Mr. President – „Black Lives Matter“

Fein gekleidete Pflanzerfamilie in Virginia bei der Besichtigung der Unterkuenfte ihrer Sklaven.

Der kaltblütige Mord amerikanischer Polizisten an dem Afroamerikaner George Floyd hat international ein starkes Echo gefunden und auch am vergangenen Wochenende in vielen Ländern Hunderttausende zu Protestveranstaltungen gegen Rassismus und Polizeigewalt mobilisiert. Diese Resonanz ist ein Zeichen für die Bereitschaft, sich aktiv für die Rechte von Minderheiten einzusetzen. Dabei wird deutlich, dass es sich bei den über 1000 Menschen, die in den USA durch Polizeigewalt gestorben sind, nicht allein um ein amerikanisches Problem handelt. Auch in Deutschland haben sich die bekannt gewordenen Übergriffe von Polizeibeamten auf Farbige und andere Minderheiten deutlich vermehrt und zu einer Zunahme rechter Gewalt beigetragen.

In der öffentlichen Diskussion kommen mehr und mehr die Ursachen des Rassismus und seiner Erscheinungsformen zur Sprache und es zeichnet sich der entscheidende Einfluss Europas hierbei ab. Damit ist Rassismus als Problem der Weißen gekennzeichnet, dass aus christlichem Universalismus, Kolonialismus, Sklaverei und Nationalismus entstand. Der Sozialanthropologe Otto Ammon sorgte schließlich gegen Ende des 19. Jh. für die Einbindung des Rassegedankens in die Naturwissenschaften. Der von ihm begründete Sozialdarwinismus war und ist eine der wichtigsten Rechtfertigungsideologien für alle Spielarten von Rassismus und trotz aller widerlegenden Erkenntnisse der Genetik bis heute nicht überwunden.

Der von Europa nach Amerika – und speziell der in die USA – exportierte Rassismus hat eine spezielle Ausprägung erhalten, die eng mit der Rechtsordnung des Landes verwoben ist und deshalb besonders schwer zu bekämpfen ist. Besondere Nähe zum Rassismus hat die Republikanische Partei der USA entwickelt, über die der deutsch-amerikanische Journalist Hannes Stein in einem Essay 2016 schrieb: »Donald Trump wird an der Wahlurne besiegt. In diesem Fall hat die Republikanische Partei keine Chance, wenn sie sich zur Partei der weißen Männer ohne Collegeabschluss zurückentwickelt. Im 19. Jahrhundert war das noch die Mehrheit der amerikanischen Wähler. Am Anfang des 21. Jahrhunderts ist es eine Minderheit. Die Republikanische Partei muss sich ihrem dunklen „Es“ stellen und es in einem Akt ehrlicher Analyse überwinden – oder die stolze Partei Abraham Lincolns sinkt zu einer Sekte von rassistischen Krakeelern herab.« Wir schreiben nun das Jahr 2020 und haben fast vier Jahre Regentschaft des republikanischen Präsidenten erlebt, der alles andere versucht, als die informierten und darum selbständig denkenden Wähler an die Urne zu bringen. Seine Partei hat nur noch einen Versuch, den Weg zur Sekte zu beenden – nach erneutem Sieg von Donald Trump könnte ihr Weg und der Weg der USA in das politische Inferno führen.

Nachfolgend gebe ich mit den Mitteln dieses Projekts einen Zwischenstand unter dem Einfluss der antirassistischen Proteste für die USA im Vergleich zu Deutschland.


Zunächst möchte ich die Situation der Wertewelten der USA und Deutschlands als Ganzen vergleichen. Strukturell bestehen hier große Ähnlichkeiten mit nahezu identischen Anteilen von Orange, gegenüber Grün dominierendem Blau, die in beiden Ländern deutlich von Orange überflügelt werden. Wesentliche Unterschiede bestehen jedoch in einem starken Rot auf der Seite der USA, womit eine starke Atmosphäre der Gewalt ausgedrückt ist, die von einzelnen Protagonisten erzeugt wird. Damit ist noch nichts über die Form der Gewalt gesagt – sowohl strukturelle Gewalt wie auch physische Gewalt können sich hierin zeigen. Zu vermuten ist hierbei, dass ein beträchtlicher Anteil auf strukturelle Gewalt seitens der Administrationen entfällt, da sich weder zu „Rassismus“ noch zu „George Floyd“ vergleichbare Anteile von Rot zeigen. Eine weitere Auffälligkeit im Ländervergleich betrifft den Anteil von Grün, der bei Deutschland wesentlich stärker ist, als bei den USA. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass der evolutionäre Weg von Grün in die zweite Ordnung weiterführt. Die bei den USA gegenüber Deutschland stark vorhandenen Anteile von Gelb und Türkis sind als Produkte von Grün anzusehen und stellen damit eine logische Entwicklung dar, die in Deutschland noch nicht stattgefunden hat. Dabei ist ebenfalls ein deutlicher Einfluss der aktuellen Geschehnisse in den USA zu sehen, da Gelb außergewöhnlich stark in Verbindung mit „racism“ steht und auch in Verbindung mit George Floyd und Minneapolis deutlich hervortritt.

Ein deutlicher Unterschied zu Deutschland besteht im Bezug auf „racism“. In Deutschland stellt sich der Rassismus in Strukturen dar, die weitgehend mit Deutschland als Ganzem übereinstimmen. Unterscheidungsmerkmale sind der deutlich stärkere Anteil von Orange und das deutlich werdende Rot. Racism in den USA ist dagegen mit den tradierten Ordnungsmächten, die in Blau zum Ausdruck kommen, verbunden und innerhalb der Wertewelt der USA ein identifizierbares Holon darstellt, das zu den „Erbfaktoren“ des Landes gehört und nicht völlig ausgelöscht werden kann, ohne die Identität des Landes zu zerstören. So ist auch die weitgehende Übereinstimmung mit den Strukturen der Wertewelten von Trump und Biden sowie der Demonstranten zu erklären.

Erhebung 02-2020

Erhebung 02-2020

Der Vergleich der Wertewelten von Trump und Biden zeigt für beide Kandidaten eine Verlagerung von starken Anteilen aus Grün nach Blau , das damit bei beiden Kandidaten dominierenden Einfluss erhält. In der Wertewelt von Trump profitiert hiervon auch Orange in erheblichem Umfang. An der Verlagerung der Gewichte ist ebenfalls bei Trump und Biden Rot beteiligt, das sich vor allem bei Trump wesentlich verringert hat.

Insgesamt ist für beide Kandidaten festzustellen, dass sie sich von der Wertewelt der USA abgesetzt haben und von der traditionellen Struktur des Staates dominiert werden. Diese Entwicklung trifft für Biden wesentlich stärker zu als für Trump. Mit dieser Entwicklung haben sich beide Kandidaten weitgehend an die in Bewegung geratenen Kräfte im Zusammenhang mit dem Thema Rassismus angenähert. Hiermit ist jedoch noch nichts über die Authentizität der Kandidaten ausgesagt, die bezüglich Trump  fraglich ist und durch Lügen, Halbwahrheiten und häufige Richtungsänderungen von vornherein nicht gegeben ist. Seine Wertewelt ist eher als ein Geflecht von Illusionen zu bezeichnen, das aus den Missverständnissen, Hoffnungen und Unwissenheit seiner Klientel entsteht. Insoweit ist hierin auch die Möglichkeit gegeben, Wähler für den Kandidaten der Demokraten zu gewinnen.

Die Dominanz von Blau im Bezug auf „riot“ wie auch die Übereinstimmung mit der Wertewelt von Donald Trump und „racism“ deutet darauf hin, dass – unter Beachtung der vorstehenden Einschränkung – alle Seiten an der Aufrechterhaltung der Ordnung und der Geltung der Gesetze interessiert sind. Dafür spricht auch, dass die Wertewelt von Minneapolis durch Orange dominiert wird und durch starkes Blau flankiert wird. Auf der anderen Seite fehlt es an sozialem und ökologischem Grün, das zur Bekämpfung von Rassismus erforderlich wäre.

Das alles überstrahlende Orange im Wertebild von George Floyd bringt die Erhebung seines Namens zum Symbol für die aufkeimende Bewegung gegen Rassismus zum Ausdruck, ohne ihn in den Status eines Heiligen zu erheben. In dieser Nüchternheit besteht die Chance, ein dauerhaftes Andenken und eine lang anhaltende Wirkung über seinen Tod hinaus zu erhalten.

Über Fidelio

Ich bin 1949 geboren und war in meiner berufstätigen Zeit als Stadtplaner in einer mittelgroßen kommune tätig. Seit meiner Studienzeit habe ich mich für die Entwicklung eines erweiterten geistigen Horizonts interessiert und einige Anstrengungen unternommen, mich persönlich in diesem Sinne zu entwickeln. Aufgrund meiner katholischen Erziehung habe ich in den 1960-er Jahren begonnen, mich intensiver mit dem modernen Mystiker Teilhard de Chardin zu befassen und bin so zur Gedankenwelt von Ken Wilber gekommen, die ich in diesem Projekt nutzbar zu machen versuche.
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