Erläuterungen zum Deutschland-Index

In der Kategorie „Deutschland-Index“ werden Erhebungen nach der bereits zu den Problemfeldern erläuterten Methode der Internet-Befragung veröffentlicht, die Auskunft über die Stimmungslage in Deutschland geben. Es werden insgesamt 11 Indizes ermittelt, die mit Ausnahme des 11. Indexes aus Gegensatzpaaren von Gefühlswerten als Quotienten dieser Werte grafisch dargestellt werden. Die Gegensatzpaare sind:

Name des Index Gegensatzpaar
Glück glücklich / unglücklich
Zufriedenheit zufrieden / unzufrieden
Freude Freude / Trauer
Allgemeinbefinden gut / schlecht
Aktivität wach / müde
Kraft stark / schwach
Mut mutig / ängstlich
Hoffnung Hoffnung / Verzweiflung
Vertrauen Vertrauen / Misstrauen
Offenheit geöffnet / geschlossen

Als 11. Index wird aus den 10 Indizes ein arithmetisches Mittel gebildet und als „Gesamt“ dargestellt. Bei der Berechnung der Quotienten erfolgt bei Ergebnissen < 1 eine Vertauschung von Zähler und Nenner, so dass eine Darstellung als Negativwert möglich wird.

Die Erhebung der Werte erfolgt prinzipiell täglich mit sporadischen Unterbrechungen, die dem Privatleben geschuldet sind.

Die grafische Aufbereitung erfolgt in Liniendarstellungen, die Datenpunkte verbinden und durch Trendlinien, die in der Regel lineare Trends widergeben. Der Gesamtwert bildet dabei eine Art Prüfwert für den Anspruch, den Gefühlshaushalt der Menschen möglichst umfassend abzubilden. Im Idealfall sollte sich in der Verlaufskurve der Tageswerte eine Gerade darstellen. Nach den bisherigen Ergebnissen ist dieses weitgehend erreicht.

Nachfolgend gebe ich zu den einzelnen Indizes einige Erläuterungen, die hinsichtlich der lexikalischen Bedeutung der Gefühlsbegriffe auf den Angaben der Wikipedia basieren und um Angaben hinsichtlich ihrer Aussagekraft in diesem Projekt ergänzt werden. Soweit es sich um Zitate aus der Wikipedia handelt sind diese kursiv geschrieben.

Indexname Erläuterung
Glück Das Wort „Glück“ kommt von mittelniederdeutsch gelucke/lucke (ab 12. Jahrhundert) bzw. mittelhochdeutsch gelücke/lücke. Es bedeutete „Art, wie etwas endet/gut ausgeht“. Glück war demnach der günstige Ausgang eines Ereignisses. Voraussetzung für den „Beglückten“ waren weder ein bestimmtes Talent noch auch nur eigenes Zutun. Dagegen behauptet der Volksmund eine mindestens teilweise Verantwortung des Einzelnen für die Erlangung von Lebensglück in dem Ausspruch: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Demnach hängt die Fähigkeit, in einer gegebenen Situation glücklich zu sein, außer von äußeren Umständen auch von eigenen Einstellungen und Bemühungen ab.

Als Erfüllung menschlichen Wünschens und Strebens ist Glück ein sehr vielschichtiger Begriff, der Empfindungen vom momentanen bis zu anhaltendem, vom friedvollen bis zu ekstatischem Glücksgefühl einschließt, der uns aber auch in Bezug auf ein äußeres Geschehen begegnen kann, zum Beispiel in der Bedeutung eines glücklichen Zufalls oder einer das Lebensglück begünstigenden Schicksals­wendung. In den erstgenannten Bedeutungen bezeichnet der Begriff Glück einen innerlich empfundenen Zustand, in den letzteren hingegen ein äußeres günstiges Ereignis. Glück darf nicht mit Glückseligkeit verwechselt werden, die meist in Zusammenhang mit einem Zustand der (religiösen) Erlösung erklärt und verstanden wird.

Die Bildung eines Gegensatzpaares kann durch den Gegenbegriff Unglück oder den umgangssprachlich gebräuchlicheren Begriff Pech gebildet werden. In dieser Möglichkeit liegt allerdings auch eine Ungleichgewichtigkeit, die durch die Verwendung der Adjektive zu Glück und Unglück ausgeschlossen wird, da es zu Pech kein Adjektiv gibt.

Das Glück kommt meistens unverhofft und führt dann zu ausgeprägten Gefühlsäußerungen, die sich in der Verlaufskurve durch deutliche Ausschläge zeigen.

Zufriedenheit Zufrieden zu sein ist ein wichtiger Teil des biologischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens, der im Allgemeinen die Gesundheit und Lebensqualität entscheidend mitbestimmt. Gerade auch in Beruf und Ausbildung prägt Zufriedenheit den individuellen Erfolg wesentlich mit. Zufriedene Menschen bilden im Allgemeinen keine oder kaum Symptome aus.

Die Zufriedenheit kann im Rahmen des Prozesses der Lebensbewältigung ein Ziel des Menschen sein, das zu einem Zufriedenheitserfolg führen kann. Sie ist ein Ziel, das einerseits entdeckt werden möchte und andererseits in der Realisierung mit Anstrengungen verbunden ist.[1] Die Zufriedenheit tritt im Leben nicht automatisch ein, sondern sie muss sich in der ständigen Auseinandersetzung mit der Unzufriedenheit behaupten. Wer in die totale Unzufriedenheit abgleitet, wird im Unglück enden. Letztlich wird derjenige Mensch eher zufrieden und glücklich werden,[2] der es versteht, seine inneren Erfahrungen zu steuern bzw. zu kontrollieren und negative Erlebnisse positiv zu verarbeiten.

Es werden die Adjektive des Gegensatzpaares verwendet, da diese erfahrungsgemäss häufiger benutzt werden und statistisch zu besseren Ergebnissen führen.

Im Vergleich zu den anderen Indizes stellt Zufriedenheit neben Vertrauen den grössten Gefühlswert im Gesamt-Gefühlshaushalt dar.

 Freude Freude ist der Gemütszustand[1] oder die primäre Emotion,[2] die als Reaktion auf eine angenehme Situation oder die Erinnerung an eine solche entsteht. Je nach Intensität äußert sie sich als Lächeln, Lachen oder einem Freudenschrei.

Im weiteren Sinne kann auch der Auslöser einer Freude, eine frohe Stimmung oder ein frohes Dasein als Freude bezeichnet werden. Der Begriff Glück wird manchmal im Sinne von Freude verwendet.

Freude ist sich selbst gesehen weder gut noch schlecht. Eine wertende Komponente kommt ihnen erst zu, wenn sie in negativem oder positivem Verhältnis zur geltenden Moral stehen (Beispiele: Schadenfreude bzw. Siegesfreude).

Freude ist im Tagesbewusstsein des Menschen stets präsent und kann als bilanzierte Summe aller Empfindungen betrachtet werden, die im Bewusstsein an die Stelle des berechneten Gesamtindexes tritt. Der Verlauf der beiden Linienzüge ist deshalb sehr ähnlich. Der Gegenbegriff Trauer ist an einen Verlust gebunden, der meistens ein einschneidendes Ereignis darstellt und für den Verlauf der Biografie eher eine Ausnahmesituation darstellt.

 Allgemeinbefinden  Die hinter diesem Index stehenden Begriffe gut und schlecht sind Werturteile, die auf Jedes und Alles täglich angewendet werden und deshalb situationsunabhängig ein Grundgefühl des Menschen zum Ausdruck bringen können. In der Kommunikation mit dem sozialen Umfeld wird diese wertende Selektion der Gesprächsgegenstände oft als Laune bezeichnet. Die Launen eines Menschen wirken sich durchaus auf sein soziales Handeln (seine sozialen Interaktionen) aus, nach allgemeinem Urteil mehr als seine Vernunft oder seine guten Vorsätze. Im Umgang gilt launenhaft zu sein (seinen Launen ungehemmt nachzugeben) selbst bei Kindern als unhöflich und wird allenfalls bei Stars (als „Starallüren“) hingenommen.
 Aktivität Dieser Index wird aus „wach“ und „müde“ gebildet.

Die wesentlichen Eigenschaften von Wachheit unterscheiden diese von anderen Bewusstseinszuständen durch Gedanken, die in der Regel sprachlich organisiert sind, und Handlungsfähigkeit. Sprachlich gefasstes Denken ermöglicht und erweitert viele kognitive Fähigkeiten. Dieser Bewusstseinszustand ermöglicht somit ein sehr weit reichendes Planen der Lebensumstände, was als Vorteil im Kampf ums Überleben angesehen wird.

Müdigkeit bedeutet dagegen eingeschränkte Denk- und Handlungsfähigkeit:
verminderte Konzentrations- und Leistungsfähigkeit
Beeinträchtigung der Wahrnehmung
allgemeines Unwohlsein
Antriebslosigkeit
erhöhte Reizbarkeit

Es wird nicht die ausgeführte Tätigkeit ermittelt, sondern die Fähigkeit, eine solche – wie auch immer geartete – auszuführen.

 Kraft  Synonym für Kraft steht Stärke, die in ihrer Form als Verb verwendet wird, da die Bildung eines Gegensatzpaares mit den Substantiven Kraft oder Stärke zu Bedeutungsunschärfen führen würde. Es wird deshalb auf die Verben „stark“ und „schwach“ ausgewichen.
 Mut Mut, auch Wagemut oder Beherztheit, bedeutet, dass man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen, das heißt, sich beispielsweise in eine gefahrenhaltige, mit Unsicherheiten verbundene Situation zu begeben.[1]

Diese kann eine aktivierende Herausforderung darstellen wie der Sprung von einem Fünfmeterturm ins Wasser oder die Bereitschaft zu einer schwierigen beruflichen Prüfung (individueller Hintergrund). Sie kann aber auch in der Verweigerung einer unzumutbaren oder schändlichen Tat bestehen wie einer Ablehnung von Drogenkonsum oder einer Sachbeschädigung unter Gruppenzwang (sozialer Hintergrund einer Mutprobe).[2]

Mut und Angst werden bisweilen in einem Widerspruchsverhältnis gesehen. Der Mutige scheint angstfrei zu sein oder zumindest weniger von Angstgefühlen belastet. Diese Vorstellung entspricht nicht der psychischen Wirklichkeit: Angst und Furcht sind keine mit dem Mut unvereinbare Gemütsverfassungen, sondern im Gegenteil Komponenten im Spannungsgefüge verantwortbaren Wagemuts. Sie kontrastieren miteinander, schließen sich aber nicht gegenseitig aus, sondern ergänzen einander: [7][8]

Nach Warwitz kommt dem Mut die Funktion des Antriebsfaktors, der Angst die Funktion des Bremsfaktors zu. In der wagnishaltigen Situation müssen beide wie bei der vernünftigen Autofahrt zu einem ausgewogenen Zusammenspiel finden. Um die Handlungsfähigkeit zu gewährleisten, kann Mut auch in der Überwindung unbegründeter oder überhöhter Ängste bestehen. Andererseits hat Angst die Aufgabe, vor einem nicht verantwortbaren Tun zu warnen. Der Mutige beweist Handlungsfähigkeit zwischen den Extremen „Tollkühnheit“ und „Angstlähmung“.[9]

Nach dieser Definition ist das Verhältnis von Mut zu Angst ein Indikator für Handlungsfähigkeit. Er korreliert mit dem Vertrauen, das bei abnehmendem Mut zwangsläufig zunimmt. Dieser Zusammenhang ist durch die entsprechenden Trends in der Beobachtungsreihe bestätigt.

 Hoffnung Hoffnung (vgl. mittelniederdt.: hopen „hüpfen“, „[vor Erwartung unruhig] springen“, „zappeln“) ist eine zuversichtliche innerliche Ausrichtung, gepaart mit einer positiven Erwartungs­haltung, dass etwas Wünschenswertes in der Zukunft eintreten wird, ohne dass wirkliche Gewissheit darüber besteht. Das kann ein bestimmtes Ereignis sein, aber auch ein grundlegender Zustand wie etwa anhaltende Gesundheit oder finanzielle Absicherung. Hoffnung ist die umfassende emotionale und unter Umständen handlungsleitende Ausrichtung des Menschen auf die Zukunft. Hoffend verhält sich der Mensch optimistisch zur Zeitlichkeit seiner Existenz.

Hoffnung kann begleitet sein von der Angst und der Sorge, dass das Erwünschte nicht eintreten wird. Ihr Gegenteil ist die Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit, die Resignation oder die Depression.

Hoffnung ist auch eine der drei christlichen Tugenden: Glaube, Liebe und Hoffnung.

Verzweiflung dagegen ist ein Zustand der emotionalen oder psychischen Verfassung in einer als aussichtslos empfundenen Situation sowie ein Zustand völliger Hoffnungslosigkeit.[1] Knaur’s Wörterbuch schreibt dazu, wenn man verzweifelt sei, habe man die Hoffnung aufgegeben und „Angst, dass etwas geschehen wird oder nicht geschehen wird“, und sei ratlos.[2]

Hoffnung ist ein Indikator für die Selbstbewertung der persönlichen Verhältnisse und sie zeigt politischen Handlungsbedarf an.

 Vertrauen  Vertrauen ist ein Phänomen, das in unsicheren Situationen oder bei risikohaftem Ausgang einer Handlung auftritt: Wer sich einer Sache sicher sein kann, muss nicht vertrauen. Vertrauen ist aber auch mehr als nur Glaube oder Hoffnung, es benötigt immer eine Grundlage, die sog. „Vertrauensgrundlage“. Dies können gemachte Erfahrungen sein, aber auch das Vertrauen einer Person, der man selbst vertraut, oder institutionelle Mechanismen. Vertrauen ist teilweise übertragbar. Jemandem sein ganzes Vertrauen zu schenken, kann sehr aufregend sein, beispielsweise das Vertrauen, das ein Kind dem Vater schenkt, wenn es von oben herab in die ausgebreiteten Arme springt. Dies gilt sowohl für den Vater als auch für das Kind. Die Geschichte wird oft im übertragenen Sinn erzählt – als Gottvertrauen.

Vertrauen ist der Wille, sich verletzlich zu zeigen.“ [3] Dieser einfache Satz umfasst mehrere Vertrauensdimensionen: 1. Vertrauen entsteht in Situationen, in denen der Vertrauende (der Vertrauensgeber) mehr verlieren als gewinnen kann – er riskiert einen Schaden bzw. eine Verletzung. 2. Vertrauen manifestiert sich in Handlungen, die die eigene Verletzlichkeit erhöhen. Man liefert sich dem Vertrauensnehmer aus und setzt zum Vertrauenssprung an. 3. Der Grund, warum man sich ausliefert, ist die positive Erwartung, dass der Vertrauensnehmer die Situation nicht zum Schaden des Vertrauensgebers verwendet.

Die Undurchschaubarkeit von wissenschaftlich-technischen Entwicklungen, politischen Zusammenhängen und kriegerisch-terroristischen Gewaltakten nimmt aus deutscher Perspektive immer mehr zu und der Einzelne wird in seiner ohnehin voreingenommenen Position der Ohnmacht mehr und mehr bestätigt. Die hierdurch entstehende Unsicherheit kann nur durch Vertrauen in die Sicherheitskräfte des Staates kompensiert werden. Ein Versagen dieser Ersatzstrukturen führt zu neuen Unsicherheiten und zu neuen Ersatzstrukturen, so dass ein Teufelskreis entsteht, der schließlich zum autoritären Staat oder zum Zerfall der Gesellschaft führen muss. Damit wäre das Kalkül fundamentalistischer Angreifer auf demokratische Strukturen in Erfüllung gegangen.

Das Niveau des Vertrauens ist sehr hoch und deutet darauf hin, dass politische Massnahmen zur Herstellung und Stärkung von Handlungsfähigkeit auf kommunaler und persönlicher Ebene höchste Priorität haben müssen.

Offenheit Das Merkmal Offenheit bezeichnet im Sprachgebrauch hauptsächlich  Erfahrungen, die auf die Psyche wirken. Sie bildet zusammen mit Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus die fünf Hauptdimensionen einer Persönlichkeit nach dem Fünf-Faktoren-Modell (Big Five). Offenheit wird als normalverteilt angenommen, sodass die meisten Menschen mittlere Ausprägungen aufweisen und extreme Werte selten sind.

Menschen mit viel Offenheit werden charakterisiert durch Adjektive (lexikalischer Ansatz) wie

einfallsreich, originell, erfinderisch, phantasievoll
intellektuell neugierig, offen für neue Ideen
interessiert an Ästhetischem wie Kunst, Musik und Poesie
mit Vorliebe für Abwechslung (statt Routine), Neigung zu neuen Aktivitäten, neuen Reisezielen, neuem Essen usw.
aufmerksam für eigene und fremde Emotionen
Am anderen Ende der Skala (wenig Offenheit) stehen Adjektive wie konservativ, konventionell, routiniert, uninteressiert usw.

Im Zusammenhang mit der Entwicklungsspirale wird Offenheit als Hinweis auf die Bereitschaft zu Veränderungen betrachtet.

Über Fidelio

Ich bin 1949 geboren und war in meiner berufstätigen Zeit als Stadtplaner in einer mittelgroßen kommune tätig. Seit meiner Studienzeit habe ich mich für die Entwicklung eines erweiterten geistigen Horizonts interessiert und einige Anstrengungen unternommen, mich persönlich in diesem Sinne zu entwickeln. Aufgrund meiner katholischen Erziehung habe ich in den 1960-er Jahren begonnen, mich intensiver mit dem modernen Mystiker Teilhard de Chardin zu befassen und bin so zur Gedankenwelt von Ken Wilber gekommen, die ich in diesem Projekt nutzbar zu machen versuche.
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