Amerika wählt

Nachfolgend habe ich mit den Mitteln, die ich im Rahmen dieses Web-Projekts schon an anderer Stelle angewandt und vorgestellt habe, Profile der Kandidaten zur US-Präsidentschaftswahl erstellt, die nicht nur die Kandidaten der beiden großen Parteien beinhalten sondern auch den Kandidaten der liberalen Partei, Gary E. Johnson und die Kandidatin der US-Grünen, Jill Stein. Aufgrund der in den USA geübten Praxis gehen diese Kandidaten in der mit riesigen Spendensummen aufgeheizten Kampagne der beiden großen Parteien unter und sie werden auch nicht zu Diskussionen im Fernsehen eingeladen, sofern sie nicht mindestens eine Wahlprognose von 15% der Wählerstimmen aufweisen. Daneben habe ich auch den linken Gegenkandidaten der jetzigen Kandidatin der Demokraten, Bernie Sanders mit aufgeführt, um deutlicher werden zu lassen, welche Optionen den Wählern auf Grund des amerikanischen Wahlrechts vorenthalten werden.

us-praesidentenwahl_kriterien_1 In der Grafik sind für die Kandidaten, den amtierenden Präsidenten und die USA als Ganzem 10 wichtige Politikbereiche in ihrer jeweiligen Gewichtung für die Person bzw. das Land dargestellt. Es dominiert eindeutig das Thema Gesundheit, gefolgt von Kriminalität, Umwelt, Sicherheit und Terrorismus. Für die beiden Spitzenkandidaten Clinton und Trump steht das Thema Gesundheit, wie bei allen anderen an der Spitze, gefolgt von Kriminalität. Der größte Unterschied zwischen ihnen besteht in der Gewichtung des Terrorismus, die bei Clinton ein höheres Gewicht hat.
us-praesidentenwahl_kriterien Im Vergleich mit der Gewichtung der Politikbereiche im Land allgemein zeigen sich bei Trump und Clinton die größten Unterschiede bezüglich der Einwanderer, die bei Obama, Trump und Sanders eine überragende Rolle spielen. Das Thema Terrorismus wird von Obama und Clinton in den Vordergrund gehoben. Insgesamt erscheint der Kandidat der Liberalen dem Landesdurchschnitt am nächsten angepasst. Das Themen Verbrauch und Umwelt werden von allen Kandidaten schwächer als von der öffentlichen Meinung bedient.
us-praesidentenwahl_offenheit  Das in der Grafik dargestellte Gewicht der Offenheit kann als Maß für die Veränderungsbereitschaft der Personen angesehen werden. Den politischen Verhältnissen in Kongress und Repräsentantenhaus entsprechend ist für den amtierenden Präsidenten ein Höchstmaß an Offenheit zu sehen. Die Kandidaten Trump und Sanders weisen ebenfalls hohe Werte auf. Für Trump ist dies mit der von ihm verfolgten populistischen Wahlkampfstrategie erklärbar, die ihn für neue oder abweichende Strömungen aus der Anhängerschaft besonders zugänglich erscheinen läßt.
us-praesidentenwahl_wmeme_obama  In der nebenstehenden Grafik sind die Werte-welten für den noch amtierenden Präsidenten abgebildet. In der oberen Hälfte stehen die Anteile der jeweiligen Wertememe in dem als geschlossen betrachteten System der Entwicklungsspirale. In der unteren Hälfte ist die jeweilige Abweichung vom Wert für die USA abzulesen. Kennzeichnend für die Werteordnung sind die Antriebe aus Gelb und wesentlich stärker aus Türkis, die für die Kräfteverteilung in den vorhergehenden Wertememen ausschlaggebend sind und die nahezu perfekte Abstimmung von Blau und Grün auf die Landeswerte ermöglichen, sowie ein Zurückbleiben hinter diesen Werten in Orange erlauben ohne an der undemokratischen Blockadehaltung der politischen Gegner zu zerbrechen. Der stark vom Landeswert abweichende Wert für Purpur hat keinen besonderen Aussagewert, da ihm lediglich sehr kleine absolute Zahlen zu Grunde liegen. Die relativ starke Ausprägung von Rot kann als weiterer Beleg für das starke persönliche Engagement des Präsidenten gesehen werden. Dagegen ist das relativ schwache Beige eher ein Beleg für den als erledigt angesehenen Punkt „Gesundheitspolitik“ auf der politischen Agenda gewertet werden.
us-praesidentenwahl_wmeme_clinton  Im Werteprofil der Demokratin, ehemaligen Firstlady und ehemaligen Außenministerin  Clinton kommt die starke Einbindung in das politische Establishment der Vereinigten Staaten in einem starken Blau zum Ausdruck. Daraus resultiert eine relativ schwache Ausprägung des grünen Wertemems. Entsprechend gering sind ihre Beliebtheitswerte im Wahlvolk, das von ihr keine Wahlgeschenke zu erwarten hat, die über die eingeleiteten Programme der jetzigen Regierung hinaus gehen. Auch für Clinton gilt, dass sie von Energien aus dem gelben und dem türkisen Wertemem profitieren kann, wobei das individuell bezogene Gelb deutlich dominiert. In diesem Zusammenhang ist auf den angegriffenen Gesundheitszustand hinzuweisen, der eine Stärkung des türkisen Anteils angeraten erscheinen läßt.
us-praesidentenwahl_wmeme_trump  Etwas überraschend stellt sich die Wertewelt des Kandidaten der Republikaner dar. Sein Profil unterscheidet sich nur gering von dem seiner Konkurrentin um das Präsidentenamt. Unterschiede bestehen in einem stärker betonten Blau und einem deutlich geringeren Rot. Die in Rot beheimatete Exzentrik, die Donald Trump in den Medien kennzeichnet, findet sich hier nicht bestätigt, eher trifft diese auf Hillery Clinton zu. Es sind aus den Werteprofilen der beiden für die Präsidentschaft aussichtsreichsten Kandidaten keine grundlegenden Unterschiede abzulesen, die eine eindeutige Prognose erlauben könnten. Für Hillery Clinton besteht allerdings aus dem stärkeren Rot heraus die Möglichkeit, ihren Wahlkampf kreativer zu gestalten als Donald Trump.
us-praesidentenwahl_wmeme_sanders  Der aus dem Wahlkampf ausgeschiedene Kandidat der Demokraten hat einen betont sozialistisch ausgerichteten Vorwahlkampf geführt. Das spiegelt sich in dem dominierenden Beige wieder, das die existentiellen Gefühle der Individuen erfasst und einerseits ein Hinweis auf das Ausmaß der Krise in der amerikanischen Gesellschaft ist, die hier reflektiert und verstärkt zum Ausdruck gebracht wird. Auch bei Sanders selbst kommen starke persönliche Antriebe zum Tragen, die sich in dem starken Gelb auf der spirituellen Ebene und dem starken Rot auf der Ebene des Tagesbewusstseins zeigen. Das gegenüber Grün und Orange starke Blau steht hier entgegen dem bei Clinton und Trump zu sehenden Blau für eine Tradition, die an eine andere Sozialisation anschließt. Eine Politik, die von diesem Wertespektrum ausgeht, könnte eine Art Humanismus sein, der die Rolle der USA in der Welt grundlegend neu definiert.
us-praesidentenwahl_wmeme_johnson  Auch die Wertewelt von Gary Johnson setzt sich deutlich von den beiden Hauptkandidaten ab. Sein Profil stellt das Spiegelbild zu dem von Bernie Sanders dar. Dabei bewegt er sich am nächsten von allen untersuchten Profilen an dem der USA als Ganzem. Markante Abweichungen sind in etwas stärkeren Anteile von Gelb und Türkis zu sehen, die jedoch wegen der geringen Ausgangszahlen kaum Aussagekraft haben. Bemerkenswert ist dagegen das starke Beige, dass hier ebenfalls, wie bei den drei anderen Kandidaten stark betont ist und einmal mehr eine krisenhafte Situation der amerikanischen Gesellschaft bestätigt. Handlungsimpulse ergeben sich hieraus nicht direkt, sondern sind innerhalb dieses Profils am ehesten aus dem relativ starken persönlichen Rot zu erwarten.
us-praesidentenwahl_wmeme_stein  Jill Stein ist Ärztin und Kandidatin der US-Grünen. Ihre Wertewelt unterscheidet sich von der der anderen untersuchten Politiker durch nicht wahrnehmbare Impulse aus der zweiten Ordnung der Entwicklungsspirale. Insgesamt befindet sich das Profil sehr nah an dem der USA als Ganzem. Lediglich das blaue und das rote Wertemem sind bei ihr deutlich stärker betont. Insbesondere Rot lässt erwarten, dass ein starkes persönliches Engagement in die politische Diskussion eingebracht wird, soweit das unter den vom großen Geld geprägten Bedingungen des US-Wahlkampfs möglich ist.
 us-praesidentenwahl_wmeme_usa  Das Werteprofil der US-Gesellschaft zeigt eine Stufenleiter in der Abfolge der evolutiven Schritte der Wertememe von Purpur bis Grün. Lediglich Beige weicht von dieser Linie ab. Es fehlt jedoch der Übergang von Grün in die zweite Ordnung der Entwicklungsspirale. Ein Grund hierfür kann in dem schwachen Blau gesehen werden, dass seine ordnende und stabilisierende Funktion nicht hinreichend entfalten kann. Damit erklärt sich auch der außergewöhnlich hohe Anteil von Beige, das existentielle Bedrohungen auf individueller Ebene signalisiert und sich durch alle Bereiche der US-Gesellschaft zieht. Ein weiterer Aspekt ist der im Nationalgefühl verankerte Anspruch auf persönliches Glück, der sich im kollektiven Verhalten als einziger Weltmacht auf den Rest der Welt überträgt und den Weg nach Innen versperrt. Dieser Aspekt soll in einem späteren Beitrag weiter ausgeführt werden.

 

 

Über Fidelio

Ich bin 1949 geboren und war in meiner berufstätigen Zeit als Stadtplaner in einer mittelgroßen kommune tätig. Seit meiner Studienzeit habe ich mich für die Entwicklung eines erweiterten geistigen Horizonts interessiert und einige Anstrengungen unternommen, mich persönlich in diesem Sinne zu entwickeln. Aufgrund meiner katholischen Erziehung habe ich in den 1960-er Jahren begonnen, mich intensiver mit dem modernen Mystiker Teilhard de Chardin zu befassen und bin so zur Gedankenwelt von Ken Wilber gekommen, die ich in diesem Projekt nutzbar zu machen versuche.
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