Deutschland und die Ukraine in der Entwicklungsspirale am 31.10.2022

An dieser Stelle werde ich – soweit es mir möglich ist – täglich die Entwicklung der Wertewelten und der Quadranten der Integralen Theorie in Deutschland und der Ukraine veröffentlichen. Zu diesem Schritt habe ich mich aufgrund der sprunghaften Entwicklungen der letzten Jahre und Monate entschlossen, da sich die Bilder der Grafiken in diesem Zeitraum drastisch verändert haben und nach zeitnahen Erklärungen verlangen. Die Verknüpfung mit der Ukraine ermöglicht darüber hinaus Rückschlüsse auf Zusammenhänge zwischen deutscher Außenpolitik und Ukrainekrieg. Die Integrale Theorie kann so wertvolle Beiträge zur Meinungsbildung leisten. Ein Sinn hierfür ergibt sich allerdings erst, wenn sich möglichst viele Menschen hierzu Gedanken machen und ihr Handeln hieran orientieren.

Die Darstellung der Quadranten erfolgt – abweichend von der bisher überwiegenden Darstellung als Quadrantenbild als Säulengrafik und in Prozenten. Diese Änderung erfolgt aus Vereinfachungsgründen um eine tägliche Erhebung vom Aufwand her möglich zu machen. Eine Angleichung an die Quadrantendarstellung erhält man, wenn die Prozentwerte jeweils in 5%-Intervalle zerlegt werden.

Die beiden Grafiken werden durch ein Tageszitat aus dem Bereich der Integralen Theorie ergänzt. Dabei wird der jeweilige Bezug zwischen Grafik und Zitat durch ein gelb hinterlegtes Stichwort markiert, um so einen Hinweis auf die Schwerpunkte der Entwicklung zu geben.

Hinweise:  Zum Lesen der Grafiken bitte mit einem Klick vergrößern!

„In einer durcheinandergeratenen Welt, die von den geballten Wirkungen der ersten sechs Systeme auf die Umwelt und die Bevölkerungen bedroht wird, muss die Lebensfähigkeit erneuert werden (auftauchendes Gelb). Der Sinn des Lebens besteht darin, innerhalb vernünftiger Grenzen unabhängig zu sein – so viel Wissen wie möglich, so viel Fürsorge, wie realistisch ist. Dennoch bin ich selbst für mich selbst verantwortlich, eine Insel in einem Archipel von Menschen. Sich entlang eines natürlichen Pfads weiterzuentwickeln, wird mehr geschätzt, als danach zu streben, etwas zu haben oder zu tun. Ich sorge mich um den Zustand der Welt wegen des Einflusses, den er auf mich als Teil des lebendigen Systems hat.“

Zitat aus: Beck, Don Edward; Cowan, Christopher C.. Spiral Dynamics: Leadership, Werte und Wandel (German Edition) . J. Kamphausen Verlag. Kindle-Version.

Das Leben ist ein Kaleidoskop natürlicher Hierarchien (Holarchien), Systeme und Formen. Höchste Priorität haben Flexibilität, Spontaneität und Funktionalität. Unterschiede und Pluralitäten können in voneinander abhängige, natürliche Fließvorgänge integriert werden. Egalitarismus wird durch natürliche Abstufungen von Rangordnung und Leistung ergänzt. Wissen und Kompetenz sollten Vorrang haben vor Macht, Status oder Gruppenempfindlichkeiten. Die vorherrschende Weltordnung ist das Ergebnis der Existenz verschiedener Ebenen der Wirklichkeit (Meme) und der unvermeidlichen Muster der Auf-und -Abbewegungen innerhalb der dynamischen Spirale. Gute Regierung erleichtert das Emergieren von Entitäten auf allen Ebenen zunehmender Komplexität (verschachtelte Hierarchie).

Zitat aus: Ken Wilber: Integrale Psychologie

Heute (jedoch) entwickeln sich globale Systeme und integrale Netzwerke aus den korporativen Staaten und Wertegemeinschaften …. Diese miteinander wechselwirkenden Systeme erfordern eine Regierung, die in der Lage ist, Nationen und Gemeinschaften im Bereich der gesamten Spirale innerer und äußerer Entwicklung zu integrieren (nicht zu beherrschen). Was die Welt heute benötigt, ist die erste echt sekundärschichtige Form politischer Philosophie und Regierungsgewalt. Ich glaube natürlich, daß es eine ,,alle Quadranten, alle Ebenen“ einbeziehende politische Theorie und Praxis sein muß, die in ihren Strukturen und Mustern zutiefst integral ist. Eine solche Struktur wird keineswegs die U.S.-Verfassung (oder die irgendeiner anderen Nation) ersetzen, sondern sie einfach in ein globales Netzwerk einbinden, das die wechselseitige Entfaltung und Förderung erleichtert – eine integrale und holonische Politik. Es bleibt die Frage: Wie genau wird dies erdacht, verstanden, angenommen und praktiziert werden? Wie sehen die präzisen Einzelheiten aus, welche praktischen Spezifizierungen, wo und wie und wann? Das ist die große und erregende Aufgabe der Politik am Beginn des neuen Jahrtausends.

Zitat aus: Ken Wilber: Ganzheitlich handeln

 

(Aufsteigen der linken Quadranten, Umkehr der Gewichte von rechts und links, auftauchendes Türkis)

Als ein Fehlen provoziert Dunkelheit menschliche Projektionen von Moral oder geistiger Unzulänglichkeit, die oft mit Begriffen, die Sündiges oder Böses bezeichnen, wiedergegeben werden: So beschreibt zum Beispiel das Kapitel ,,Licht“ des Korans die Taten eines Ungläubigen als Dunkelheit auf einem weiten, abgründigen Meer… Schicht um Schicht Dunkelheit. In Joseph Conrads Vorstellung ist ein ,,Herz der Finsternis“ von abscheulichen Leidenschaften und niederen Instinkten beherrscht; es lockt die „ungesetzliche Seele“ iiber die entscheidenden Grenzen menschlichen Handelns hinaus. Für Sylvia Plath ist Dunkelheit eine innerliche Bedrohung:
Dunkelheit beschwört oft die wimmelnde Strukturlosigkeit des Anfangs herauf: ,,Es ward Dunkelheit“, stellt der Rigveda fest, und zuerst war Alles ein in Dunkelheit verborgenes, unterschiedsloses Chaos“. Sie kann aber auch auf eine Verarmung des Geistes oder der Substanz deuten. Das hinduistische Kali Yuga zum Beispiel, das ,,finstere Zeitalter“, dem die ordnende Kraft des Dharma fehlt, des heiligen Gesetzes, ist von Anmaßung, Habgier und Krieg geprägt. Die Alchemie verbindet die Symbolik der Dunkelheit mit dem nigredo — jenem Stadium, in dem das Ego nicht nur mit dem Gewicht seiner irdischen Existenz und seinen nicht gelebten Möglichkeiten konfrontiert wird, sondern auch mit seiner Fähigkeit zum Bösen. Doch das, was nur Abwesenheit, Leere und Undeutlichkeit zu sein scheint, kann tatsächlich auf eine Leuchtkraft, eine Ausstrahlung und eine Fülle verweisen, die der Dunkelheit auf besondere Weise eigen ist. Ist sie letztlich nicht doch lebendig und aufwühlend?

Im Dunkeln fasse ich Mut. Im Dunkeln fasse ich Mut. Leute sind unterwegs — ah, sollten wir nicht unseren Spaß haben? Einfach nur, um im Dunkeln Mut su fassen.

Aretha Franklin, „Spirit in the Dark

Gregor von Nyssa, ein christlicher Autor aus dem 4. Jahrhundert, war der Auffassung, dass erst wenn man das schillernde Licht des logisch denkenden Geistes gelöscht habe, könne man der Präsenz und Weisheit Gottes ganz unmittelbar näher kommen: ,,Moses Vision Gottes begann mit Licht, danach sprach Gott zu ihm aus einer Wolke. Doch als Moses immer höher stieg und sich immer mehr vervollkommnete, sah er Gott in der Dunkelheit.“ Zuallererst jedoch ist Dunkelheit das Gefilde der Initiation. In einem verzauberten Wald, in der Höhle des Schamanen, im schwarzen Teich oder Quell, in einem verdunkelten Theater, in der Alcheringa, der Traumzeit, oder im Tempel des Äskulap wird man mit der Pein und dem stillen Taumel des Todes und der (Wieder-)Geburt konfrontiert. Das Erlebnis einer initiierenden Dunkelheit, wie T.S. Eliot sie heraufbeschwor, ist sicherlich eine paradoxe und zwiespältige Erfahrung:

Oh Dunkel Dunkel Dunkel… Ich sagte su meiner Seele, sei ruhig und lass das Dunkel über dich kommen… Ich sagte su meiner Seele, sei ruhig und warte, ohne zu hoffen, denn Hoffen wäre ein Hoffen auf das Falsche; warte, ohne su lieben, denn diese Liebe wäre eine Liebe fiir das Falsche;… Warte, ohne nachzudenken, denn zum Nachdenken bist du nicht bereit: Dann wird aus Dunkelheit Licht, und die Stille beginnt su tanzen.

Doch tritt man bewusst in die Dunkelheit ein und erträgt ihre Hülle, lernt man in ihren Winkeln, zu sehen und zu hören wie eine Katze, wird sie die in ihr verborgenen Schätze nach und nach offenbaren. Dabei wird die Dunkelheit zu einem geheimnisvollen und vertrauten Urgrund der Verwandlung und Inspiration, von Wachsen und Heilung werden, zu dem wir immer wieder dankbar zuriickkehren:

Du Dunkelheit, aus der ich stamme, ich liebe dich mehr als die Flamme, welche die Welt begrenzt… Rainer Maria Rilke, „Du Dunkelheit“

Zitat aus: Buch der Symbole, Verlag Taschen

Über Fidelio

Ich bin 1949 geboren und war in meiner berufstätigen Zeit als Stadtplaner in einer mittelgroßen kommune tätig. Seit meiner Studienzeit habe ich mich für die Entwicklung eines erweiterten geistigen Horizonts interessiert und einige Anstrengungen unternommen, mich persönlich in diesem Sinne zu entwickeln. Aufgrund meiner katholischen Erziehung habe ich in den 1960-er Jahren begonnen, mich intensiver mit dem modernen Mystiker Teilhard de Chardin zu befassen und bin so zur Gedankenwelt von Ken Wilber gekommen, die ich in diesem Projekt nutzbar zu machen versuche.
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