„Holons emergieren holarchisch
Das heißt, sie emergieren hierarchisch, nämlich in einer Abfolge von zunehmender Ganzheit/Teilheit. Organismen enthalten Zellen, aber nicht umgekehrt; Zellen enthalten Moleküle, aber nicht umgekehrt. Moleküle enthalten Atome, aber nicht umgekehrt. Und dieses auf jeder Stufe gültige »nicht umgekehrt« bedeutet zwangsläufige Asymmetrie und Hierarchie oder Holarchie. Jedes tiefere oder höhere Holon umfängt seine Vorläufer, seine »Junior«-Holons, und fügt dann sein eigenes neues und umfassenderes Muster hinzu, um eine neue Ganzheit zu bilden – den neuen Kodex oder Kanon, das neue morphische Feld, die neue Agenz, die dafür sorgt, dass ein Ganzes und nicht ein Haufen entsteht. Das meint auch Alfred North Whiteheads berühmtes Diktum: »Die Vielen werden Eines und um eines vermehrt.«“
»Die Wirklichkeit stellt sich aus heutiger Sicht als gewaltige hierarchische Ordnung organisierter Entitäten dar, eine Überlagerung vieler Schichten, die von physikalischen und chemischen bis hin zu biologischen und soziologischen Systemen reicht. Diese hierarchische Strukturierung und Kombination zu Systemen von immer höherer Ordnung ist für die Wirklichkeit insgesamt kennzeichnend und von grundlegender Bedeutung vor allem für Biologie, Psychologie und Soziologie.« (Bertalanffy, zitiert nach Wilber)
„Jedes Holon ist sowohl Ganzes als auch Teil und läßt sich unter dem Gesichtspunkt seiner Autonomie (Agenz) oder unter dem Gesichtspunkt seiner Beschränkung durch andere Holons (in der Kommunion) betrachten; beide Betrachtungsweisen sind richtig, aber erfassen nur einen Teil.“
In diesem Zusammenhang übt Wilber Kritik an der strikten Ablehnung von Hierarchien durch Teile der Ökologiebewegung die sich auf Arne Naess berufen und er weist nach, dass Naess selbst von hierarchischen Ebenen der Evolution spricht. Möglicherweise rührt die strikte Haltung nach seiner Meinung von historischen Erfahrungen her, die durch pathologische Hierarchien geprägt waren, in denen ein Übermaß männlicher Agenz herrschte.
Die als Matrjoschkas im Bild dargestellten Präsidenten des ehemaligen Sowjetreichs bzw. Russlands stellen einerseits das Prinzip der Holarchie dar, andererseits wird hier eine Asynchronität sichtbar.
Jedes emergierende Holon transzendiert und inkorporiert seine(n) Vorläufer.
Ein emergierendes Holon bewahrt einerseits die vorausgehenden Holons, die es in sich aufnimmt, als solche, negiert aber ihre Getrenntheit und Vereinzeltheit. Es bewahrt ihr Sein, negiert aber ihr Fürsichsein ihre Exklusivität – sie werden »aufgehoben«.…Das bedeutet auch, dass zwar alles Niedrigere im Höheren ist, aber nicht alles Höhere im Niedrigeren. Wasserstoffatome sind in einem Wassermolekül, aber das Molekül ist nicht in den Atomen (man könnte allenfalls sagen, dass die »Wassermolekülheit« die Atome »erfasst« hat oder »durchzieht«), wie auch ein Wort zwar im Satz ist, aber der Satz nicht im Wort (wenngleich es irgendwie geprägt ist durch den Satz).“
Die holonische Hierarchie