Deutschland und die Ukraine in der Entwicklungsspirale am 05.11.2022

An dieser Stelle werde ich – soweit es mir möglich ist – täglich die Entwicklung der Wertewelten und der Quadranten der Integralen Theorie in Deutschland und der Ukraine veröffentlichen. Zu diesem Schritt habe ich mich aufgrund der sprunghaften Entwicklungen der letzten Jahre und Monate entschlossen, da sich die Bilder der Grafiken in diesem Zeitraum drastisch verändert haben und nach zeitnahen Erklärungen verlangen. Die Verknüpfung mit der Ukraine ermöglicht darüber hinaus Rückschlüsse auf Zusammenhänge zwischen deutscher Außenpolitik und Ukrainekrieg. Die Integrale Theorie kann so wertvolle Beiträge zur Meinungsbildung leisten. Ein Sinn hierfür ergibt sich allerdings erst, wenn sich möglichst viele Menschen hierzu Gedanken machen und ihr Handeln hieran orientieren.

Die Darstellung der Quadranten erfolgt – abweichend von der bisher überwiegenden Darstellung als Quadrantenbild als Säulengrafik und in Prozenten. Diese Änderung erfolgt aus Vereinfachungsgründen um eine tägliche Erhebung vom Aufwand her möglich zu machen. Eine Angleichung an die Quadrantendarstellung erhält man, wenn die Prozentwerte jeweils in 5%-Intervalle zerlegt werden.

Die beiden Grafiken werden durch ein Tageszitat aus dem Bereich der Integralen Theorie ergänzt. Dabei wird der jeweilige Bezug zwischen Grafik und Zitat durch ein gelb hinterlegtes Stichwort markiert, um so einen Hinweis auf die Schwerpunkte der Entwicklung zu geben.

Hinweise:  Zum Lesen der Grafiken bitte mit einem Klick vergrößern!

(Bereits ein wenig Gelb kann Bewegung in die Entwicklungsspirale bringen und den rigiden Stil von Grün abschwächen.)
Samstagmittag, eine Industriehalle mitten in Neukölln. 1.000 Genossinnen und Genossen sind gekommen, um über all die politischen Veränderungen zu diskutieren, die die Welt gerade durcheinanderwirbeln. Die SPD will sich selbst wieder spüren, nicht nur „Kanzlerverein“ sein, wie es Generalsekretär Kevin Kühnert sagt. Also dürfen die Genossinnen und Genossen bei einem Debattenkonvent, einem Treffen, das ausdrücklich kein Parteitag mit bindenden Beschlüssen sein soll, über alles diskutieren, wonach ihnen der Sinn steht.

„Sicherheit und Frieden“ wird marginalisiert

Mützenich tritt in einem Panel auf, das mit „Sicherheit und Frieden“ tituliert ist. Allerdings hat ihn die Regie ins Abseits geschoben: Seine Veranstaltung ist rein digital, man muss sich zu einer Videokonferenz zuschalten, während zeitgleich am Berliner Tagungsort auf mehreren Bühnen persönlich und live diskutiert wird. Die meisten Vor-Ort-Besucherinnen dürften Mützenichs Auftritt daher verpasst haben…

Erschwerte Bedingungen also und schon seltsam: Rolf Mützenich ist nicht nur Chef der 206 Sozialdemokraten im Deutschen Bundestag, sondern auch einer der anerkanntesten Außenpolitiker der Fraktion und ein belesener und weit gereister Kenner der internationalen Ordnung. Seine Promotion schrieb er seinerzeit über Friedenspolitik. Warum holt man ihn an diesem Samstag nicht zu SPD-Chef Lars Klingbeil auf die Bühne, der prominent über die „Zeitenwende„, die Fehler der sozialdemokratischen Russland-Politik und auch sein Verständnis von Deutschland als neuer Führungsmacht in Europa sprechen darf?…

Die SPD verschenkt an diesem Samstag also eine möglicherweise richtig gute Debatte – obwohl sie weiß, dass die ja sowieso stattfindet: in der Gesellschaft, in der SPD, und übrigens auch an den Stehtischen des Debattenkonvents, wo die Genossen Nudeln und Gulasch essen und manche von ihnen sagen, die EU laufe gerade zu sehr den USA und der Nato hinterher und werde sich früher oder später auch noch in den Konflikt der USA mit China hineinziehen lassen….

Russland, Ukraine und die SPD, das ist ein schwieriges, ein emotionales Thema, wie sich auch am Ende der Mützenich-Veranstaltung wieder zeigt. Da verliest der Moderator Fragen aus dem virtuellen Zuschauerraum. Und die haben es in sich: „Rolf, was meinst du mit Diskriminierung? Es ist doch dein gutes Recht, dich für Putin einzusetzen“ – lautet die erste, obwohl Mützenich unverdächtig ist, Sympathien für den russischen Präsidenten zu haben.

Auch wenn der Vorwurf, auf einer „Terrorliste“ zu stehen, von Mützenich ziemlich drüber war, stimmt immerhin das: Die Ukraine hatte im Sommer eine Liste mit mehr als 70 Persönlichkeiten veröffentlicht, auf der auch Mützenich aufgeführt war. Der Vorwurf: Die Verbreitung von „Narrativen„, die mit russischer Propaganda übereinstimmten.
Und Genossenfrage Nummer zwei ist eher ein Imperativ: „Wann liefert ihr endlich Panzer? Frieden schaffen mit schweren Waffen. Ausrufezeichen“, liest der Moderator vor….

„Vielen Dank für deine Arbeit. Finde ich solide“

Einige Stunden später in Berlin steuert der Debattenkonvent auf seinen Höhepunkt zu: Der Kanzler gibt sich die Ehre….
Olaf„, wie ihn alle hier stolz nennen, bringt eineinhalb Stunden Zeit mit und stellt sich auf der Bühne für ein „Frag mich alles„-Format zur Verfügung: Es geht um das Tempolimit, um Berufsausbildungen, die Fallpauschalen in Krankenhäusern, um die Letzte Generation. Und selbst ein Juso aus dem linken SPD-Verband Friedrichshain-Kreuzberg hat so etwas wie Lob für den Oberrealo Scholz im Gepäck: „Vielen Dank für deine Arbeit. Finde ich solide.“
Auch die Außenpolitik spielt eine Rolle, natürlich. Scholz nennt die aktuelle Situation im Krieg in der Ukraine „ganz besonders brenzlig“, weil Putin dort seine Ziele nicht erreiche. Er warnt den russischen Präsidenten erneut, Nuklearwaffen einzusetzen, das „wäre eine Grenze, die nicht überschritten werden darf“….

Erst ganz am Schluss kommt sie dann doch, eine Zuschauerfrage nach Friedensinitiativen für die Ukraine. Am Ende eines jeden Krieges stehe immer die Diplomatie, antwortet Scholz vage: „Jetzt ist es an dem russischen Präsidenten, einen Zug zu machen, wegzugehen von seiner Idee, einen Diktatfrieden gegen die Ukraine militärisch durchzusetzen.“ Es wäre doch ein „guter Schritt“, sagt der Kanzler, wenn „Putin seine Truppen aus der Ukraine abziehen würde“. Dafür gibt es donnernden Applaus.

Zitat aus ZEIT-online v. 05.11.2022: SPD-Debattenkonvent – Die Debatten, die sie vermeiden.

Die Schwarze Witwe ist der erste fliegende Prototyp einer neuen Klasse von Flugobjekten, sogenannten Micro Air Vehicles (MAVs), die gerade in verschiedenen Instituten und Firmen der Vereinigten Staaten entwickelt werden. Behalten die Rüstungsforscher recht, werden die winzigen Fluggeräte den Krieg revolutionieren. (starke Betonung der Wissenschaft = rechten Quadranten und die Magie von Purpur)

Das Ziel der neuen Kriegsführung ist der durchsichtige Feind. Die Planer im Pentagon wollen transparente Schlachtfelder schaffen. Nach ihrer Überzeugung ist im Krieg von morgen nicht mehr überlegen, wer die größte Kanone, sondern wer das intelligenteste Fernrohr hat. Informationen werden gleichbedeutend sein mit militärischer Überlegenheit. Wissen für Waffen, die dann absolut treffsicher töten können. Der Sender, den der kleine Erkundungsflieger aus dem Pentagon-Szenario auf dem Lastwagen hinterläßt, wird Sekunden später eine Lenkwaffe ins Ziel führen.

Schon über der irakischen Wüste waren vereinzelt unbemannte Flugkörper, sogenannte UAVs, im Einsatz. Ihre Nachfolger, die MAVs, sollen zehnmal kleiner sein und leistungsfähiger dazu. Sie Könnten, hoffen die Strategen, einmal zur militärischen Antithese der Materialschlachten werden. Klein, intelligent und vor allem neugierig. Die letzten toten Winkel der Schlachtfelder sollen sie ausspionieren – und Mensch und Maschine gezielter angreifen können, als es je zuvor möglich war. „Was wir sehen, können wir auch zerstören“, meint Militärstratege Kuehl. „Der Krieg wandelt sich, er wird nicht mehr geschoßzentriert sein, sondern informationszentriert.“

Professor Kuehl und seine Kollegen erwarten, daß am absehbaren Ende der technologischen Entwicklung das virtuelle Schlachtfeld stehen wird. Die Krieger von morgen sollen im Heimatland vor Bildschirmen sitzen und ferngesteuerte Waffen in den Kampf schicken (Anm.: die heutige Realität). Die Mouse wird zum Abzug, der Double click zum Treffer. Nach getaner Arbeit geht der Soldat jeden Abend nach Hause.

Das Lincoln Laboratory ist alles andere als eine Bastelwerkstatt. Ein nagelneues Gebäude – überall Glas, Edelholz, teures Mobiliar. Bei diesem Ableger des legendären Massachusetts Institute of Technology (MIT) wird nicht gespart. Hierher fließen nicht nur Gelder der Darpa, sondern Dollar direkt aus dem Verteidigungshaushalt.

„Ich kann Ihnen aber ein offiziell genehmigtes Bild unseres Flugzeugs zeigen“, sagt William Davis, ein 53jähriger Ingenieur, der seit über 20 Jahren Waffen entwickelt: Eine Hand hält einen auf Kolibriformat geschrumpften blaugrauen Flieger. Nur genau 7,4 Zentimeter mißt er von einer Flügelspitze zur anderen. Wo der Laie das Cockpit vermutet, steckt ein Kameraauge im Rumpf, hinter den Flügeln ist der Propeller montiert. Deutlich zu sehen sind auch Höhen- und Seitenruder, keinen halben Zentimeter breit. „Entwurf des kleinstmöglichen MAV„, heißt es in der Bildunterschrift.

Maximal drei Gramm soll das würfelgroße Gerät inklusive Sendeeinheit wiegen.

An ganz anderen Vorbildern orientiert sich Davis’ Kollege Robert Michelson vom Georgia Technology Research Institute. Sein Flugobjekt soll wendig genug sein, um Häuser im Inneren ausspionieren zu können.
….
Auch Bruno Augenstein hat ausgefallene Ideen für mögliche Missionen von Minifliegern: „Wenn die Dinger einmal klein genug sind, dann könnten sie wie Fliegen durch Türspalte oder Klimaanlagen in Gebäude eindringen und dort herumspionieren – oder gar Computer mit einer chemischen Substanz lahmlegen.“ Das klingt ziemlich utopisch, und doch ist Augenstein ernst zu nehmen. Er ist Militärexperte bei der kalifornischen Denkfabrik Rand Corporation und gilt als einer der geistigen Väter der Miniflieger.

Die Militärplaner wollen Miniflieger zunächst in unübersichtlichen Kampfzonen einsetzen – einer Schwachstelle der amerikanischen Armee. „Auf Kriege wie im Irak sind wir bestens vorbereitet. Was wir nicht so gut können, sind Sachen wie in Somalia„, sagt Martin Libicki, Professor an der National Defense University und, per Videoübertragung, Gastdozent an der Bundeswehrhochschule in München. Auch die schärfsten Satellitenaugen lieferten den Amerikanern 1993 nicht die nötigen Informationen, um die somalische Hauptstadt Mogadischu kontrollieren zu können. „Städte sind die Kriegsschauplätze von morgen„, prophezeit Libicki, dessen Weltbild wenig Platz für Zweifel läßt: „Nur Idioten wie Saddam Hussein werden noch so blöd sein, eine geschlossene Armee gegen uns in Marsch zu setzen.“

Die Darpa zeigt sich höchst beeindruckt von der Fähigkeit der fliegenden Miniaufklärer, sich auch in „urbanen Schluchten“ und im Inneren von Gebäuden zu bewegen. Das müssen nicht nur die „urbanen Schluchten“ von Mogadischu, das können auch die Straßenzüge der Ghettos von Los Angeles und New York sein.

Für die Militärführer mag es schwer sein, gerade in den allerkleinsten Fliegern die Boten einer Zeitenwende zu sehen. Doch im Weltbild ihrer Hausstrategen sind MAVs die Waffen der Zukunft, während Panzerschlachten wie im Irak der Vergangenheit angehören. „Es könnte das letzte Mal in der Geschichte gewesen sein, daß geschlossene Verbände in dieser Größenordnung aufgestellt wurden“, ahnt Kuehl und prognostiziert damit das Ende einer militärischen Grundkonstante: Das abgrenzbare Schlachtfeld hat ausgedient. Kriege werden dezentral, sie zersplittern zu einzelnen ferngesteuerten Operationen gegen strategisch wichtige Ziele. Die könnten überall sein. Deshalb dürfte ein engmaschiges Aufklärungsnetz über Ländern und Regionen geknüpft werden. Die Miniflieger dringen dabei als letzte Vorposten in die feinsten Strukturen vor. Wenn die MAVs erst massenhaft fürs Militär fliegen, dann werden sie bald auch billig genug für Zivilisten sein – wie zuvor andere Rüstungstechnologien. Sie könnten, hoffen Forscher, über Feldern kreisen, um dort kranke Pflanzen aufzuspüren, und das Ungeziefer gezielt erledigen.

Gutgemeinte Wünsche. Realistisch könnten aber auch ein paar andere Szenarien sein: Medien setzen Miniflieger auf Prominente an. Staaten spionieren ihre Bürger aus oder Privatleute einander. Ebenfalls im Internet träumen Eltern schon von einem fliegenden Sicherheitssystem für den Nachwuchs: „Weniger Drogenmißbrauch, weniger Schwangerschaften von Teenagern, weniger vermißte Kinder.“ Vielleicht schaffen die intelligenten Miniflieger nicht nur das transparente Schlachtfeld, sondern auch die gläserne Gesellschaft.

Zitat aus: Archiv der Wochenzeitung DIE ZEIT 1998-45; „Eine Handvoll Krieg

Über Fidelio

Ich bin 1949 geboren und war in meiner berufstätigen Zeit als Stadtplaner in einer mittelgroßen kommune tätig. Seit meiner Studienzeit habe ich mich für die Entwicklung eines erweiterten geistigen Horizonts interessiert und einige Anstrengungen unternommen, mich persönlich in diesem Sinne zu entwickeln. Aufgrund meiner katholischen Erziehung habe ich in den 1960-er Jahren begonnen, mich intensiver mit dem modernen Mystiker Teilhard de Chardin zu befassen und bin so zur Gedankenwelt von Ken Wilber gekommen, die ich in diesem Projekt nutzbar zu machen versuche.
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