An dieser Stelle werde ich – soweit es mir möglich ist – täglich die Entwicklung der Wertewelten und der Quadranten der Integralen Theorie in Deutschland und der Ukraine veröffentlichen. Zu diesem Schritt habe ich mich aufgrund der sprunghaften Entwicklungen der letzten Jahre und Monate entschlossen, da sich die Bilder der Grafiken in diesem Zeitraum drastisch verändert haben und nach zeitnahen Erklärungen verlangen. Die Verknüpfung mit der Ukraine ermöglicht darüber hinaus Rückschlüsse auf Zusammenhänge zwischen deutscher Außenpolitik und Ukrainekrieg. Die Integrale Theorie kann so wertvolle Beiträge zur Meinungsbildung leisten. Ein Sinn hierfür ergibt sich allerdings erst, wenn sich möglichst viele Menschen hierzu Gedanken machen und ihr Handeln hieran orientieren.
Die Darstellung der Quadranten erfolgt – abweichend von der bisher überwiegenden Darstellung als Quadrantenbild als Säulengrafik und in Prozenten. Diese Änderung erfolgt aus Vereinfachungsgründen um eine tägliche Erhebung vom Aufwand her möglich zu machen. Eine Angleichung an die Quadrantendarstellung erhält man, wenn die Prozentwerte jeweils in 5%-Intervalle zerlegt werden.
Die beiden Grafiken werden durch ein Tageszitat aus dem Bereich der Integralen Theorie ergänzt. Dabei wird der jeweilige Bezug zwischen Grafik und Zitat durch ein gelb hinterlegtes Stichwort markiert, um so einen Hinweis auf die Schwerpunkte der Entwicklung zu geben.
Hinweise: Zum Lesen der Grafiken bitte mit einem Klick vergrößern!
Fehleranzeige: Die Suche für die Grafik der Quadranten im Bezug auf Deutschland wurde versehentlich unter Beschränkung auf ukrainische Domains durchgeführt. Ich bitte, diesen Fehler zu entschuldigen. Eine Korrektur ist leider nicht mehr möglich.
Was man die Ausbeutung (Anm.: Rot) der Kolonien genannt hat, bezeugt nur die massivste Form der Heimatbindung der Kolonisatoren – was ganz besonders für die Spanier gilt, die eine umständliche Bürokratie der Plünderung entfalteten. Relikte derselben können noch heute im Archivo de las Indias von Sevilla besichtigt werden. Das Thema Beutekunst ist so alt wie die terrestrische Globalisierung: Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurden in Antwerpen Goldschätze der Azteken ausgestellt, ohne daß irgend jemand die Frage nach einem rechtmäßigen Besitzer aufgeworfen hätte; Albrecht Dürer hat diese Werke einer Kunst von ganz anderswo mit eigenen Augen betrachtet.
Ohne die inneren Königs–Ikonen hätten die meisten Expeditionsleiter der frühen Globalisierung nicht gewußt, für wen sie – außer für sich selbst – ihre Erfolge erringen sollten; vor allem aber hätten sie nicht erfahren, durch wessen Anerkennung sie sich ergänzt, gerechtfertigt und verklärt wissen durften, Selbst die Greueltaten der spanischen Konquistadoren in Mittel- und Südamerika sind Metastasen der Treue zu den heimischen Majestäten, die sich mit außergewöhnlichen Mitteln vertreten lassen. Der Titel Vizekönig hat insofern nicht nur juristische und protokollarische Bedeutungen, sondern ist zugleich eine Kategorie, die der Conquista selbst psychopolitisch auf den Grund schaut. Die Bücher der Vizekönige blieben zu schreiben. Ihretwegen sind die europäischen Könige in den äußeren Ausdehnungen der Alten Welt immer und überall mit dabei, obwohl sie selbst ihre Kolonien nie besuchen. Unter imaginären Majestätsbaldachinen sammeln die Konquistadoren und Piraten der Fürsten ihre Beute ein – was sie davon nach Hause überweisen, wird von den Schatzmeistern der Könige wie eine wilde Steuer vereinnahmt. In diesen glücklichen Tagen der Globalisierung bewiesen die Reichtümer aus Übersee, daß die weite Welt keiner anderen Bestimmung folgt als der, den europäischen Häusern tributpflichtlg zu sein.
Dies ist in gewisser Weise auch wahr für den spirituellen König der Könige, den Papst, der als Träger der dreistöckigen Krone seinen Thron zu einer Hypermajestät für den gesamten Globus ausbauen wollte.
Zitat aus: Peter Sloterdijk: Im Welt- Innenraum des Kapitals, Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2005
Werkzeuge der Angst – Manche Grenzen sind nur dazu da, die Macht der Herrschenden zu sichern. Andere machen die Welt erst sinnlich. Von Fulbert Steffensky
Ich kenne einen Menschen, der ist krank, ihm sind Grenzziehungen zum Lebensinhalt geworden. Er ist irritiert, wenn auf seinem Teller Gemüse und Kartoffeln vermischt werden. Wenn die Zeitung nicht zur gewohnten Stunde erscheint. Wenn sein Schreibtisch nicht penibel geordnet ist, wenn die Sitzordnung bei Tisch verändert wird. Er ist nicht nur verärgert über die Unordnung, er ist zutiefst geängstigt. Das Leben scheint ihm bedrohlich, und eine Weise, das Chaos zu bändigen, sind seine ständigen Grenzziehungen. Die Grenzen und die formalen Ordnungen [Anm.: Blau] sind wie ein künstlicher Horizont, den er sich erdacht hat, um das bedrohte Leben zu schützen. Ich würde nie versuchen, ihm diese Ordnungssucht auszureden. Er braucht diesen schwankenden Steg über das dunkle Wasser seiner Angst. Sein Leben geht nur, wenn ihn seine zwanghafte Ordnung als künstliches Grenzgeländer vor dem Absturz schützt.
Dies ist das individuelle Beispiel einer Lebensungewissheit, die den Menschen nach Grenzen suchen lasst. Es gibt auch kollektive Süchte nach zwanghaften Ordnungen. Wo das Brot der Menschen nicht selbstverständlich ist, keine Arbeit, von der man leben kann, wo man also dem morgigen Tag nicht in Ruhe entgegensehen kann, da entstehen oft kollektive Unterscheidungszwänge. Da werden formale Grenzen überaus wichtig. Da bedroht alles, was aus der Fremde herüberschwappt: die andere Hautfarbe, ein anderer Glaube, eine andere Form von Sexualität oder die fremde Religion. Es entsteht die zwanghafte Lust, bei sich selbst zu sein und nur sich selbst zu kennen. Grenzen werden zu Sinnprothesen in einem Leben, dessen Sinn gefahrdet ist.
Die Macht wird nervös, wo Grenzen infrage stehen.
Ich nehme als Beispiel die Nazizeit und ihr hohes Interesse an Ordnungen, Grenzziehungen, Unterscheidungen. Stereotype beherrschten das Leben. Rangordnungen, Kleiderordnungen, Beziehungsordnungen, Sexualitätsordnungen waren diktiert. Die Macht wurde nervös, wo Grenzen infrage gestellt wurden. Herrschaft kennt kein Spiel, sie ist bitterernst, wo es um Grenzen und Ordnungen geht. Was geordnet ist, ist beherrschbar.
Zitat aus: Publik-Forum EXTRA – Magazin fir Spiritualitat und Lebenskunst; Heft 2/12 Grenzen Annehmen. Bewahren. Uberwinden.