Bundestagswahlkampf in Zeiten der Katastrophen

Reaktionen der Enneagramm-Typen

Im Vorfeld der Wahl stellt sich die Frage, welchen Einfluss die zu erwartenden politischen Weichenstellungen auf das Wahlverhalten haben können. Dieser Frage werde ich nachfolgend mit den Mitteln dieses Projekts nachgehen.

Es ist davon auszugehen, dass die katastrophalen Ereignisse „vor der eigenen Haustür“ – direkt erlebt oder permanent durch weitere bedroht – zu Beeinflussungen der Werthaltungen bei den Menschen geführt haben. Deshalb werde ich methodisch auf den Ergebnissen meines Beitrags vom Juni aufbauen und aus dem Vergleich dieser Ergebnisse bzw. der Wertewelten der Parteien vom Juni 2021 mit den für August erhobenen Ergebnissen Tendenzen abzulesen versuchen.

Doch zunächst gebe ich einen Überblick über die Gewichtung der Enneagramm-Typen im Internet. Gegenüber dem Ergebnis vom Juni treten die Typenabstufungen hier deutlicher hervor, da die Methodik etwas verändert wurde. Es zeigt sich hier ein eindeutiges Ergebnis für die Rangfolge Typ 7 (Der Enthusiast), und Typ 2 (Der Helfer) mit der Einschränkung für Linke und CSU, dass hier nahezu ein geringer Vorsprung des Typ 6 (Der Loyale) besteht. Für diese beiden Parteien liegt eine traditionelle Loyalität zu den östlichen Bundesländern bzw. zu Bayern nahe.

Darüber hiaus rangiert bei allen anderen Parteien der Typ 6 auf dem dritten Rang, gefolgt von Typ 9 (Der Friedvolle), wobei letzterer im Bild der AfD nahezu mit Typ 1 gleich liegt.


Differenzierung der Reaktionen in den Enneagramm-Typen durch Werthaltungen

In diesem Abschnitt werde ich versuchen etwas tiefer – auf den Kern der Befindlichkeiten – zu schauen. Hierzu habe ich eine Fortschreibung der im letzten Beitrag aufgezeigten Werteordnungen bezogen auf die Typen und Parteien für die Zeit bis Ende August vorgenommen.

Nachfolgend werden die Enneagramm-Typen differenziert nach ihrer Bedeutung für die einzelnen Parteien in Abhängigkeit von den Wertewelten dargestellt.

Zu den Wertesystemen Beige, Purpur, Gelb und Türkis ist darauf hinzuweisen, dass die Prozentwerte relativ unsicher sind, da sie teilweise auf sehr niedrigen Absolutwerten basieren, das gilt insbesondere für die Typen, die nur eine marginale Rolle in Deutschland spielen (siehe Grafik 1). Daher werde ich die Ergebnisse zu Beige, Purpur und Türkis nicht kommentieren.

Die Charakteristik der 9 Enneagramm-Typen gebe ich in Kurzform nach den Autoren Don Richard Riso und Russ Hudson, „Die Weisheit des Enneagramms“, erschienen im Goldmann Verlag, wieder. Zusätzlich verweise ich auf den vorangegangenen Beitrag vom Juni 2021.

Die Ergebnisse für die Parteien werden für die Typen jeweils in Balkendiagrammen dargestellt, die den Vergleich der Wertewelten von Juni und August möglich machen. Auf dieser Grundlage wird jeweils eine Matrix erstellt, die einen Überblick über die Auswirkungen im Bezug auf die Parteien verschafft.

Zur Vermeidung von Irritationen ist der Hinweis erforderlich, dass in den Typenbeschreibungen manchmal negativ und positiv konnotierte Charakterzüge nebeneinander stehen oder von gesunden und kranken Typen die Rede ist. Dem liegt die Sichtweise des Enneagramms zugrunde, die Entwicklung vom sündhaften zum erlösten Leben voranzuschreiten. Es handelt sich also um vorher – nachher Stadien ein und derselben Person.

Der Reformer – Typ 1

Bei diesem Typ handelt es sich um rational und gleichzeitig idealistisch denkende Menschen. Dazu gehören Prinzipientreue, Entschlossenheit und Selbstbeherrschung. Sie erheben den Anspruch, perfekt zu sein. Sie handeln in diesem Bewusstsein und haben Angst davor, ihre hohen Ansprüche an sich selbst nicht zu erfüllen. Hieraus leiten sich negative Gefühle wie Unehrlichkeit, Fehlerhaftigkeit und Bosheit ab.

Menschen dieses Typs treten häufig als Weltverbesserer auf, der moralisches Handeln verlangt und persönliche Opferbereitschaft zur Verwirklichung höherer Werte erwartet. Die ständige Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit kann zur selbst geschaffenen Hölle werden.

Wie bereits oben erwähnt, hat dieser Typ für die Parteien nur marginale Bedeutung. Verlässliche Aussagen sind daher lediglich für die WMeme Rot bis Gelb abzuleiten. In Rot ist durchgehend für alle Parteien ein Anstieg der Bedeutung zu sehen, der überwiegend schwach ausfällt, bei der CDU und der Partei „Die Linke“ jedoch besonders stark ausfällt und bei der AfD stärker als bei der Mehrzahl der Parteien ausfällt. Der Anstieg in diesem WMem deutet darauf hin, dass die Reaktionen auf das Verhalten der verantwortlichen Parteien in den Katastrophensituationen bei den Betroffenen und den Oppositionsparteien Aggressionen geweckt hat, die sich auch in der Reaktion bei der Linken und der AfD besonders stark zeigen.

Besonders bedeutungsvoll ist die Reaktion bei den ebenfalls in der Bundesregierung beteiligten Parteien CSU und SPD, die von der aggressiven Stimmung nicht in dem Maße getroffen werden, wie die CDU.

Im WMem Blau ist durch alle Parteien hindurch ein etwas schwächerer Einfluss der Regierungs– und Ordnungsstrukturen zu sehen, woraus eine zunehmende Politisierung abzulesen ist. Es ist demnach keineswegs so, wie es in den Medien kolportiert wurde, dass der Wahlkampf in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen wird – jedenfalls trifft das für den Typ 1 zu.

Die Reaktionen im WMem Orange fallen ebenfalls schwach aus und zeigen für 6 der 7 Parteien eine steigende Tendenz. Eine Ausnahme bildet hier die CSU. Für politische Interpretationen sind hieraus keine Aussagen ableitbar. Gleiches gilt für das WMem Grün.

Für das WMem Gelb, das für systemisches Denken steht, sind – mit Ausnahme der CSU – bei allen Parteien steigende Anteile zu sehen, die bei der Mehrzahl eine Verdoppelung bedeutet, bei der CDU jedoch wesentlich geringer ausfällt.

In der Matrix zeigt sich, dass die wichtigsten Reaktionen unter dem Einfluss der WMeme Rot und Gelb stattgefunden haben und sich vor allem bezüglich der CDU als Regierungspartei im Bund und in Nordrhein-Westfalen ausgewirkt haben. Wie bereits oben angedeutet, spielen die WMeme Blau, Orange und Grün eine untergeordnete Rolle

Der Helfer – Typ 2

Für Menschen des Typs zwei ist das Wichtigste im Leben, anderen beizustehen. Hieraus bezieht er sein Selbstwertgefühl, das er durch seine Großzügigkeit und seine gute Taten vermeintlich selbst beeinflusst. Die höchsten Werte sind Freundschaft, Familie, Anteilnahme, Nähe und Liebe.

Zum Verhalten des Helfertyps gehören ein gutes Einfühlungsvermögen und Kontaktfreudigkeit. Da er hiervon in gewissem Sinne auch abhängig ist, beschleicht ihn die Angst, von seinem Gegenüber nicht um seiner selbst willen geliebt zu werden. Ausgeglichene Menschen dieses Typs üben auf ihr Umfeld stark anziehende Wirkung aus und können zur positiven Entwicklung anderer Menschen wesentlich beitragen.

Der Typ 2 hat für das Parteienspektrum in Deutschland nach dem Typ 7 die größte Bedeutung. Aus den Bewegungen innerhalb dieses Typs lassen sich deshalb auch Hinweise auf  die Wahlchancen der Parteien konstruieren.

Das WMem Rot hat für die CSU, die Linke und die AfD eine herausgehobene Bedeutung. Im Bezug auf CSU und Linke ist eine deutliche Steigerung zu sehen, für die AfD jedoch ein Gleichstand. Besondere Erwähnung erfordert das Ergebnis für die Grünen. Hier ist ein drastischer Rückgang von Rot zu sehen. Diese Entwicklung wirkt im Vergleich zu den anderen Parteien paradox und wird noch paradoxer, wenn man einen Blick voraus auf die Situation im WMem Blau wirft, wo eine ebenso drastische Gegenläufigkeit zu sehen ist. Ein „Ausreißer“ erscheint aufgrund dieser Wiederkehr unwahrscheinlich. Eine Antwort wird eher die Matrix liefern.

Im Profil des WMems Blau zeigen die Linke und die AfD die stärksten Anteile. Den geringsten Anteil hat hier die SPD. Jedoch zeigt sich für sie wie auch für die knapp davor liegende FDP ein Anstieg, der bezüglich dieser Parteien eine besondere Bedeutung hat, da sie den amtierenden Bundesfinanzminister bzw. den Wirtschaftsminister in NRW stellen.

Unter Orange – dem insgesamt verbreitetsten WMem, das für das Wertegefüge der westlichen Welt steht – haben die traditionell bürgerlichen Parteien in diesem Typ die größte Bedeutung. Der von den Demoskopen ermittelte Aufstieg der Grünen in deren Wählerschichten bildet sich hier deutlich in einer überschießenden Reaktion ab, während die Linke und die AfD hier nicht vom Versagen der bürgerlichen Parteien profitieren können.

Gegenüber Orange zeigt sich für Grün – das sozial-ökologisch orientierte Wertesystem – ein differenzierteres Bild. Hier ist in der Ausrichtung auf die wichtigsten Zukunftsfragen eine gleich starke Präsenz dieser Themen im Bezug auf CDU und SPD zu sehen. Den Grünen ist es gelungen, diese beiden Parteien zu überflügeln. Dagegen ist die CSU auf deutlich geringerem Niveau stehengeblieben und die FDP ist aufgrund einer Verlusttendenz auf dieses Niveau geschrumpft. Die Linke und die AfD verharren etwa auf dem gleichen Niveau.

Das für systemisches Denken charakteristische Wertesystem ist Gelb. Es zeigt sich in der Grafik ein bewegtes Bild, das auf eine zunehmend aufgeklärtere Haltung zu Parteien hinweist und auf eine Erklärung zunehmend veränderlichen Wählerverhaltens hindeutet. Nach den aktuellen demoskopischen Untersuchungen sind nach der Wahl viele Optionen für Dreierkoalitionen zu erwarten – wobei jedoch die Möglichkeit von bisher auf Bundesebene üblichen Zweierkoalitionen nicht gegeben sein wird. Unter diesem Aspekt kommt Gelb eine besondere Bedeutung zu.

Diese Bedeutung spiegelt sich in der Zunahme von Gelb wider, wobei sowohl das politische Kalkül wie aber auch die die systemisch bedingten Ursachen für die jüngsten Naturkatastrophen eine Rolle spielen werden. Letzteres ist in besonderem Maß für den starken Anstieg bei den Grünen anzunehmen, der einerseits die unter Rot und Blau zu sehenden Einbrüche bezüglich der Grünen durch die Verlagerung zu Orange und Gelb erklärt, andererseits aber auch auf die aufgeklärtere Haltung der Wählerschaft hindeutet, die weniger auf fundamentale Eingriffe in die gestaltbaren Politikfelder setzt und auch den Fokus weniger auf ordnungspolitische Instrumente richtet als vielmehr das große Ganze in den Blick nimmt. In diesem Zusammenhang mag das Beispiel der Bedeutung des deutschen CO2-Ausstoßes genannt werden, der etwa 2% an dem weltweiten CO2-Ausstoß beträgt und deutlich macht, dass die Welt in Hinsicht auf das Weltklima nicht am deutschen Wesen gesunden wird – wohl aber an seinem beispielhaften Verhalten und technischen Hilfestellungen. Darüber hinaus bedeutet eine systemische Sicht der weltweiten Probleme auch die Betrachtung des ökologischen Fußabdrucks, der eine Vielzahl sehr komplexer Zusammenhänge darstellt. Auf diesem Gebiet kann Deutschland auf internationaler Bühne eine Vorreiterrolle einnehmen, die weit über das hinausgeht, was die Konzentration aller Ressourcen auf einen – zwar existenziell wichtigen aber nicht alleinigen – Sektor der ökologischen Krise bewirkt.

Wahltaktisches Verhalten kann für CSU und AfD unterstellt werden, die in ihren Zugewinnen unter Gelb bei weitem die Grünen überflügeln, denen jedoch die Glaubwürdigkeit fehlt, da sie in ihrem öffentlichen Auftreten ihr Fähnlein nach dem Wind richten und auch vor abstrusen Aktionen in Regierungsverantwortung zurückschrecken (Andi Scheuer lässt grüßen).

Von dem für alle Parteien zu sehenden Trend der zunehmenden systemischen Ausrichtung ist die CDU nicht erfasst worden. Sie hat an Vertrauen verloren und so mag sich hierin auch ein Grund für nun angelaufene „rote Socken Kampagne“ zeigen, die nach den hier abzulesenden Ergebnissen nicht verfangen wird.

In der nebenstehenden Matrix sind die Ergebnisse zusammenfassend bewertet. Hier zeigt sich die auffallende Unbeweglichkeit der Regierungsparteien in den Wertesystemen Orange und Grün, das gilt jedoch auch für die Oppositionsparteien Linke und AfD.

Grundsätzlich ist hierzu darauf hinzuweisen, dass die Entwicklungen in den Wertesystemen der zweiten Ordnung (Gelb und Türkis) als Regulierungssysteme für die erste Ordnung dienen. Wenn also in der ersten Ordnung keine Bewegung zu sehen ist, liegt die Vermutung nahe, dass hier „heiße Luft“ produziert wird. Andererseits ist anzunehmen, dass die Bewegungen in der ersten Ordnung ohne Begleitung aus der zweiten Ordnung nicht zu den behaupteten Erfolgen führen. Das erstere ist hinsichtlich der CSU und das zweitere hinsichtlich der CDU zu hinterfragen. Bezüglich der CSU liegt ein Missverhältnis der starken Reaktionen in Gelb zum Verharren in den stärksten WMemen und der Bewegung in dem zahlenmäßig schwachen Rot vor.

Der Macher – Typ 3

Dieser Enneagramm-Typ ist ein Pragmatiker, der vieles in Bewegung setzen kann. Dabei ist er daran interessiert, die Dinge zu einem erfolgreichen Ergebnis zu führen. Die Leistungen sind herausragend und sein soziales Umfeld schaut gerne zu ihm auf – was er auch genießt. Sein Erfolg macht ihn jedoch auch abhängig und es entwickelt sich häufig eine Angst, nur so viel wert zu sein, wie seine Leistung anerkannt wird, denn was unter Erfolg zu verstehen ist, bestimmen die anderen.

Gesunde Menschen dieses Typs können als Verkörperungen gesellschaftlich anerkannter Werte zu lebenden Vorbildern werden. Sie erfüllen damit die Kennzeichen des WMems Orange im System der Spiral Dynamics. Obwohl jedoch Orange das für die westlichen Demokratien kennzeichnende Wertesystem ist, finden sich im Selbstbild der Menschen in Deutschland auf der persönlichen Ebene nur wenige Belege hierfür. Unter den 9 Enneagramm-Typen ist dieser Typ nur marginal vertreten. Wie nicht anders zu erwarten spielen in der Reihenfolge die WMeme Orange, Grün und Blau die größte Rolle.

In Rot bildet sich die ganze Dramatik ab, die die Flutkatastrophe hervorgebracht hat. Alle Parteien – bis auf die Grünen – zeigen im Bezug auf dieses WMem enorme Zuwächse. Am stärksten fallen diese bei CSU und FDP aus. CDU und SPD bilden sich hier als Regierungsparteien mit gleichgerichteten Reaktionen und auf gleichem niedrigen Niveau ab. Ein sehr ähnliches Bild zeigt die Linke, die sich damit von den Grünen unterscheidet, die hier eine gegenläufige Reaktion aufweisen. Bemerkenswert ist, dass die AfD hier kaum in Erscheinung tritt.

Bezüglich Blau zeigt sich ein uneinheitliches Bild. Während die traditionell bürgerlichen Parteien und die Linke eine relativ starke Abnahme von Blau verzeichnen zeigen sich bei SPD, Grünen und AfD etwa ebenso starke Zuwächse. In diesem Verhalten kommt eine Vielzahl an Interpretationsmöglichkeiten zusammen, die rein spekulativ wären. Es empfiehlt sich dagegen, das Ergebnis für sich zu nehmen bzw. als Resultat einer allgemeinen Erschütterung gelten zu lassen.

Auch unter Orange zeigt sich ein uneinheitliches Bild. Bis auf die Grünen sind bei allen Parteien Reaktionen zu sehen. In der Reihenfolge von „stark“ nach „schwach“ sind zu nennen: CDU, Linke, SPD, CSU, AfD und FDP. Bei CDU, CSU und Linke ist jeweils eine Zunahme zu sehen, bei SPD, FDP und AfD ist dagegen eine Abnahme zu sehen. Dieses Ergebnis ist ebenfalls schwer interpretierbar. Was haben CDU/CSU und Linke mit SPD, FDP und AfD gemeinsam? Es könnte sein, dass hier eine spezifische Eigenart des Enneagramm-Typs wirksam ist, die sich auf persönlicher Ebene abspielt, etwa nach dem Muster: „Der Laschet ist Rheinländer und einer von uns, der politisiert nicht lange herum, der macht einfach,“ – und dem kann man nicht widersprechen. Sein politischer Werdegang ist ein Beleg dafür! Nach diesem Muster würde sich auch die Schwäche von SPD, FDP und AfD sowie der Gleichstand der Grünen erklären.

Das Bild unter Grün ist zwar hinsichtlich der Veränderungsrichtung homogener, dennoch zeigen sich für die Parteien sehr unterschiedliche Anteile. Aktuell sind hier die Grünen führend, dicht gefolgt von der SPD, den Linken und der AfD etwas dahinter und CDU/ CSU mit wiederum relativ geringem Abstand. Das Schlusslicht bildet hier die FDP. Von besonderem Interesse sind hier die Verluste, die vor allem bei CDU und CSU zu sehen sind. Auch die Grünen haben hier deutliche Verluste zu verzeichnen. Dagegen haben Linke und AfD hier starke bzw. moderate Zuwächse zu verzeichnen.

Das Ergebnis für CDU und CSU stellt bezüglich Grün eine Korrektur des aufgeblasenen grünen Images im Angesicht der Realitäten dar!

In Gelb imponieren die enormen Zuwächse bei SPD und Linke sowie in wesentlich geringerem Umfang bei der CDU, während die AfD starke Verluste hinnehmen musste, die sie weit unter das Niveau der anderen Parteien verweisen.

Die Grünen erreichen einen Anteil, der nach moderatem Verlust etwas unterhalb der CDU liegt und keine besondere Bedeutung für die Partei signalisiert.

Der Überblick der Matrix zeigt eine große Bedeutung dieses Typs für die Linke, darüber hinaus auch für CDU und SPD. Für FDP, Grüne und AfD hat dieser Typ dagegen nur geringe Bedeutung.Die größte Bedeutung hat das WMem Rot, das bei fünf der sieben Parteien sehr starke Zunahme anzeigt.

Die in Rot geltende Wertordnung kommt dem Machertyp in idealer Weise entgegen. Besonders wichtig ist die Beschreitung neuer Wege, die von den rotenEinzelkämpfern“ eingeschlagen werden und andere Menschen mitnehmen. Es ist jedoch zu beachten, dass Menschen unter dem Einfluss von Rot in der Gefahr stehen, Gewalt anzuwenden, wenn sie ihre Ziele gefährdet sehen.

Der Individualist – Typ 4

Menschen dieses Typs haben den Anspruch, ihrem Umfeld einzigartig zu erscheinen und das in einem Maße, dass über den modischen Geschmack hinausgeht. Diese Haltung bedingt Persönlichkeitsmerkmale wie Sensibilität, Zurückhaltung, Ausdrucksstärke, Temperament und theatralische Auftritte. Gleichzeitig stellt sich die Angst ein, von anderen nicht verstanden und geliebt zu werden. Sie kommen sich benachteiligt und minderwertig vor, obwohl sie überzeugt sind, außergewöhnliche Talente zu besitzen. Sie geben auch sehr persönliche Dinge preis, da es ihnen um die Wahrheit geht. Auf diese Weise können sie entdecken, wer sie sind und was es mit ihren Gefühlen auf sich hat. Dies versetzt sie in die Lage, Leid mit Gefasstheit zu ertragen. Ihre Vertrautheit mit ihrer dunkleren Seite erleichtert es ihnen, Erfahrungen zu verarbeiten, von denen andere Typen überwältigt würden.

Unter dem WMem Rot kommt es in diesem Typ zu deutlichen Reaktionen bei nahezu allen Parteien. Die stärksten Reaktionen sind bei Grünen, Linken und AfD zu sehen. Bei diesen Parteien ist ein starker Rückgang von Rot zu sehen, der bei der Linken nahezu zum Verschwinden dieses Wertesystems kommt. Bei der AfD verbleibt immer noch ein Anteil, der die AfD neben der SPD in dieser Hinsicht als stärkste Parteien erscheinen läßt. Nur wenig darunter folgen die CSU, die FDP und die Grünen. Für CDU, CSU und FDP fallen die Veränderungen nur geringfügig aus. Bemerkenswert ist der starke Zuwachs bei der SPD, der auf die Aktivität ausgeprägter Persönlichkeiten mit Prägekraft hindeutet.

Als solche Persönlichkeiten stehen bei der SPD der Gesundheitsexperte Lauterbach und der Kanzlerkandidat Scholz in der ersten Reihe.

Bei AfD und Linke spielen vermutlich parteiinterne „Weichspülungen“ eine Rolle und die Grünen könnten ihren Tribut für die „Fehltritte“ ihrer Kanzlerkandidatin gezahlt haben.

Für die Tributzahlung der Grünen steht auch der Zuwachs unter dem WMem Blau, der hier relativ stark ausfällt. An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass grundsätzlich bei der Interpretation von Ergebnissen für Parteien immer zwei aktive Kräfte zu beachten sind: parteiinterne Vorgänge und programmatische Vorgänge mit ihren Außenwirkungen. Beide sind aussagekräftig für die Parteien, sie können jedoch nicht scharf unterschieden werden und können darüber hinaus von politischen Gegnern manipuliert oder überbewertet werden.

Eine besondere Entwicklung ist auch bei der AfD zu sehen, die von annähernd null zur Spitze aufrückte. Eine Erklärung ist mir hierfür nicht eingefallen. Möglicherweise handelt es sich um einen Fehler in der Internetquelle.

Erwähnenswert ist auch die Konstanz bei der Linken. Die übrigen vier Parteien können zusammenfassend dargestellt werden. Sie liegen mit geringen Abständen auf einem Niveau, dass einen deutlichen Abstand zu den Grünen hält. Diese Reaktion kann dahingehend interpretiert werden, dass den Ordnungsstrukturen des staatlichen und zivilen Systems vermehrte Aufmerksamkeit gewidmet wird.

Im WMem Orange ist eine etwas größere Differenzierung erkennbar, die einen deutlichen Spitzenwert bei der Linken mit starkem Anstieg dokumentiert. In wesentlich geringerem Maß profitieren CDU und CSU. Sie erreichen jedoch damit jeweils den zweiten Rang hinter den Grünen. SPD und Grüne halten ihren Rang ohne Veränderungen. Dagegen verlieren FDP und AfD und erreichen damit das Niveau der SPD.

Auf nahezu gleichem Niveau zu Orange stellt sich in diesem Typ das WMem Grün dar. Mit Ausnahme der Linke und der AfD befinden sich alle Parteien auf gleichem Niveau. Die genannten Parteien haben nur unwesentlich schwächere Anteile, wobei die Linke einem Negativtrend unterliegt. Negativtrends sind ebenfalls bei CDU und SPD zu sehen, CSU und FDP dagegen haben Zuwächse erfahren.

Das Verhältnis zwischen dem Typ 4 und dem WMem Gelb muss aus der Natur dieses Typs heraus belastet sein, da dieser Typ von vornherein auf Konflikt angelegt ist, systemisches Denken jedoch auf Konfliktvermeidung und Konfliktlösung hinwirkt. Es zeigt sich ein Bild des Einbruchs systemischen Denkens auf ganzer Breite. Am stärksten sind davon CSU und AfD betroffen, aber auch Linke und Grüne verlieren erhebliche Anteile. Die relativ geringsten Verluste haben CDU und FDP zu verzeichnen, möglicherweise als Regierungsparteien in NRW, die nicht im Programmatischen der anderen Parteien gefangen bleiben, sondern die Durchgängigkeit in der Entwicklungsspirale verantwortlich vertreten und deshalb relativ geringe Verluste haben. Andererseits müssen jedoch gerade deshalb ihre Einbußen als Quittung für schlechtes Management gewertet werden.

In der Matrix entfallen die meisten Reaktionen auf die WMeme Blau und Orange. Zusammen schneiden CDU/CSU in den vier bedeutendsten WMemen am besten ab. SPD und Grüne folgen darauf mit geringem Abstand. Im Vergleich SPD mit CDU ergibt sich ein Gleichstand, im Vergleich SPD und Grüne ist eine Verschiebung bei den Grünen zu Gunsten von Grün abzulesen.

Über Fidelio

Ich bin 1949 geboren und war in meiner berufstätigen Zeit als Stadtplaner in einer mittelgroßen kommune tätig. Seit meiner Studienzeit habe ich mich für die Entwicklung eines erweiterten geistigen Horizonts interessiert und einige Anstrengungen unternommen, mich persönlich in diesem Sinne zu entwickeln. Aufgrund meiner katholischen Erziehung habe ich in den 1960-er Jahren begonnen, mich intensiver mit dem modernen Mystiker Teilhard de Chardin zu befassen und bin so zur Gedankenwelt von Ken Wilber gekommen, die ich in diesem Projekt nutzbar zu machen versuche.
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