Bedingungen für politischen Umbruch

Höflichkeit, Offenheit und Autokratie der Bundestags-Parteien

 

In diesem Abschnitt werde ich die andere Seite der politischen Wirklichkeit abzubilden versuchen. Hierzu werde ich für die im Bundestag vertretenen Parteien und Deutschland die drei im vorigen Abschnitt erläuterten Grundbedingungen nochmals als Tabelle darstellen und so einen Vergleich mit den entsprechenden drei Kriterien der Parteien ermöglichen. Hieraus ergibt sich ein Bild über die Parteien und die potentiellen Wähler in den Lebensphasen. Es bieten sich damit Möglichkeiten, die zu den Parteien passenden Wählerschichten hinsichtlich der Grundbedingungen zu benennen.

Damit ist jedoch noch nichts über die inhaltlichen Übereinstimmungen gesagt. Übereinstimmungen in den Grundbedingungen sagen eher etwas über die Wahrscheinlichkeit gelingender Kommunikation zwischen Politik und Wählern aus, indem Bereitschaft zum Zuhören auf beiden Seiten und verständliche Sprache gepflegt wird.

Nachfolgend werde ich einige denkbare Kombinationen aus den aufgelisteten Daten darstellen, ohne politische Folgerungen hieraus zu ziehen.

  1. Die Parteien der bestehenden großen Koalition aus CDU, CSU und SPD

Unter den drei Koalitionsparteien gibt es gravierende Abweichungen hinsichtlich der Höflichkeit. Während die CDU hinter dem Wert für ganz Deutschland zurückbleibt, erreichen SPD und CSU hier Spitzenwerte, die weit über dem Referenzwert liegen, wobei die Abweichung der SPD etwa doppelt so hoch ist, wie die der CSU. Hinsichtlich Offenheit bleiben alle drei Parteien deutlich hinter dem Referenzwert zurück, CDU und SPD in gleich starkem Maße, die CSU in deutlich stärkerem Maß. Autokratische Tendenzen sind bei allen Parteien vorhanden. Auch hier liegen CDU und SPD in der starken Überschreitung des Referenzwertes auf gleichem Niveau und wie im Bezug auf Offenheit zeigt die CSU eine deutlich stärkere Abweichung.

  1. CDU, CSU und FDP (schwaz-gelbe Koalition)

Während die FDP von allen Parteien hinsichtlich Höflichkeit dem Referenzwert am nächsten kommt und nur geringfügig dahinter zurückbleibt, weichen die möglichen Koalitionspartner stark bzw. sehr stark hiervon ab – die CDU in Richtung einer Abschwächung, die CSU in Richtung einer exorbitanten Verstärkung. Hinsichtlich Offenheit bleiben alle drei Parteien stark hinter dem Referenzwert zurück, die CSU in einem noch darüber hinausgehenden Maß. Im Vergleich der Werte für Autokratie stimmen die drei Parteien zwar in der Richtung ihrer Abweichung vom Referenzwert überein, sie unterscheiden sich jedoch graduell erheblich. Die Abweichung der FDP führt zur Überschreitung des Referenzwerts und ist etwa doppelt so stark wie diejenige der CDU, diejenige der CSU übersteigt den Wert der FDP jedoch noch deutlich.

  1. CDU, CSU, FDP und GRÜNE (Jamaika-Koalition)

In einer Jamaika-Koalition käme zu dem vorstehenden Szenario noch eine Partei hinzu, die hinsichtlich Höflichkeit noch deutlich hinter dem niedrigen Wert der CDU zurückbleibt, also am unteren Ende der Höflichkeitsskala liegt. Dagegen weisen die GRÜNEN hinsichtlich Offenheit die größte Nähe aller Parteien zum Referenzwert auf. Sie weichen in besonderem Maße von den möglichen Koalitionspartnern ab. Während die Nähe zwischen CDU und FDP groß ist, stellt sich die Abweichung zwischen CSU und GRÜNEN extrem dar. Ähnlich stellen sich die Verhältnisse hinsichtlich Autokratie dar. Auch hier befinden sich die GRÜNEN am nächsten zum Referenzwert und die CSU am weitesten davon entfernt. Ebenfalls besteht zwischen FDP und GRÜNEN ein großer Abstand im Bezug auf Autokratie.

  1. GRÜNE, SPD, LINKE

Hinsichtlich Höflichkeit weist die SPD die höchsten Werte oberhalb des Referenzwerts auf. GRÜNE und Die Linke liegen etwa auf gleichem Niveau, bleiben jedoch deutlich hinter dem Referenzwert zurück. Bei der Offenheit liegen die GRÜNEN von allen Parteien am nächsten zum Referenzwert, erreichen diesen jedoch nicht. SPD und LINKE liegen ebenfalls unterhalb des Referenzwerts auf etwa gleichem Niveau. Auch hinsichtlich Autokratie befindet sich der Wert für die GRÜNEN am nächsten zum Referenzwert, dicht gefolgt von der LINKEN und der SPD. Diese drei Parteien markieren gemeinsam das obere Ende der Skala bezüglich Autokratie.

  1. Abschließend stelle ich eine von den Beteiligten bestrittene, jedoch von den Medien als Möglichkeit diskutierte Koalition, Duldung oder wie auch immer geartete Zusammenarbeit zwischen CDU, CSU und AfD dar:

Hinsichtlich Höflichkeit liegt der Wert für die CDU unterhalb des Referenzwerts, jedoch liegt der Wert der AfD etwas näher zu diesem in der anderen Richtung. Wie bereits oben erwähnt, weist die CSU hier eine starke Abweichung oberhalb des Referenzwerts auf. Im Vergleich mit der CDU erreicht die AfD für Offenheit einen Wert, der nahe bei der CDU und noch etwas näher am Referenzwert liegt als diese. Die CSU erreicht ebenfalls einen Wert, der sich nicht wesentlich von den anderen beiden Parteien unterscheidet. Das Verhältnis CDU-AfD stellt sich auch im Hinblick auf Autokratie sehr ähnlich dar. Hier weicht jedoch das Ergebnis für die CSU deutlich in der gleichen Richtung ab.

Ohne Beachtung eines Idealwerts, auf den sich eine Bewertung der Ergebnisse stützen könnte, und lediglich bezogen auf die Referenzwerte für Deutschland ohne Berücksichtigung der Vorzeichen (Richtungen) der Abweichungen ergibt sich folgendes Bild:

Die geringsten Abweichungen von den Referenzwerten ergibt eine Koalition aus SPD, GRÜNEN und LINKE. Diese ergibt im Vergleich zu den anderen Konstellationen hinsichtlich Offenheit und Autokratie die geringsten Abweichungen, hinsichtlich Höflichkeit wäre es jedoch die viertbeste Lösung. Dicht dahinter folgt die Kombination mit der AfD, die schwarz-gelbe Koalition, die große Koalition und als letzte die Jamaika-Koalition.

Über Fidelio

Ich bin 1949 geboren und war in meiner berufstätigen Zeit als Stadtplaner in einer mittelgroßen kommune tätig. Seit meiner Studienzeit habe ich mich für die Entwicklung eines erweiterten geistigen Horizonts interessiert und einige Anstrengungen unternommen, mich persönlich in diesem Sinne zu entwickeln. Aufgrund meiner katholischen Erziehung habe ich in den 1960-er Jahren begonnen, mich intensiver mit dem modernen Mystiker Teilhard de Chardin zu befassen und bin so zur Gedankenwelt von Ken Wilber gekommen, die ich in diesem Projekt nutzbar zu machen versuche.
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