Es liegt wohl in der Natur des Menschen, dass er Gefahren eher wahrnimmt und im Gedächtnis behält, als freudige Erlebnisse. Der Erlebnisraum der Vergangenheit ist geschlossener und damit fassbarer als die vor uns liegende offene Zukunft. Was die Zukunft bringt, so sagen wir gerne, das wissen wir nicht. Manche helfen sich über dieses Angstpotential hinweg, indem sie sagen: „alles wiederholt sich“ und ihre Schränke mit modischer Kleidung reichen nach einigen Jahren schon nicht mehr aus. Das erhöht das Angebot in den Kleiderkammern wohltätiger Organisationen und eröffnet neue Marktnischen.
Noch nie habe ich so viele Jahresrückblicke in den Fernsehprogrammen gesehen, wie in diesem Jahr. Sollte 2016 mit einem Etikett versehen werden, so müsste nach dem darin vermittelten Eindruck darauf stehen: „Der internationale Terrorismus ist nun auch in Deutschland angekommen„. Hätte es dafür eines schlagenden Beweises bedurft, so hätte der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin als Beleg ausgereicht. Dieses Ereignis hat trotz der permanenten Präsenz in den Medien tiefe Einbrüche im Gefühlsleben der Deutschen verursacht. In der nebenstehenden Kurve der Trauer folgt unmittelbar auf den Tod von 12 Menschen und vielen Verletzten eine scheinbare Rückkehr zur Alltagsroutine, die jedoch das Niveau vor dem Anschlag nicht wieder erreichte. Statt dessen flaute die Stimmung erneut ab und hielt nun mehrere Tage an, obwohl es Weihnachten war.
Die Kurve der Offenheit erreicht zum Jahresende einen Tiefpunkt und signalisiert damit, dass keine Bereitschaft zu Veränderungen besteht. Ob dieses eine Folge der Bedrohungssituation durch Terrorismus sein könnte bleibt abzuwarten.
In den längerfristigen Trends bildet sich der große Einfluss des Terroranschlags von Berlin ab. Die Trendlinie für den Qotienten aus Freude und Trauer zeigte nach der ersten Dezemberwoche eine sehr schwache Abwärtstendenz, die nun in katastrophische Verhältnisse übergegangen ist. Weitere Abwärtstrends sind beim Vertrauen, beim Glück, dem Mut und der Offenheit zu sehen. Unter dem Einfluss der Trauer ist auch der bisher gleichförmig verlaufende Gesamttrend in einen moderat abwärts verlaufenden Trend übergegangen. Stabile Verhältnisse bestehen in den Trends von Kraft und Allgemeinbefinden (gut / schlecht). Wo die Not am Größten ist, da wächst die Hoffnung. Dieser „Weisheit“ entsprechend ist ein deutlicher Anstieg des Hoffnungstrends zu sehen, der noch am Anfang des Monats geichförmig verlief. Weitere positive Trends sind bei der Zufriedenheit und der Aktivität zu sehen. Bezüglich Aktivität kann die Vorbereitung zu den bevorstehenden Feiertagen ein auslösendes Moment sein. Hiermit wäre dann einmal mehr bewiesen, dass den Menschen nichts so sehr bewegt, wie die Sorge um das persönliche Wohlergehen.