm auch große Eigenverantwortung abverlangt. Das im Verhältnis zu Orange schwache Blau deutet auf die schwache Rolle traditioneller Ordnungsmächte wie Staat, Religionsgemeinschaften und informeller Kontrollmechanismen hin.

New York - Quadranten

New York im AQAL-Ansatz der Integralen Theorie

Innerhalb der von Ken Wilber ausgearbeiteten Theorie, die alle Lebensbereiche und Bewusstseinszustände in einem Modell vereint, ist New York in einer Gruppe von 8 Städten zu sehen, die dasselbe Muster zeigen. Diese Gruppe besteht neben New York aus den Metropolen Los Angeles, Philadelphia, Phoenix, Detroit, Tampa, Indianapolis und Columbus. Gegenüber dem Bild der USA ist diese Gruppe durch einen etwas stärkeren Einfluss objektivierender Wahrnehmungen (rechte Seite) und etwas schwächeren Einfluss individueller Weltsicht (oben links) gekennzeichnet.

New York - Gewässersystem

Gewässer im Bereich von New York City; 1: Hudson River, 2: East River, 3: Long Island Sound, 4: Newark Bay, 5: Upper New York Bay, 6: Lower New York Bay, 7: Jamaica Bay, 8: Atlantik; © CC

Eine weitere nur schwer zu beeinflussende Gegebenheit stellen die geografischen uns geologischen Verhältnisse dar. Als leitend für die Entwicklungschancen eines Standorts sind seine Lage im Verhältnis zum Wasser, das Klima und der Boden zu betrachten.

In der abgebildeten Gewässerübersicht wird die besondere Gunst New Yorks für die Anlage eines Hafens an der Mündung des Hudson Rivers deutlich. Für die Entwicklung der Stadt hat neben der Schiffahrtsverbindung über den Atlantik nach Europa und entlang der amerikanischen Atlantikküste zunächst nur der Hudson River eine größere Bedeutung erlangt. Der East River ist eine langgezogene Meerenge (entgegen seinem Namen ist es kein Fluss), die den Long Island Sound (3) mit der Mündung des Hudson River verbindet. Ein weiterer Meeresarm ist der Harlem River (ebenfalls kein Fluss!) der im Nordwesten als schmales Gewässer vom East River abzweigend an den Hudson River anschließt und so Manhattan – den Ursprungsstadtteil New York’s – zusammen mit Hudson River und East River zur Insel werden läßt.

Seewege Nordwest- und Nordostpassage

Seewege im Polarmeer; © CC BY-SA 2.5

Der Hudson River ist nach dem europäischen Seefahrer Henry Hudson benannt, der im Auftrag der Vereinigten Ostindischen Kompanie 1609 zu seiner dritten Entdeckungsreise  in See stach um einen Seeweg zwischen Asien und Amerika im Nordpolarmeer zu finden. Nach einer Rebellion seiner Mannschaft im Polareis änderte Hudson den Kurs und segelte entlang der amerikanischen Atlantikküste nach Süden. Am 11. September 1609 drang Hudson in die Bucht von New York vor, segelte entlang der Insel Manhattan , die bereits 1524 von Giovanni da Verrazzano gesichtet worden war, und nutzte den folgenden Monat zur Erforschung des Hudson River bis in die Gegend der heutigen Stadt Albany, etwa 240 Kilometer nördlich der heutigen Stadt New York. Bis hierher ist der Fluss dem Einfluss der Gezeiten unterworfen.

Hudson endete im Jahre 1611 als gescheiterter Entdeckungsreisender, der mit seinem Sohn und sieben Mannschaftsmitgliedern in einem Boot ausgesetzt wurde und seitdem  verschollen ist.

Hafenregion New York

Hafenanlagen in der Gewässerregion New York; © gemeinfrei

Die oben stehenden Satellitenaufnahme der Region New York zeigt eine Fläche von 27 km Breite und 37 km Länge. Sie gibt einen Eindruck von dem verzweigten System der Hafenanlagen, die als Beleg für die Weitsicht der Stadtgründer gelten können. Hierdurch hat die Stadt eine etwa 1.000 Kilometer lange Küste und befindet sich im ständigen Kampf mit dem Ozean, der das Land untergräbt und die Küstenlinie ständig durch Anschwemmung und Ausspülung von Sedimenten verändert.

Eriekanal

Eriekanal – Verbindung vom Hudson River zum Eriesee; © gemeinfrei

Zum Gewässersystem New Yorks gehört auch die künstlich geschaffene schiffbare Verbindung, die über den Hudson River quer durch den Gebirgszug der Appalachen zum Eriesee führt.

Die Insel Manhattan ist 21,6 Kilometer lang und zwischen 1,3 und 3,7 Kilometer breit. Sie hat eine Fläche von 87,5 km², davon sind 59,5 km² Landfläche und 28,0 km² Wasserfläche. Der höchste natürliche Punkt ist mit 80,77 m der Long Hill.

Manhattan als Ursprung und bauliches Zentrum der Stadt ist durch zahlreiche Brücken und Tunnel mit dem Festland verbunden: im Westen mit New Jersey, im Osten mit den Stadtbezirken Brooklyn und Queens auf Long Island und im Nordosten mit der Bronx. Die einzige direkte Verbindung nach Staten Island ist eine Fähre, die Staten Island Ferry, deren Terminal am Battery Park liegt.

Stadtbezirke von New York

Die Stadtbezirke von New York und die Insel Long Island; © CC BY-SA 2.0

Zu Manhattan gehören noch Roosevelt Island, Randalls Island (im East River) und Governors Island (vor der Südspitze Manhattans),  die ebenfalls durch Brücken bzw. Fähren (Governors Island) für Besucher zu erreichen sind.

Die natürlichen Gegebenheiten von Manhattan waren für die Anlage einer Stadt nicht gerade einladend. Die Oberfläche bestand überwiegend aus Sümpfen, Bächen und Flussarmen. Die zivilisatorische Nutzung der Insel erforderte deshalb umfangreiche Bodenveränderungen, die ein dauerhaftes technisches Management nach sich zogen und bis heute ein Ringen zwischen natürlicher Umgebung und Menschen begründen.

Der größte Teil des Untergrundes in Manhattan besteht aus einem Glimmerschiefer, der als Manhattan Schiefer bezeichnet wird. Es handelt sich dabei um ein tragfähiges metamorphes Gestein, das bei der Entstehung des Urkontinents Pangaea an die Oberfläche gekommen ist. Es eignet sich gut für die Gründung von hohen Gebäuden. An einigen Stellen, wie z. B. im Central Park, ist das Gestein an der Oberfläche sichtbar. Als Baugrund betrachtet steht das Felsgestein in unterschiedlichen Tiefen an. Eine grobe Beschreibung läßt oberflächennahes Auftreten des Felses in der Nähe von Midtown Manhattan erwarten, zwischen 29. Straße und Kanalstraße jedoch fällt es in größere Tiefen ab um schließlich in Richtung Lower Manhattan wieder oberflächennah vorgefunden zu werden.

Es wurde allgemein angenommen, dass die Tiefe des Grundgesteins der Hauptgrund für die Ansammlung von Wolkenkratzern in den Gebieten Midtown und Finanzdestrikt ausschlaggebend war und dass die Tragfähigkeit des Untergrunds in dem dazwischen liegenden Gebiet schlechter ist, so dass hier weniger in die Höhe gebaut wurde. Aktuelle Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass wirtschaftliche Faktoren an den Standorten der Wolkenkratzer eine größere Rolle spielen.

New York City befindet sich in einer gemäßigten Klimazone. Das Wetter von New York wird überwiegend von den kontinentalen Landmassen im Westen beeinflusst. Die Sommer sind tropisch warm und die Winter kalt. Die Temperatur steigt im Juli und August oft über 30 °C, dazu kommt eine hohe Luftfeuchtigkeit mit teils heftigen Niederschlägen, oft auch Gewittern, die das Sommerwetter oft recht unangenehm erscheinen lassen. Im Januar können die Werte auf unter −20 °C fallen, wobei es oft sonnig ist. Gelegentlich bringt Meeresluft (the Northeasters – der Nordostwind) Feuchtigkeit vom Atlantischen Ozean sowie starke Winde und heftige Regen- oder Schneefälle.

Die Pflanzen- und Tierwelt ist durch die menschliche Siedlungstätigkeit bestimmt. Hierbei spielen tierische Schädlinge wie Kakerlaken und Wanderratten eine wichtige Rolle, die auf Mängel in der Stadthygiene hinweist. Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl von Tierarten, darunter 80 Fischarten, zahlreiche Vogelarten vom Wanderfalken bis zur Taube sowie Säugetiere wie der Waschbär und vereinzelt auch städtische Kojoten. Rückzugsräume für wild lebende Tiere gibt es in der Jamaica Bay sowie im Clove Lakes Park auf Staten Island und im Alley Pond Park in Queens. Diese Rückzugsgebiete bieten Schutz für viele Arten, so dass sie auch in einer ungünstigen Stadtumgebung überleben können.

Die Vegetation hat gute Standortbedingungen mit ausreichenden Niederschlägen, jedoch wurde sie mit fortschreitender Zersiedelung reduziert und zerstört. Die heute vorherrschenden Arten sind durch ihre Fähigkeit bestimmt, trotz saurem Regen und schadstoffbelasteter Luft mit hohem Ozongehalt, Fahrzeugabgasen und industriellen Immissionen zu gedeihen.

Über Fidelio

Ich bin 1949 geboren und war in meiner berufstätigen Zeit als Stadtplaner in einer mittelgroßen kommune tätig. Seit meiner Studienzeit habe ich mich für die Entwicklung eines erweiterten geistigen Horizonts interessiert und einige Anstrengungen unternommen, mich persönlich in diesem Sinne zu entwickeln. Aufgrund meiner katholischen Erziehung habe ich in den 1960-er Jahren begonnen, mich intensiver mit dem modernen Mystiker Teilhard de Chardin zu befassen und bin so zur Gedankenwelt von Ken Wilber gekommen, die ich in diesem Projekt nutzbar zu machen versuche.
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