Die Gefühle der Deutschen zum Zeitpunkt der Wahl von Frank-Walter Steinmeier zum Bundespräsidenten

Es sollte kein Tag wie jeder andere in den Massenmedien sein, jener Sonntag am 12.02.2017, als Frank-Walter Steinmeier „alternativlos“ zum Bundespräsidenten gewählt wurde. Der Wahlvorgang und die Reden des Bundestagspräsidenten sowie des gewählten Bundespräsidenten wurden im Fernsehen übertragen – sozusagen als „Sonntagsreden“. Wenn auch in der Rede von Norbert Lammert ein redliches Bemühen um geistige Tiefe erkennbar war, so reichte es dennoch nicht, sich in mein Gedächtnis einzunisten. Es fehlte wohl an den hierzu notwendigen Reizworten. Umso neugieriger bin ich, ob es in den Gefühlswerten der Deutschen eine Reaktion darauf gibt.

Um es gleich zu sagen: Die Menschen im Lande haben das Ereignis weitgehend ignoriert. Lediglich in der Kurve für Zufriedenheit gibt es einen leichten Anstieg. Nach eigener Aussage war Steinmeier auch selbst mit dem gesamten Werdegang vom Außenminister zum Bundespräsidenten zufrieden. Man hat von ihm schon anspruchsvolleres gehört!

Die Tagesschau der ARD berichtete in den 20-Uhr-Nachrichten über folgende Themen: US-Gericht setzt Einreisestopp für muslimische Flüchtlinge aus, Gauck kritisiert Trumps Vorgehen, Anti-Trump-Demonstrationen in Europa, Kritik an Malta-Beschluss zu Libyen, Generalbundesanwalt fordert Personalverstärkung, Fillon bei Präsidentenwahl in Frankreich unter Druck, Iran reagiert mit Militärmanöver auf US-Sanktionen, Ehemaliger afghanischer Milizenchef von Sanktionsliste genommen, Proteste in Rumänien. Die Meldung des Tages war auf Grund der politischen Großwetterlage die neue Schlappe des amerikanischen Präsidenten, die zu einem steilen und starken Anstieg der Zufriedenheit führte.

Einen zweiten bemerkenswerten Anstieg gab es im Verlauf der Vertrauenskurve am 08.02.2017 und der Glückskurve einen Tag später. Eine eindeutige Zuordnung hinsichtlich Vertrauen ist aus den Nachrichten des Tages nicht möglich. Am ehesten kommen dafür die von der US-Regierung veranlasste Prüfung des Einreise-Dekrets durch ein Berufungsgericht und der Beschluss des Bundeskabinetts, Gewalt gegen Polizisten im Einsatz stärker zu bestrafen, in Betracht. Als Glück kann es wohl bezeichnet werden, das bei dem Atomunfall in einem über 30 Jahre alten Atomkraftwerk am Ärmelkanal in Frankreich keine atomare Strahlung ausgetreten ist, wie es die Tagesschau am 09. Februar berichtete.

Ein Blick auf den Langzeittrend zeigt keine nennenswerte Veränderung gegenüber dem vorigen Beobachtungszeitraum. Die häufigeren kurzfristigen Ausschläge in der Offenheitskurve haben mich jedoch dazu vernlaßt, den darin zum Ausdruck kommenden kurzfristigen Trend darzustellen. Dort sind insbesondere bei der Zufriedenheit, dem Mut und der Offenheit deutliche Unterschiede zu den Langzeittrends zu sehen. Die Veränderung der Zufriedenheitskurve ist entscheidend auf die oben erwähnte Schlappe der US-Regierung zurückzuführen. Der ansteigende Trend zur Offenheit trifft sich mit der in letzter Zeit in den Medien häufiger geäußerten Meinung, es gebe in Deutschland eine Wechselstimmung. In Wahlkampfzeiten kommt dieser Entwicklung besondere Bedeutung zu.

Über Fidelio

Ich bin 1949 geboren und war in meiner berufstätigen Zeit als Stadtplaner in einer mittelgroßen kommune tätig. Seit meiner Studienzeit habe ich mich für die Entwicklung eines erweiterten geistigen Horizonts interessiert und einige Anstrengungen unternommen, mich persönlich in diesem Sinne zu entwickeln. Aufgrund meiner katholischen Erziehung habe ich in den 1960-er Jahren begonnen, mich intensiver mit dem modernen Mystiker Teilhard de Chardin zu befassen und bin so zur Gedankenwelt von Ken Wilber gekommen, die ich in diesem Projekt nutzbar zu machen versuche.
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