An dieser Stelle werde ich – soweit es mir möglich ist – täglich die Entwicklung der Wertewelten und der Quadranten der Integralen Theorie in Deutschland und der Ukraine veröffentlichen. Zu diesem Schritt habe ich mich aufgrund der sprunghaften Entwicklungen der letzten Jahre und Monate entschlossen, da sich die Bilder der Grafiken in diesem Zeitraum drastisch verändert haben und nach zeitnahen Erklärungen verlangen. Die Verknüpfung mit der Ukraine ermöglicht darüber hinaus Rückschlüsse auf Zusammenhänge zwischen deutscher Außenpolitik und Ukrainekrieg. Die Integrale Theorie kann so wertvolle Beiträge zur Meinungsbildung leisten. Ein Sinn hierfür ergibt sich allerdings erst, wenn sich möglichst viele Menschen hierzu Gedanken machen und ihr Handeln hieran orientieren.
Die Darstellung der Quadranten erfolgt – abweichend von der bisher überwiegenden Darstellung als Quadrantenbild als Säulengrafik und in Prozenten. Diese Änderung erfolgt aus Vereinfachungsgründen um eine tägliche Erhebung vom Aufwand her möglich zu machen. Eine Angleichung an die Quadrantendarstellung erhält man, wenn die Prozentwerte jeweils in 5%-Intervalle zerlegt werden.
Die beiden Grafiken werden durch ein Tageszitat aus dem Bereich der Integralen Theorie ergänzt. Dabei wird der jeweilige Bezug zwischen Grafik und Zitat durch ein gelb hinterlegtes Stichwort markiert, um so einen Hinweis auf die Schwerpunkte der Entwicklung zu geben.
Hinweis: Zum Lesen der Grafiken bitte mit einem Klick vergrößern!
Zitat des Tages:
Skelett in Betrachtung von Chinoiserien, um 1910 (Replik eines zwischen 1885 und 1890 entstandenen Werkes) Öl auf Leinwand, 100 x 60 cm Gent, Museum voor Schone Kunsten
Mit dem später hinzugefügten Totenkopf ergänzt Ensor eine ursprüngliche Genreszene um eine fantastische Dimension; so gelingt ihm die sarkastische Schilderung der Welt jenseits ihres alltäglichen Scheins.
Vielen Zeitgenossen zufolge bestimmen Jähzorn und Zügellosigkeit Ensors charakterliche Erscheinung. Er kann von einem Moment auf den anderen aggressiv werden, um dann wieder tagelang zu schweigen. Die Familie begegnet seiner Arbeit ablehnend, lediglich der Vater zeigt Interesse und entwickelt Verständnis für die Ambitionen seines Sohnes. Die Mutter, die Ensor vorwirft, ebenso wie sein Vater nichts zum Familieneinkommen beizutragen, fordert ihn auf, doch wenigstens Bilder zu malen, die sich in ihrem Laden verkaufen lassen. Ensors Frustration entlädt sich in plötzlichen Klavierattacken oder unerwarteten verbalen Angriffen. Seine Reden sind oft beleidigend und von verletzender Offenheit. Diese ungezügelten Ausbrüche haben etwas bestürzend Destruktives. Fehlender Zuspruch, ein Umfeld, das den Exzentriker [Anm: Rot] verlacht und ein Publikum, das seine Bilder nicht schätzt, zermürben Ensor und provozieren eine Haltung, die sich durch sarkastische Verbalattacken, Aggressivität und Niedergeschlagenheit auszeichnet:…
Ensor begreift sich als eine Art Führer unter den jungen belgischen Künstlern und von einigen wird er auch als solcher anerkannt (Willy Finch, Guillaume Vogels). Ihnen gilt der Maler aus Ostende als Inbegriff eines antiakademischen Künstlers, der frei über Stile und Motive verfügt….Sein Freund Eugene Demolder schreibt 1892: „Er ist einer jener Kerle, die eine so große Originalität besitzen, dass die Menge vor seinen Werken empört aufschreit wie eine hungrige Meute von Hunden, die den Mond anheult.“
Zitat aus: Ulrike Becks-Malorny: James Ensor – Die Masken, der Tod und das Meer, Verlag Taschen, o. J.
Die Konsequenz des Zeitalters europäischer Offensiven lautet (man muß es wie ein postmodernes Mantra wiederholen): Entfaltung und Konsolidierung des Weltsystems. Das impliziert die Vernetzung der global players auf vielen Ebenen – denen der Staaten, der Wirtschaftsunternehmen, der Banken und Börsen, des Wissenschaftsbetriebs, des Kunstbetriebs, des Sportbetriebs, des Prostitutionsbetriebs, des Drogenhandels, des Waffenhandels usw. Dieses rückkoppelungsreiche System, so labil es noch erscheinen mag, bildet das vorläufig endgültige Arbeitsniveau zahlloser Routinen, durch die das Rücksichtnehmen auf räumlich entfernte, sachlich nahe Gegenspieler zum vorherrschenden Stil des In-der-Welt-Seins geworden ist. In seiner aktuellen Definition bedeutet der Begriff Zivilisation daher soviel wie Telerealismus. »Abschluß der terrestrischen Globalisierung« – das heißt: Man weiß nun ein für allemal, daß man an keinem Ort der Welt mehr als erster eintrifft; man hat auch explizit in Rechnung zu stellen, daß man sich zu keinem Thema der Welt diskursunabhängig äußern kann. Überall sind die Spuren der Entdecker und Vorredner kompakt präsent….
Man kann die kontinuierlichen wie die neuartigen Momente von Globalisierungszeit und Global Age am besten durch die Analogie zur Saturierung der Stadtkulturen erläutern. Die zeitgenössischen Metropolen sind in der Regel aus mehrhundertjährigem Besiedeln, Planen, Bauen hervorgegangen; gleichwohl erleben manche Großstädte wie Kuala Lumpur, Shanghai oder Berlin gegenwärtig dank regionaler Konjunkturen architektonische Fieberschübe, deren Resultate die Silhouetten von morgen mitbestimmen. Die konstitutiven Phasen der Stadtbildung jedoch sind bei den meisten klassischen Metropolen seit einer Weile vorüber – was folgt, ist ein Stadium der Kristallisation, in dem auf der Grundlage des Vorhandenen Umbauten, Anbauten und Aufbauten vorgenommen werden; die Schlüsselbegriffe hierzu heißen Vernetzung, Optimierung, Ästhetisierung. Wo man nur noch sehr wenig neu errichten kann, muß man zur intensiveren Verwertung des Stehenden übergehen.
Zitat aus: Peter Sloterdijk: Im Welt- Innenraum des Kapitals, Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2005