Amerikanische Millionenstädte im System der Spiral Dynamics
Nachfolgend werden die 8 bisher in der Evolution des Menschen festgestellten Wertesysteme für die 45 Millionenstädte der USA dargestellt. Da die Erhebungsmethode stark sprachabhängig ist, wird die Klassifizierung der Ergebnisse abhängig vom Durchschnittswert aus allen untersuchten Städten dargestellt. Ein sprachenübergreifender Ländervergleich ist daher nicht ohne sprachvergleichende Voruntersuchungen möglich. Diese Aufgabe kann jedoch nicht in diesem Projekt geleistet werden.Das am Anfang der Entwicklungsspirale stehende Beige ist in den entwickelten Gesellschaften nicht mehr in seiner ursprünglichen Form nachweisbar. In diesem WMem kommt die Reduktion des menschlichen Daseins auf die Grundbedürfnisse des Lebens zum Ausdruck. Definitionsgemäß kommt es in den USA bei Schwerstkranken und Schwerbehinderten und Sterbenden vor. Sein Informationswert besteht in diesem Projekt in der Dokumentation seiner Präsenz im öffentlichen Bewusstsein. Eine Aussage darüber, wie gravierend die Zahl der betroffenen Menschen tatsächlich ist, kann nur indirekt aus diesen Daten geschlossen werden, indem unterstellt wird, dass sich die Zahl der notleidenden Menschen auf das öffentliche Bewusstsein im Sinne einer Stärkung auswirkt. Eine verlässliche Klärung dieses Zusammenhangs ist nur durch Hinzuziehung statistischer Fakten bezüglich Anzahl der von Not betroffenen Menschen möglich.
In den USA ist eine deutliche räumliche Differenzierung des Wertemems zu sehen. Während an der Ostküste und im mittleren Westen durchnittliche und unterdurchschnittliche Ausprägungen des Kriteriums überwiegen und lediglich für Cincinnati, Louisville, Providence und Raleigh überdurchnittliche Ausprägungen bestehen, sind für die Städte in Florida, Texas und Oregon ausschließlich unterdurchschnittliche Werte zu sehen. Dagegen besteht in den Städten der Westküste eine eindeutige Tendenz zu starker Wahrnehmung des Wertemems Beige.Auch für das Wertemem Purpur ist eine Polarisierung zwischen Ost– und Westküste zu sehen. In diesem Wertesystem kommen insbesondere magisch-animistische Denkweisen zum Ausdruck, wie sie als Relikte der kindlichen Entwicklung bei jedem Erwachsenen in Gestalt von Mythen und Aberglauben noch vorhanden sind. In den Städten der Westküste ist das Denken in diesen Kategorien oblgatorisch stark vorhanden, obwohl relativ zu den folgenden Wertesystemen gesehen der Anzeil dieses WMems nur schwach ausgeprägt ist. Hierin mag ein Grund dafür zu suchen sein, dass dort auch neue Mythen geschaffen werden.
Die Städte in Florida zeigen nur geringe Neigung zu purpurnen Denkmustern. Wer hier seinen Lebensabend verbringt, klammert sich an das, was er hat und nicht an das, was er in heldenhafter Manier erobern will. Alles andere würde eher peinlich wirken.
Das WMem Rot zeigt das Vorhandensein von Gewalt im öffentlichen Bewusstsein. auf die tatsächliche Anwesenheit von Gewalt lässt sich auch hier nur indirekt schließen. Gewalt ist dabei in jeder Form gemeint und lässt sich deshalb nicht auf Daten der Kriminalstatistik beziehen.
Insgesamt lässt sich aus den Ergebnissen für 10 der 45 Städte eine erhöhte Sensibilität für Gewalt feststellen. Es handelt sich dabei um fünf Städte an der Ostküste (Boston, Providence, New York, Philadelphia und Washington DC) sowie die Städte Salt Lake City, St. Louis, Nashville, Charlotte und San Antonio in verschiedenen Gegenden im Landesinnern. Anzumerken ist auch hier die abgehobene Situation in den Städten der Westküste und in Florida, wo tendentiell niedrige Sensibilität für Gewalt besteht.
Im WMem Blau treten die mit der europäischen Aufklärung entstandenen Fähigkeiten der Vernunft zu Tage. Es ist daher für die technisch-wissenschaftlich orientierte Organisation und Verwaltung der entwickelten Welt erforderlich. Von ihm hängt der Erfolg und die Akzeptanz der folgenden Wertesysteme ab.
Insgesamt gesehen tendieren die untersuchten Städte zu einem Mittelmaß, wobei die weit überwiegende Zahl der Städte (26) den Mittelwert bildet, 12 Städte unterhalb des Mittelwerts liegen und 7 Städte oberhalb des Mittelwerts liegen. Die Städte an der Westküste zeigen jedoch eine Tendenz zu einem unterdurchschnittlichen Gewicht von Blau. Für die Interpretation dieses Ergebnisses ist darauf hinzuweisen, dass Blau auf gesicherten Grundlagen funktioniert und eher konservative Haltungen fördert.
Orange ist das Wertesystem des American Way of Life. Es hat in 30 der 45 untersuchten Städte eine gleich große Bedeutung und zeigt damit den Konsens innerhalb des Landes an. Dieser Konsens beruht auf Pragmatismus, Demokratie, individueller Freiheit sowie konsequenter Anwendung von Wissenschaft und Technik. Besonders stark ausgeprägt ist er in Texas (Austin, Houston San Antonio) und Oregon (Portland). Die Städte der Ostküste und Floridas zeigen eher unterschiedliche Lebensstile an. Von den 12 Städten weisen hier lediglich vier Städte durchschnittliche Werte, fünf Städte unterdurchschnittliche Werte und drei Städte überdurchschnittliche Werte an. Die Westküste stellt sich dem gegenüber weitgehend homogen dar. Lediglich San Diego zeigt einen unterdurchschnittlichen Wert an.
Ein noch stärkerer Konsens unter den Städten besteht jedoch bezüglich des Wertemems Grün. Von den 45 untersuchten Städten weichen lediglich 7 Städte vom Mittelwert ab. In fünf Fällen handelt es sich dabei um unterdurchschnittliche Ausprägungen (Boston, St. Louis, San Antonio, Portland) und in zwei Fällen (Tampa, Miami) um überdurchschnittliche Anteile von Grün.
Dieses Bild entspricht dem Bild, das sich für die USA als Ganzes ergibt – wie an anderer Stelle dargestellt. Abweichungen vom Mittelwert konzentrieren sich auf die Städte in Florida, wo zwei von vier Städten (Tampa und Miami) überdurchschnittlich starkes Grün zeigen sowie in den Städten San Antonio (Texas) und Portland (Oregon) mit unterdurchschnittlichem Grün zeigen. Im mittleren Westen zeigt St. Louis als einzige Stadt ein unterdurchschnittlich ausgeprägtes Grün.
Grün ist die letzte Stufe in der Entwicklungsspirale, die wesentlich durch die Gestaltung der materiellen Lebensbedingungen geprägt ist. Von hier aus schreitet die Entwicklung im neuen Paradigma mit Gelb und Türkis weiter.
Kennzeichnend für Grün ist die gemeinsame Verantwortung für den Erhalt der Lebensgrundlagen und die Mitgeschöpfe. Entscheidungen werden unter dem Einfluss dieses Wertesystems im Konsens getroffen. Die Gruppe steht vor dem Individuum. Das Interesse der eigenen Gruppe ist exklusiv und wird gegen andere Gruppen verteidigt. Lange Entscheidungsprozesse und die Befriedigung der Gruppenmitglieder führen zu hohem Ressourcenverbrauch. Ein wucherndes Grün kann daher zum Zusammenbruch der Entwicklung führen.
Die Situation der Städte in den USA weist räumlich keine Alternativen auf, die im Bezug auf Grün Ausgleichsfunktionen übernehmen könnten. Handlungsspielräume müssen in den Städten dazu genutzt werden, in begrenztem Maße räumliche Gefälle herzustellen.
Das WMem Gelb ist durch die persönliche Einsicht in die Unausweichlichkeit und Formkraft der Natur geprägt. Im Vordergrund stehen Verhaltensmerkmale wie Spontaneität, Flexibilität und persönliche Kompetenz. Freiheit wird in Rücksicht auf die Rechte Anderer genutzt. Hier findet man Menschen auf der Suche nach integrativen, offenen Systemen. Es wächst die Einsicht in die Zusammenhänge der ersten sechs Wertesysteme und es bildet sich die Fähigkeit heraus, auf diese koordinierend einzuwirken.
Die Potentiale von Gelb sind in den Städten der USA an der Ostküste und im mittleren Westen gehäuft vorhanden. Ihr Anteil ist jedoch mit 12 Städten noch relativ gering. Daneben verfügen noch sechs weitere Städte über durchschnittliche Potentiale von Gelb. Es zeichnet sich darin eine Polarisierung zwischen materialistisch orientierten Städten und zukunftsorientierten Städten im Sinne des neuen Paradigmas ab. Hierbei muss betont werden, dass es immer nur geringe Anteile der in den Städten lebenden Bevölkerung sind, die keineswegs die bestimmenden Eliten der Städte sein müssen.
Ein Blick auf die Clusterbildung zeigt, dass in Florida, in Texas und an der Westküste nahezu rein materiell orientierte Gruppen von Städten vorhanden sind. Für die Innovationszentren in Kalifornien ist damit die Frage nach der Zukunftsfähigkeit der dort entwickelten Projekte zu stellen.
Mit Türkis entsteht eine neue Qualität in der Entwicklungsspirale, die spirituelle Energien für das Gesamtsystem zur Verfügung stellt. Es besteht die Fähigkeit, Kollektive aus Individuen zusammenzustellen und in Einklang zu bringen. Im Zentrum des Interesses stehen die lebendigen Einheiten, die als integrierte Systeme wahrgenommen und wertgeschätzt werden. Menschliche Fähigkeiten werden durch Gehirntraining und bewussten Gebrauch geistiger Fähigkeiten erweitert. So entsteht ein Bewusstsein des Selbst als Teil eines größeren, bewussten, spirituellen Ganzen, das dem Selbst dient. Die persönliche Lebensführung folgt dem Wahlspruch „weniger ist mehr„. Als Ergebnis bilden sich globale Netzwerke, in denen neue Projekte entstehen, die alle WMeme einbeziehen.
Für die Städte der USA ist in der Übersicht zu sehen, dass hier ähnliche räumliche Muster bestehen, wie sie bereits zu Gelb beschrieben wurden. Neben einem breiten großen Mittelfeld von 20 Städten gibt es 15 unterdurchschnittlich Türkis beeinflusste Städte und 10 überdurchschnittlich beeinflusste Städte. Besonders hinzuweisen ist auf das auch hier bestehende Cluster aus fünf kalifornischen Städten, die nur unterdurchschnittlich über türkise Potentiale verfügen.
Mit der oben stehenden Übersicht wird der Versuch unternommen, ein komplexes Bild über den Werteraum der USA zu bekommen. Das für die USA geltende Grundmuster besteht aus einem relativ schwachen Blau (22%) einem deutlich stärkeren Orange (32%) und einem gleich starken Grün (33%). Wie bereits ausgeführt ist dieses Muster problematisch, da sowohl das individuelle Orange wie das kollektive Grün tendenziell gegen Ordnungsstrukturen, wie sie in Blau vorherrschen, gerichtet sind – die Einen im persönlichen Interesse, die Anderen im Gruppeninteresse. Die z. Zt. in den USA bestehende Regierungsblockade kann als Ergebnis dieser Konstellation verstanden werden.
Die räumliche Verteilung des Grundmusters zeigt für 32 der 45 untersuchten Städte ein Wertemuster, das dem Grundmuster entspricht oder diesem nahe kommt. In 7 Städten (Boston, Providence, New York, Philadelphia, San Antonio, Portland, Miami) bestehen stadtspezifische Muster, in drei Städten an der Westküste (Sacramento, San José, San Diego) besteht das Grundmuster mit einem stark verminderten Blau und in drei Städten an der Ostküste bzw. in Florida (Richmond, Raleigh, Tampa) besteht stark vermindertes Blau und Orange. Für die beiden Gruppen mit verminderten Blau bzw. Blau und Orange bestehen die oben erwähnten Risiken in gesteigertem Maße.
In planerisch gelenkten Raummodellen zentralörtlicher Gliederung (Hierarchie) besteht in der Regel eine räumliche Arbeitsteilung. Für das politische und wirtschaftliche Modell der USA ist hiervon nicht auszugehen, so dass bei strukturellen Mängeln der Städte ein Niedergang der betroffenen Stadt zu befürchten ist. Gleichzeitig besteht jedoch unter bestimmten Voraussetzungen die Chance eines Neuanfangs, wie z. B. in Detroit in Ansätzen zu sehen ist.
In der oben stehenden Zusammenfassung der WMeme Gelb und Türkis wird das innerhalb der Entwicklungsspirale für die untersuchten Städte bestehende Potential der „Selbstheilungskräfte“ innerhalb des Gesamtsystems dargestellt. Die beiden WMeme, bilden den Anfang eines „neuen Paradigmas“. Gelb ist flexibel, integrierend und basiert auf Wissen, sowohl was die Struktur als auch was seine Prozesse angeht, während Türkis holistisch und global in seiner Struktur sowie fließend und mehrdimensional in seinen Prozessen ist.
Hier wird deutlich, dass zwischen den Städten des Ostens und des Westens zuzüglich Floridas – von wenigen Ausnahmen abgesehen – gravierende Unterschiede bestehen. Während an der Ostküste und im mittleren Westen durchschnittliche bis starke Anteile der WMeme Gelb und Türkis zu sehen sind, bestehen in den Städten der Westküste und Floridas mit den Ausnahmen Seattle, San Diego und Orlando (Florida) große Defizite. Wie bereits oben angedeutet, ist zu hinterfragen, ob die zu vermutende materialistische Dominanz eine tragfähige Zukunftsperspektive bietet. Nach meinem Informationsstand scheinen zumindest einige Projekte der in Kalifornien beheimateten Zukunftsindustrie diese Befürchtungen zu bestätigen. Hierzu möchte ich nur einige der großen Projekte erwähnen. Da ist zunächst Tesla-Chef Elon Musk, der die Vision hat, die Menschheit in absehbarer Zeit auf den Mars zu verpflanzen. Er hat scheinbar schon die Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft auf der Erde aufgegeben. Aber glaubt er denn wirklich, auf dem Mars leben zu können, wo der Mensch die Welt nur durch die Scheibe seines Astronautenhelms sehen kann, keinen Vogel singen hört, kein Meer, keinen Wind rauschen hört, und hier sei es lebenswerter als auf einer Erde, die mit einigen Einschränkungen das alles doch irgendwie noch bietet? Dann folgt ein nicht minder ignoranter Plan von Peter Thiel, der künstliche Inseln im Meer bauen will, weil er von der Demokratie die Nase voll hat. Er träumt von Start-up-Staaten auf diesen Inseln, fernab aller Hoheitsgewässer, auf denen Unternehmer steuerfrei und ohne anstrengende Regulierungen operieren können. (Für eine ausführliche Kritik siehe hier.)
Schauen wir auf die Entwicklungsspirale zurück, so erklärt sich das Defizit in Blau und Orange vom Ende her wie von selbst!