Wertewelten der Parteien und Spitzenkandidaten zur Landtagswahl in Sachsen 2019

Auf Grund verschiedener Ereignisse im Zusammenhang mit Rechtsextremismus hat das Land Sachsen im politischen Deutschland die Rolle eines „Prüffeldes“ für den Umgang mit Parteien des rechten Spektrums erhalten. Ob zu recht oder unrecht ist aus der Ferne nicht zu beurteilen. Mein Besuch in Dresden vor einigen Monaten hat jedenfalls für eine gute Erinnerung an diese Stadt gesorgt und so möchte ich an dieser Stelle einen kleine Hilfestellung für die Wahlentscheidung am 1. September geben. Wie bereits schon früher zu solchen Anlässen geschehen, werde ich nachfolgend die aussichtsreichsten und interessantesten Parteien in den Rahmen ihrer Wertewelten stellen, wie er sich aus dem System der Spiral Dynamics ergibt.

In der oben stehenden Grafik sind die Wertememe von 7 Parteien in eine Reihe gestellt, so dass ihre Unterschiede leicht zu erfassen sind. Auf die gravierendsten Unterschiede werde ich kurz eingehen. Auch hier gilt der Vorbehalt, dass es sich um einen Interpretationsversuch handelt, der erst durch räumliche und lebensnahe Auseinandersetzung mit den Verhältnissen an Wahrheitsgehalt gewinnt und mich deshalb zu einem fernen Beobachter macht. Dennoch kann ich sagen, dass sich in Sachsen Welten begegnen, die ich bisher in dieser Vielfalt noch nirgends – außer bei Einzelpersonen – gesehen habe. Ein Vergleich mit dem Gesamtbild des Landes aus dem Jahr 2013 zeigt im Vergleich mit Westdeutschen Ländern keine Auffälligkeiten.

Auch im Vergleich zum Gesamtbild des Landes stellt sich das Bild der Parteien stark abweichend dar. Im Allgemeinen zeigen die Wertewelten der regierenden Parteien starke Ähnlichkeiten zu dem Gesamtbild (Stand 2013) ihres Landes. Im vorliegenden Fall trifft das jedoch nicht zu. Das Gewicht von Orange ist stark erhöht, zu Lasten von Grün. Gleiches gilt für SPD und CDU, aber auch für die AfD. Hierin drücken sich sehr starke individuelle Interessen aus, die den Zusammenhalt der Gesellschaft und die Erhaltung der natürlichen Lebensbedingungen, wie sie in Grün zum Ausdruck kommen, hinten ansetzen. Es kann vermutet werden, dass die politischen Turbulenzen, die in den letzten Jahren Sachsen erschüttert haben, der Preis für den wirtschaftlichen und technologischen Aufschwung des Landes sind, der in den letzten Jahren stattgefunden hat.

Um das Bild weiter abzurunden, stelle ich mit einer weiteren Grafik den Parteien ihre Spitzenkandidaten zur Seite.

Die bereits bei den Parteien zu sehenden Schwerpunkte finden sich auch bei einigen ihrer Spitzenkandidaten. Zumindest beim CDU-, AfD-, SPD– und FDP-Kandifaten sind die – nicht ganz so stark – ausgeprägten Anteile von Orange zu sehen. Eine „Arbeitsteilung“ ist dagegen bei dem Spitzenduo der GRÜNEN abzulesen, wo die Kandidatin für Ökologie und Soziales (grün) zuständig zu sein scheint und der Partner den erfolgsorientierten bürgerlichen Part übernimmt (Orange), der sich mit den genannten bürgerlichen Parteien messen kann. Der Spitzenkandidat der NPD zeigt ein Muster an, das die widerstreitenden Wertesysteme Blau und Grün auf eine Person konzentriert, die damit vollkommen überfordert ist und für das – im Bild der Partei dominierende – individuelle Orange keinen Platz lässt.

Abschließend möchte ich auf das ausgeprägt vorhandene Rot bei der Partei „Die Linke“ und der NPD hinweisen. In verstärktem Maße zeigt es sich bei dem Spitzenkandidaten der LINKEN, aber auch beim CDU-Kandidaten, während der Kandidat der NPD einen besonders schwachen Anteil von Rot aufweist. An dieser Stelle ist der Hinweis wichtig, dass die von Rot angezeigte Gewalt nicht ausschließlich den Personen als aktiv Beteiligten zuzurechnen ist. Vielmehr handelt es sich um Täter-Täter oder Täter-Opfer-Beziehungen, die sich als strukturelle oder physische Gewalt auswirken können.

Über Fidelio

Ich bin 1949 geboren und war in meiner berufstätigen Zeit als Stadtplaner in einer mittelgroßen kommune tätig. Seit meiner Studienzeit habe ich mich für die Entwicklung eines erweiterten geistigen Horizonts interessiert und einige Anstrengungen unternommen, mich persönlich in diesem Sinne zu entwickeln. Aufgrund meiner katholischen Erziehung habe ich in den 1960-er Jahren begonnen, mich intensiver mit dem modernen Mystiker Teilhard de Chardin zu befassen und bin so zur Gedankenwelt von Ken Wilber gekommen, die ich in diesem Projekt nutzbar zu machen versuche.
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