Seit dem 24.07.2016 habe ich – zunächst täglich, dann sporadischer – 11 Kriterien ermittelt, die einen Querschnitt durch das Gefühlsleben der Menschen in Deutschland ergeben. Die Kriterien wurden als Quotienten aus jeweils zwei Gegensatzpaaren errechnet, z. B. das Kriterium Glück aus der Zahl der Fundstellen im Internet für die Begriffe Glück und Unglück. In die Berechnung geht in diesem Beispiel Glück als positiver Wert ein, Unglück dagegen als negativer Wert. In vergleichbarer Weise wurde für die übrigen 10 Gefühlszustände verfahren. Die Ergenisse sind nachfolgend in der Form von Trendlinien grafisch dargestellt.
Die ermittelten Trends verlaufen bis auf die Gefühlswerte Offenheit und Aktivität im positiven Bereich. Während die in Aubergin dargestellte Trendlinie für Aktivität auf gleichbleibendem Niveau verläuft, ist für die in Dunkelgelb dargestellte Linie für Offenheit eine schwach steigende Tendenz zu sehen. Hierbei kann Offenheit als Hinweis auf eine wachsende Veränderungsbereitschaft verstanden werden, die hier jedoch nicht weiter spezifiziert wird, wahrscheinlich aber auch politische Bewegung einschließt.
Am deutlichsten treten Vertrauen und Zufriedenheit in Erscheinung. Der Trend bezüglich Vertrauen verläuft in einer stark abwärts gerichteten Linie. Zufriedenheit verhält sich annähernd spiegelbildlich dazu. Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen diesen Gefühlswerten bietet sich jedoch nicht an. Denkbar wäre vielleicht eine spezielle Ausprägung von Zufriedenheit, die als Selbstzufriedenheit darüber bezeichnet werden könnte, dass man die Hemmungen überwunden hat, einer geliebten Person oder geschätzten Institution nach langem emotionalen Ringen endlich das Vertrauen entzogen zu haben. So gesehen steht es für Auflösungstendenzen der Gesellschaft, die sich auch in der zunehmenden Offenheit nieder schlagen.
Auffällig sind zwei Trendverläufe, die jeweils Bündelungen von zwei Einzeltrends darstellen. Es handelt sich um Glück und ein unspezifisches Allgemeinbefinden, das durch die Antagonismen gut und schlecht charakterisiert wird sowie um Hoffnung und den als Summe aller Trends ermittelten Gesamttrend. Beide Paarungen verlaufen waagerecht und können plausibel erklärt werden. Sowohl Glück und Unglück wie auch gut und schlecht haben durch das tägliche Erleben der Welt und das Handeln in den unterschiedlichsten Situationen eine so große Verbreitung, dass sich beide Seiten jeweils die Waage halten.
Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt, sie enthält also das gute Leben in seiner ganzen Potenz, genau wie durch die hier versammelten Gefühlswerte ein umfassendes Spektrum des Gefühlslebens erfasst wird. Dieses Ergebnis kann als Hinweis darauf gelesen werden, dass die angewandte Methode durchaus realistische Ergebnisse liefert.