Kriminalität in den USA

Die Situation der USA

Die Situation in den USA ist ebenfalls wesentlich durch Migration mitbestimmt, wie sich erst jüngst im Präsidentschaftswahlkampf gezeigt hat. Zusätzlich spielen rassistische Vorurteile der Polizei gegenüber Afroamerikanern wahrscheinlich eine bedeutende Rolle, wie sich an dem überproportionalen Anteil von Schwarzen an den Gefängnisinsassen ablesen läßt. Insgesamt waren im Jahr 2008 1,65 % der schwarzen gegenüber 0,27 % der weißen US-Bevölkerung (U.S. residents) in Staats- und Bundesgefängnissen inhaftiert. Demnach hätten Afroamerikaner in den USA eine 6 mal so hohe Kriminalitätsquote wie weiße US-Bürger.

Darüber hinaus ist die Kriminalitätsstruktur in den USA wesentlich mitbestimmt durch das liberale Waffenrecht, das den Einsatz von sehr effizienten automatischen Waffen bei Terroranschlägen und Amokläufen möglich macht. Auf der anderen Seite wird im Gegensatz zu fast allen anderen Staaten der westlichen Welt in zahlreichen Bundesstaaten die Todesstrafe vollstreckt, was seit Jahren in den USA selbst wie auch im westlichen Ausland umstritten ist. Insgesamt 19 Bundesstaaten haben die Todesstrafe abgeschafft, zuletzt Nebraska im Mai 2015.

Die Vollstreckung von Todesurteilen erfolgt selbst an Menschen mit geistigen Behinderungen und solchen, die zum angeklagten Tatzeitpunkt minderjährig waren. In den Todeszellen befinden sich mehr als 3.200 Männer und Frauen, fast 42 % sind Afroamerikaner, womit die bereits erwähnten rassistischen Tendenzen einmal mehr belegt werden.

"Gefühlte" Kriminalität in den USA

„Gefühlte“ Kriminalität im Vergleich USA – Deutschland und im Verhältnis zu anderen Problemfeldern. Ländervergleich USA – Deutschland in den untersuchten Problemfeldern (= 100%). 1=Kriminalität; 2=Anerkennung; 3=Angst; 4=Arbeitslosigkeit; 5=Armut; 6=Teuerung; 7=Familie; 8=Miete; 9=Freizeit; 10=Gesundheit; 11=Gewalt; 12=Mobilität; 13=Offenheit; 14=Schule; 15=Verschmutzung; 16=Rassismus; 17=Drogen

Überraschend ist der Stellenwert, den Kriminalität im öffentlichen Bewusstsein der USA einnimmt. Hier rangiert Kriminalität auf etwa dem gleichen Niveau wie ein allgemeines Angstgefühl oder das Problem der Mietzahlung und noch hinter dem Problemfeld Drogen. Ganz anders ist die Situation in Deutschland, mit einem mehr als doppelt so hohen Anteil, der nur noch von dem Problemfeld Familie übertroffen wird.

Über die Gründe für diesen grundlegenden Mentalitätsunterschied zwischen den USA und Deutschland kann ich nur einige mögliche Erklärungen ansprechen:

  • Der vom „American way of life“ propagierte hohe Stellenwert persönlicher Freiheit umfasst auch das Risiko, von anderen in Ausübung derer Freiheit in den eigenen Rechten beschränkt zu werden. Dem gegenübergestellt ist die Eigeverantwortung für die Wahrung des Besitzstandes. Diese Verantwortung wird durch den vom 2. Zusatzartikel zur Verfassung der USA garantierten Anspruch auf Besitz einer Waffe zum Zweck der Selbstverteidigung unterstrichen – so die herrschende Auffassung.
  • Der hohe Stand von in Gefängnissen einsitzenden Häftlingen vermittelt das Gefühl, auf die Strafverfolgungsbehörden sei Verlass und die Zahl potentieller Krimineller müsse demnach gering sein und somit auch die Gefahr, selbst Opfer einer Straftat zu werden. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass darüber hinaus auch von der Kriminologie in neuerer Zeit verstärkt zum Täter-Opfer-Verhältnis geforscht wird und der Kriminalitätsprävention ein hoher Stellenwert beigemessen wird.
  • Durch verstärkte Präsenz von Sicherheitskräften im öffentlichen Raum – auch in Folge der Terrorgefahren – entsteht auch der Eindruck gesteigerter Gefahrenabwehr gegen andere Straftaten.
  • Die von der New Yorker Polizei angewandte Broken Windows Theorie führte offensichtlich zu einem starken Rückgang der Kriminalität und hat möglicherweise einen Stimmungswandel mit initiiert oder andere Städte zur Nachahmung veranlasst.
Kriminalität in den USA

„Gefühlte“ Kriminalität in den Metropolen der USA

 

In der nebenstehenden Grafik ist die räumliche Verteilung im Problemfeld Kriminalität auf der Ebene der Metropolen abzulesen. Trotz erfolgreichen Rückgangs der Kriminalität in New York liegt die gefühlte Kriminalität hier immer noch an der Spitze der Metropolen. Das mag damit zusammenhängen, dass sich Imageveränderungen im Allgemeinen im öffentlichen Bewusstsein nur langsam durchsetzen. An zweiter Stelle ist Los Angeles in deutlichem Abstand zu New York zu sehen, gefolgt von San Francisco. Alle übrigen Metropolen liegen nah am Niveau der USA als Ganzem.

Karte gefühlter Kriminalität in den USA

Räumliche Verteilung gefühlter Kriminalität in den USA

In der nebenstehenden Karte ist die räumliche Ausbreitung des Problemfeldes Kriminalität nochmals anschaulicher dargestellt. Hier ist deutlich zu sehen, dass New York unter den Metropolen insgesamt eine Sonderstellung auch im Feld Kriminalität hat und dass darüber hinaus ein Ost- / Westgefälle zu bestehen scheint.

 

Über Fidelio

Ich bin 1949 geboren und war in meiner berufstätigen Zeit als Stadtplaner in einer mittelgroßen kommune tätig. Seit meiner Studienzeit habe ich mich für die Entwicklung eines erweiterten geistigen Horizonts interessiert und einige Anstrengungen unternommen, mich persönlich in diesem Sinne zu entwickeln. Aufgrund meiner katholischen Erziehung habe ich in den 1960-er Jahren begonnen, mich intensiver mit dem modernen Mystiker Teilhard de Chardin zu befassen und bin so zur Gedankenwelt von Ken Wilber gekommen, die ich in diesem Projekt nutzbar zu machen versuche.
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