Ein berühmt gewordener Ausspruch Oskar Lafontaines im Zusammenhang mit der Rüstungsdebatte am Anfang der 1980er Jahre hat in diesen Tagen mit dem Besuch des amerikanischen Präsidenten in Europa neue Aktualität gewonnen. Auf die damalige Forderung des amtierenden Bundeskanzlers nach Bündnistreue im Bezug auf die von den USA geplante Stationierung von Mittelstreckenraketen in der Bundesrepublik äußerte er in einem Zeitschrifteninterview: „Helmut Schmidt spricht weiter von Pflichtgefühl, Berechenbarkeit, Machbarkeit, Standhaftigkeit. […] Das sind Sekundärtugenden. Ganz präzis gesagt: Damit kann man auch ein KZ betreiben.“ Damit hatte er eine neue Wertekategorie eingeführt, die aus den deutschen Wertetraditionen des Bürgertums stammten und solche Werte wie Fleiß, Treue, Gehorsam, Disziplin, Pflichtbewusstsein, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ordnungsliebe, Höflichkeit, Sauberkeit umfasst und diese gegenüber postmaterialistischen Werten wie Menschlichkeit, Kreativität, Selbstverwirklichung und soziale Werte wie Solidarität in die Nachrangigkeit verweist.
Die anlässlich der Nominierung von Annalena Baerbock durch die Mainstream-Medien abgegebenen Stellungnahmen zu ihren Verfehlungen – der vergessenen Meldung ihrer Einkünfte aus Parteiarbeit an die Bundestagsverwaltung und die unpräzisen Angaben zu ihren zahlreichen Verbindungen zu Vereinen, Verbänden u. ä. – zeigt, dass sich an dem politischen Niveau der veröffentlichten Meinungen in Deutschland seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts entscheidendes nicht verändert hat. Es besteht allerdings die Aussicht, dass sich nicht nur das Verhältnis der Wählerinnen und Wähler zu den tonangebenden Parteien verändert, sondern auch die Haltung zu den Medien und hassgeleiteten Internetportalen.
In diesem Sinne stelle ich in diesem Beitrag ein Bild der Verhältnisse zwischen Wahlvolk und Parteien her, das Einblicke in die seelisch-geistigen Zusammenhänge ermöglicht. Wie bereits in meinem letzten Beitrag im Bezug auf die Kanzlerkandidatin bzw. die Kanzlerkandidaten geschehen, werde ich die für Deutschland maßgebenden fünf Enneagramm-Typen in ihren Beziehungen zu den Quadranten der Integralen Theorie und der Wertememe der Spiral Dynamics für die im Bundestag vertretenen Parteien darstellen.
In diesem Abschnitt gebe ich einen Überblick über die Bedeutung der Enneagramm-Typen für Deutschland allgemein und für die 7 derzeit im Bundestag vertretenen Parteien unter dem Einfluss der Wertesysteme der Spiral Dynamics.
In der nebenstehenden Grafik sind die Enneagramm-Typen nach ihrer Gewichtung in Deutschland abzulesen. Hier wird deutlich, dass der Charakter der meisten Menschen in Deutschland durch den Typ 7 (Enthusiast) beschrieben wird. Mit großem Abstand folgt der Typ 2 (Helfer) und die marginalen Typen 6 (der Loyale), 9 (der Friedliebende) sowie 1 (Reformer).
Zunächst eine kurze Beschreibung dieser fünf für Deutschland besonders wichtigen Typen auf der Grundlage der Beschreibung des Autors Don Riso: (Weitere Beschreibungen der Methode und der Typen sind in der Wikipedia oder in vielen anderen Internetquellen zu finden)
Der Enthusiast (Typ 7) ist der umtriebige, lebenslustige Typus: spontan, vielseitig, konfus und raffgierig. Seine Grundangst ist, ausgeschlossen zu sein und im Schmerz zu versinken. Seine Grundbedürfnisse bestehen darin, in Glück und Zufriedenheit Erfüllung zu finden. Der Einklang mit der Welt ist für diese Menschen hergestellt, wenn sie das bekommen, was sie wollen. Voraussetzungen hierfür sind Neugier, Optimismus und Abenteuerlust – die größte Entbehrung für Deutsche ist der Verzicht auf Reisen (Vielleicht hätte andernfalls die deutsche Wiedervereinigung gar nicht stattgefunden). Sie ähneln darin Kindern, die sich mit großen Augen im Spielzeuggeschäft umsehen. (Manche Väter bekommen erst diese Erfüllung, wenn sie ihrem Sohn die Eisenbahn schenken, mir der sie selbst gern als Kind gespielt hätten.)
Ein typisches Beispiel für den Typ 7 ist Wolfgang Amadeus Mozart, wie er in dem Film Amadeus von Miloš Forman porträtiert wurde. Die Autoren Rohr und Ebert schreiben über ihn: „Er ist Beispiel einer SIEBEN mit ihren strahlenden und weniger strahlenden Zügen. Milos Forman hat in seinem Film Amadeus die ,,affige“ Seite des ,,Götterlieblings“ Mozart deutlich herausgearbeitet: seine Lust an Clownerien und Schabernack und seine erotischen Eskapaden. Mozart hatte fast immer mit äußerst widrigen Umständen zu kämpfen: Seine Verschwendungssucht führte dazu, daß er ständig pleite war; viele seiner Zeitgenossen verstanden ihn nicht; seine Auftraggeber machten ihm das Leben zur Hölle. Dennoch ging diesem Mann sein sehr deftiger, alberner Humor selten aus, wie seine zahlreichen Briefe an sein ,,Bäsle“ beweisen„.