Die Swing-States der USA
Bei den Swing-States handelt es sich um eine Auswahl von 12 Bundesstaaten der USA, die für das Ergebnis von Präsidentschaftswahlen in den USA ausschlaggebend sein können. Dabei handelt es sich um keine exakt begründbare Auswahl, sondern um eine Zusammenstellung nach einer Vielzahl von Variablen, die der Komplexität des Landes Rechnung tragen – jedoch unterstellt, dass die politischen Verhältnisse in den westlichen Staaten sehr stabil sind. Die Swing States zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie in Wahlkämpfen besondere Aufmerksamkeit genießen – schon hierdurch sind sie als Quelle für die Beurteilung des Wahlkampfverlaufs interessant. Nachfolgend werde ich einige wichtige Merkmale dieser Staaten anhand von Grafiken darstellen.
In den vorstehenden 8 Grafiken sind einige wesentliche Kennzeichnungen der 12 Swing-States dargestellt. Die Grafiken sind der deutschen und/oder englischen Wikipedia entnommen und basieren auf offiziellen amerikanischen Statistiken. Grafik 2 gibt einen Überblick über die Lage und die Wahlergebnisse der letzten Präsidentschaftswahl 2020 in diesen Bundesstaaten. Von den 12 Staaten gingen die blauen Staaten – mit 8 Staaten die Mehrheit der Swing-States – an den derzeitigen Amtsinhaber. Daraus ergibt sich jedoch keine Prognose für die anstehende Wahl, da das amerikanische Wahlsystem für deutsche Verhältnisse etwas unübersichtlich ist und den verschiedenen Bestimmungen der Bundesstaaten unterliegt. Dabei spielt der Zuschnitt der Wahlbezirke eine besondere Rolle. Dazu gehört auch das Prinzip der Wahlmänner, die nach den Einwohnerzahlen der Staaten bemessen wird, und hier z. B. für Texas (40 Wahlmänner) und Florida (30 Wahlmänner) den größten Einfluss auf das Gesamtergebnis der Wahl bewirken.
Die wirtschaftsgeographische Grobgliederung des in jeder Hinsicht sehr differenziert zu betrachtenden Landes kann nach Morphologie, Klima, Bevölkerungsverteilung und Verkehrsbeziehungen vorgenommen werden. Eine erste Unterscheidung (Grafiken 2 und 3) erfolgt im Allgemeinverständnis meistens nach der Lage zu den Seeverbindungen in Ostküstenstaaten und Westküstenstaaten sowie Staaten an den großen Seen im Nordosten des Landes und Staaten im mittleren Westen. Hinsichtlich der Swing-States scheiden die Westküstenstaaten aus. Die Mehrzahl der Staaten sind der Ostküste und den großen Seen im nordöstlichen Grenzgebiet zu Kanada zuzurechnen, Florida und Texas liegen am Golf von Mexico und haben somit Zugang zum Atlantik, Arizona und Colorado sind reine Binnenstaaten und teilen sich diese Beschränkung mit dem im Nordosten gelegenen Iowa. Ein weiteres Kriterium im Hinblick auf den Entwicklungsstand der Staaten ist das Stadt-Land-Gefälle, das für die Erstarkung militanter Bewegungen große Bedeutung hat. Eine grobe Abschätzung dieses Gefälles ist anhand der Bevölkerungsdichte in Kombination mit dem Vorhandensein von Ballungsgebieten möglich. Hierbei kann zunächst eine Grenze zwischen ländlichen Strukturen und verstädterten Strukturen gezogen werden, die in Grafik 4 von der Metropolregion Minneapolis/St. Paul nach San Antonia in Texas verläuft. Die Swing-States mit den meisten Metropolregionen sind Texas mit vier Metropolregionen (Dallas, Austin, Housten und San Antonio) und Florida mit zwei Metropolregionen (Jacksonville und Miami). Dagegen haben vier Staaten – darunter drei Staaten im ländlich strukturierten mittleren Westen (Iowa, Wisconsin und Ohio – keine Megastadt. Darüber hinaus hat auch der im äußersten Nordosten am Atlantik gelegene Neuenglandstaat Maine ebenfalls keine solche Verdichtung aufzuweisen. Knapp die Hälfte der Swing-States hat lediglich jeweils eine Megastadt aufzuweisen – Arizona (Phoenix), Colorado (Denver), Pennsylvania (Philadelphia), North Carolina (Charlotte) und Georgia (Atlanta).
Ergänzend zu der graduellen Betrachtung der Verdichtung kann die auf die Fläche bezogene Verteilung der Einwohner einen Eindruck von der Bevölkerungsdichte vermitteln. Nach Grafik 5 liegen die am höchsten verdichteten Staaten östlich der oben beschriebenen Linie. Es handelt sich dabei um Florida, North Carolina, Ohio und Pennsylvania. Im Vergleich mit der Verstädterungstendenz ist festzustellen, dass kein generell positiver Zusammenhang zwischen der Bevölkerungsdichte und der Herausbildung von Megastädten zu bestehen scheint. Lediglich für Florida kann eine leichte Tendenz in dieser Richtung angenommen werden. Für Ohio und Pennsylvania ist dagegen eine Verstädterungstendenz anzunehmen, die bei letzterem durch die Magnetwirkung von Philadelphia ausgelöst wird. (In diesem Zusammenhang weise ich auf den Beitrag zum Wahlkampf 2020 hin). Es kann somit festgehalten werden, dass die Hälfte der Swing-States eher ländlich strukturiert sind und die andere Hälfte einer Verstädterung unterschiedlicher Ausprägungen unterliegt. Geradezu symbolhaft stellt sich dieses in Texas dar, wo die östliche Hälfte eine wesentlich größere Verstädterungstendenz zeigt als die westliche Hälfte.
Wie in einem früheren Beitrag beschrieben, haben die ethnischen Strukturen auf die Siedlungsentwicklung der Städte in den USA großen Einfluss. In Grafik 7 sind daher die Ursprünge der Bewohner nach den Mehrheiten in den Countys dargestellt. Daraus sind Schwerpunkte vor allem für die deutsch-stämmige, afroamerikanisch-stämmige, englisch-stämmige bzw. amerikanisch-stämmige und amerikanisch-indianisch-stämmige Bevölkerung ablesbar. Bezogen auf die Swing-States bedeutet das für Arizona eine Dreiteilung der Countys in mexikanisch-, deutsch– und amerikanisch-indianisch– geprägte, für Texas eine Vierteilung der Countys in mexikanisch-, amerikanisch/englisch-, deutsch- und afro-amerikanisch geprägte Countys. Eine Dreiteilung ist ebenfalls in Florida zu sehen. Dort spielen die deutsche-, amerikanisch/englische- und afro-amerikanische Abstammung eine hervorgehobene Rolle. In fünf Staaten spielt alleine die deutsche Abstammung eine hervorgehobene Rolle. Besonders zu erwähnen ist die Sonderrolle der englischen Abstammung, die in vier Staaten (Texas, North Carolina, Georgia, Florida) zu sehen ist und dazu führt, dass die englische Abstammung nur in einem Staat (Maine) bewusst wahrgenommen wird. Es handelt sich bei Georgia und North Carolina um Staaten mit starkem afro-amerikanischem Anteil, die einen Zusammenhang zwischen der Absetzung von den englischen Wurzeln und der rassistischen Vergangenheit vermuten lässt. Im Norden von Florida gibt es ebenfalls eine starke afro-amerikanische Minderheit, die einer sozialen Schicht relativ armer Weißer gegenübersteht, die in der Tradition des Südstaaten-Rassismus verwurzelt ist und als Rednecks bezeichnet wird.
Bundesstaat | Abstammung 1 | Abstammung 2 | Abstammung 3 | Abstammung 4 |
Arizona | mexikanisch | deutsch | am./indianisch | ————– |
Clorado | deutsch | ————— | —————- | ————– |
Texas | mexikanisch | am./engl. | deutsch | afro-amerikan. |
Iowa | deutsch | ————— | ————— | ————— |
Wisconsin | deutsch | ————— | ————— | ————— |
Michigan | deutsch | finnisch | ————— | ————— |
Ohio | deutsch | ————— | ————— | ————— |
Pennsylvania | deutsch | ————— | ————— | ————— |
Maine | englisch | französisch | ————— | ————— |
North Carol. | afro-amerikan. | am./engl. | ————— | ————— |
Georgia | afro-amerikan. | am./engl. | ————— | ————— |
Florida | deutsch | am./engl. | afro-amerikan. | ————— |
In der oben stehenden Tabelle sind die größten Minderheiten nach Abstammungen in absteigender Reihenfolge von links nach rechts angegeben. In der ersten Spalte sind jeweils die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl von 2020 durch Blau für die Demokraten und Rot für die Republikaner kenntlich gemacht. Aus diesen Ergebnissen lassen sich keine direkten Zusammenhänge zwischen Wahlergebnissen und Abstammungen herauslesen. Jedoch ergeben sie in der Zusammenschau mit anderen Kriterien – wie z. B. mit Armut und/oder Bevölkerungsentwicklung Erklärungsmuster für Wahlentscheidungen.