Der Helfer (Typ 2) ist einfühlsam, kommunikativ, großzügig, überzeugend, schmeichlerisch und besitzergreifend. Seine Grundangst ist, nicht um seiner selbst willen geliebt zu werden. Sein Grundbedürfnis besteht deshalb darin, das Gefühl zu haben, geliebt zu werden. Der Helfertyp ist der Überzeugung, das wichtigste im Leben sei, anderen beizustehen. Er bezieht sein Selbstwertgefühl aus seiner Großzügigkeit und dem Guten, das er tut – oder zu tun glaubt. Die höchsten Werte des Typs 2 sind Freundschaft, Familie, Anteilnahme, Nähe und Liebe.

Tizian: Noli me tangere (rühr mich nicht an)
Rohr und Ebert beschreiben ein in der Malerei beliebtes biblisches Motiv, das kennzeichnend für diesen Typ ist: „Maria Magdalena, die ehemalige Prostituierte, war die Frau, die Jesus am nächsten stand. Vielleicht ist sie jene ,,Sünderin“, die seine Füße mit ihren Tränen gewaschen und mit den Haaren getrocknet hat: eine Frau, die oft im Leben geliebt hat, in der Hoffnung wenigstens einmal geliebt zu werden. Ihr begegnet der auferstandene Christus zuerst. Sie will ihn umklammern, aber er hält sie zunick: ,ßühr mich nicht an!“ (]ohannes 20,17). Die Zeit der physischen Nähe ist vorbei. Marias Liebe muß ihre Klammer lösen, um eine tiefere und ,,geistigere“ Dimension zu bekommen.„
Der Loyale (Typ 6) steht dem deutschen Wesen, wie es sich aus dem Verlauf seiner Geschichte darstellt, am Nächsten. Er wird in der Enneagramm-Literatur als einsatzfreudig, verantwortungsbewusst, ängstlich und misstrauisch beschrieben. Er entspricht in der gegenwärtigen Situation etwa dem Bild des deutschen Beamten in der Öffentlichkeit. Charakteristisch hierfür ist seine Loyalität zum Staat, die sich in der – allerdings überholten – volkstümlichen Bezeichnung als Staatsdiener ausdrückt. In diesem Verständnis ist der Typ 6 bereit, seine persönlichen Interessen dem Gemeinwohl zu opfern. Daraus ergeben sich neben der seltenen Eigenschaft des Altruismus auch Gefahren durch Machtmissbrauch – wie die deutsche Geschichte lehrt.
Für das irdische Leben ideal gemacht zu sein scheint der Enneagramm-Typ 9 – der Friedliebende. Er tritt gelassen und zurückhaltend in Erscheinung und es zeichnen ihn Aufnahmefähigkeit, Beruhigung, Ausgeglichenheit und sympathische Ausstrahlung aus. Dieser Typ ruht in sich selbst und er ist darum besorgt, sich diese innere Stabilität und den Seelenfrieden zu erhalten. Es handelt sich oft um spirituelle Sucher, die sich danach sehnen, mit dem Kosmos sowie mit anderen Menschen in Verbindung zu treten.
Im Typ 1 begegnet uns der Reformer, der prinzipientreu, entschlossen, selbstbeherrscht und perfektionistisch handelt. Seine Grundangst wird durch die Möglichkeit der Unvollkommenheit bestimmt, die in Gewissensbissen im Bezug auf Ehrlichkeit und Sündhaftigkeit gipfelt. Das Bestreben der Menschen dieses Typs ist darauf gerichtet, Notstände – vor allem moralische – zu beheben und dem menschlichen Geist damit zum Durchbruch zu verhelfen. Er ist bereit, hierfür auch Opfer in Kauf zu nehmen.