Nachfolgend werden die von den Parteien benannten Spitzenkandidaten hinsichtlich ihrer Stellung im AQAL (= alle Quadranten, alle Level) -Ansatz nach der Integralen Theorie dargestellt. Hierzu ist zu beachten, dass es sich dabei – wie auch bei den oben dargestellten WMemen – um keine Persönlichkeitsprofile handelt, sondern um ein Gesamtbild, in dessen Mittelpunkt die benannte Person steht, in das Eigendarstellungen wie auch öffentliche Urteile zu der Person eingehen.
Der CDU-Spitzenkandidat studierte Politikwissenschaft, VWL und Psychologie und verfügt über einen Studienabschluss als Magister in Politikwissenschaft. Er ist sowohl im geistig-psychischen Bereich wie auch im kulturellen Umfeld gut integriert. Die Welt des rational Bestimmbaren tritt dahinter zurück. Günther hat die Themenschwerpunkte Arbeitslosigkeit, Gesundheit, Gewalt und Drogen. |
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Torsten Albig ist Volljurist mit persönlichen Schwerpunkten im Steuer-, Wirtschafts- und Arbeitsrecht. Seine praktischen Erfahrungen machte er in verschiedenen Funktionen des Steuerrechts als Beamter und im SPD-Planungsstab. Daneben verfügt er auch über Erfahrungen in der Kommunalverwaltung, die er in Kiel sammeln konnte. Die Orientierung in seiner Welt basiert eher auf kulturellen Gepflogenheiten als auf individueller Erkenntnis. Auch bei ihm treten die rationalen Zugänge zur Wirklichkeit hinter diese Orientierungen zurück. Albig hat dieThemenschwerpunkte Angst und Gewalt (Sicherheit) sowie Drogen. |
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Monika Heinold ist gelernte Erzieherin und hat in diesem Beruf vor ihrer politischen Karriere auch praktische Erfahrungen gesammelt. In der Koalition der Grünen mit der SPD ist sie die derzeitige Finanzministerin des Landes. In ihrem Zugang zur Wirklichkeit spielt ebenfalls die kulturelle Integrität eine hervorgehobene Rolle. Heinold hat dieThemenschwerpunkte Angst (Sicherheit), Arbeitslosigkeit, Armut, Preisentwicklung, Freizeit und Mobilität. |
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Wolfgang Kubicki ist Diplomvolkswirt und Volljurist. Er ist Fraktionsvorsitzender der FDP im Landtag und stellvertretender Bundesvorsitzender seiner Partei. Seine Zugänge zur Wirklichkeit sind denen des CDU-Kandidaten sehr ähnlich. Hinter einer ausgeprägten Persönlichkeit mit guter kultureller Integration tritt die Orientierung an messbaren und exakten Fakten zurück. Kubicki hat dieThemenschwerpunkte Kriminalität (wahrscheinlich beruflich bedingt), Angst (siehe vor) und Gewalt (Sicherheit). |
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Der Kandidat der Linken ist studierter Politologe und hat in diesem Fach einen Magisterabschluss. Sein politisches Engagement ist durch die außerparlamentarischen Bewegungen in den siebziger und achtziger Jahren gekennzeichnet und setzte sich seit 1991 in der PDS fort. In der Zeit von 2009 bis 2012 war er schon einmal für seine Partei im Landtag tätig. Im Unterschied zu allen anderen Kandidaten ist sein Bild der Welt sehr stark durch die Persönlichkeit und weniger durch die kulturelle Einbindung bestimmt. Übereinstimmung besteht dagegen in der schwachen Rolle der wissenschaftlich-technischen Zugänge zur Welt. Schippels hat die Themenschwerpunkte Anerkennung (Migranten), Ehe, Miete (Wohnen), Freizeit und Rassismus. |
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Marianne Kolter fungiert als weibliche Spitzenkandidatin der Linken neben Ulrich Schippels. Sie ist Landessprecherin ihrer Partei und hat die Schwerpunkte Wohnungspolitik, Umwelt- und Energiepolitik. Ihr Quadrantenbild zeigt eine gute kulturelle Anbindung und etwas abgeschwächte Zugänge zur technisch-wissenschaftlichen abgebildeten Welt. Kolter hat die Themenschwerpunkte Anerkennung (Migranten), Armut, Gewalt (Sicherheit) und Rassismus. |
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Patrick Breyer ist der Spitzenkandidat der Piratenpartei. Er ist promovierter Jurist und verfügt über praktische Erfahrungen als Richter an einem Amtsgericht. Seit 2012 sitzt er für seine Partei im Landtag und ist seit 2016 Fraktionsvorsitzender. Sein Arbeitsschwerpunkt ist die informationelle Selbstbestimmung des menschen, die er auch in verschiedenen Prozessen vertreten hat. Seine Zugänge zur Wirklichkeit basieren auf starker Persönlichkeit und guter kultureller Einbindung, weniger dagegen auf exaktem Faktenwissen im technisch-wissenschaftlichen Sinn. Breyer hat die Themenschwerpunkte Angst (Sicherheit), Gesundheit und Drogen. |
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Jörg Nobis ist der Spitzenkandidat der AfD. Sein beruflicher Werdegang führte ihn nach eigenen Angaben vom Schiffsmechaniker bis zum nautischen Offizier und aktuell zum nautisch-technischen Sachverständigen. Seine Zugänge zur Welt sind wie die der meisten anderen Kandidaten überwiegend kulturell und weniger rational – wie es bei seinem beruflichen Werdegang zu erwarten wäre. Nobis hat die Themenschwerpunkte Angst und Gewalt (Sicherheit) und Miete (Wohnen). |
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Lars Harms ist diplomierter Betriebswirt und leitet die Tourist-Information in Heide. Harms ist Mitglied des Landtags und Vorsitzender der SSW-Gruppe im Landtag, die das Regierungsbündnis aus SPD, Grünen und SSW mitträgt. Sein Quadrantenbild zeigt starke psychische Strukturen bei guter kultureller Integration und etwas abgeschwächten rationalen Zugängen. Harms hat die Themenschwerpunkte Anerkennung (Migranten), Arbeitslosigkeit, Mobilität, Offenheit und Nachhilfe (Schule). |
Ein weitere Möglichkeit zur vertieften Charakterisierung der Kandidaten bietet sich in der Messung ihrer Verquickung mit markanten Problemfeldern, wie sie jedem im Alltag geschehen und begegnen können. Auch hier gilt, – wie oben bemerkt – die Beschreibung gilt dem Gesamtbild mit der Person im Mittelpunkt.
In der ersten Balkengrafik wird der Fokus zunächst auf die Problemfelder gerichtet. Die farbig unter-schiedenen Balken zeigen an, welche Politiker zu den mit Ziffern bezeichneten Problemfeldern und Werten die breiteste Beziehung haben. Wie intensiv diese ist kann hieraus allerdings nicht abgeleitet werden. Am intensivsten ist diese sicher dann, wenn es eine persönliche Betroffenheit des Politikers gibt, wie z. B. für das Problemfeld Ehe, wenn der Politiker selbst geschieden ist. Am geringsten vielleicht, wenn es sich lediglich um ein Zitat in den Medien aus einer Wahlkampfveranstaltung handelt.
Die Grafiken sollen weitgehend für sich selbst sprechen. Jene Problemfelder, in denen der jeweilige Politiker allein oder mit einzelnen Konkurrenten besonders hervorsticht habe ich in der oben stehenden Tabelle der Quadranten erwähnt. Hier ist lediglich noch nachzutragen, dass die Problemfelder „Verschmutzung“ als Synonym für Umweltverschmutzung und „langweilig“ als Synonym für Freizeitprobleme nur schwach reflektiert werden. Die bestimmenden Themen sind Angst und Gewalt. Diese Themen werden täglich in den Medien neu aufgeladen und durch Nachrichten zu Trump und Erdogan neu aufgeladen. Hierdurch treten andere Themen zurück und es gibt einen Doppeleffekt der populistischen Politik in der Türkei und den USA, der in einer Übernahme der in diesen Ländern eingeschlagenen Politik durch deutsche Politiker führt, die sich durch emporstrebende populistische Parteien im eigenen Land noch zusätzlich treiben lassen.
Welche Rolle die einzelnen Politiker im Angebot der Parteien einnehmen lässt sich in der nebenstehenden Balkengrafik ablesen. Hier ergibt sich ein differenzierteres Bild als nach der Aufzählung der Problemfelder für die einzelnen Kandidaten in der obigen Tabelle. Für den Kandidaten der CDU treten hier die beiden Problemfelder Angst und Gewalt besonders hervor. Innerhalb eines Gesamtüberblicks der Problemfelder Angst und Gewalt kommt bei Günther jedoch lediglich Gewalt die Bedeutung als Spitzenwert zu. Weitere Ergänzungen sind in dieser
Betrachtung für die Grünen-Kandidatin Heinold erforderlich, die auch im Themengebiet Gewalt einen Schwerpunkt hat, sowie für die Kandidaten Schippels (Linke), Breyer (Piraten) und Harms (SSW), die ebenfalls dieses Themengebiet repräsentieren.
Von besonderem Interesse ist das Thema „Offenheit„, da dieses Rückschlüsse auf die Veränderungsbereitschaft erlaubt und somit einen Hinweis auf die Möglichkeit von Koalitionen nach der Wahl gibt. Die höchsten Werte werden hier von Günther (CDU) und den Kandidaten der kleinen Parteien, mit Ausnahme der AfD, erreicht.
Um einen qualitativen Überblick über die Problemfelder im Bezug auf das Land Schleswig-Holstein zu bekommen ist ein Vergleich mit den Werten für Deutschland hilfreich. In der nebenstehenden Grafik sind für die Themenfelder der einzelnen Kandidaten die Abweichungen von den entsprechenden Werten für Deutschland dargestellt.
Für alle Kandidaten gilt, dass die Themen Preisentwicklung und Gesundheit weit hinter den Vergleichswerten für Deutschland zurückbleiben. Bei den Kandidaten der CDU, der GRÜNEN, der Linken, der Piraten und des SSW bleiben auch die Werte für Angst teilweise erheblich hinter den Werten für Deutschland zurück. Dagegen weicht dieser Wert bei den Kandidaten Albig und Kubicki stark nach oben ab. Ein weiteres Problemfeld unterhalb des Deutschland-Niveaus ist die Mobilität. Hier sind bei allen Kandidaten geringere Werte zu sehen.
Positive Abweichungen gibt es auch in den Problemfeldern Kriminalität, Armut, Miete und Scheidung, die bei einzelnen Kandidaten besonders ausgeprägt sind.