Laschet, Baerbock oder Scholz? – Attraktoren zur Bundestagswahl

Grafik 8

Das WMem Orange ist das bedeutendste Wertesystem der westlichen Industrieländer. Es steht für individuelle Freiheit, Demokratie und rationale Welterklärung. Unter seinem Einfluss sind in Grafik 8 bei allen Kandidaten starke Anteile des Typs 2 zu sehen – auffallend stark bei dem SPD-Kandidaten Scholz. Die Ausprägung im Bezug auf Baerbock ist dagegen eher schwach, im Bezug auf Laschet etwa auf dem Niveau von Deutschland als Ganzheit.

Mit unterschiedlichem Abstand folgt der Typ 7 – der im Bezug auf Baerbock und Laschet gleichstark ausfällt – dagegen deutlich schwächer. Im Bezug auf Scholz fällt dieser Typ demgegenüber noch deutlich schwächer aus. Für die Kandidatin der GRÜNEN besteht die Besonderheit, dass die Typen 2 und 7 gleich stark mit ihr verbunden sind.

Als dritter Typ tritt der Typ 9 bei allen drei Kandidaten in Erscheinung. Im Profil von Deutschland nimmt er vor dem Typ 7 den 2. Rang ein. In den Profilen bezüglich Baebock und Laschet tritt er gleich stark auf, bei Scholz jedoch eher schwach.

Wie bereits zu Grafik 7 erwähnt stellt der geläuterte Typ 9 ein Ideal dar, das an die Bedingungen des irdischen Daseins am besten angepasst ist. Deshalb empfiehlt es sich, diesen Typus zu fördern und zur Mitarbeit zu motivieren, da von ihm moralisches Verhalten zu erwarten ist. Unter den Bedingungen des WMems Orange ist dieses besonders wichtig, da das hier geltende individuelle Erfolgsprinzip leicht in Gefahr gerät, auch unmoralische Angebote aus Rot anzunehmen. Jüngste Ereignisse der Wirtschaftskriminalität (Wirecard-Skandal) und Politikerkorruption (Maskenaffäre) sind Belege für das Ausmaß und die Dringlichkeit dieses Problems.

Die Verbindung des Typs 2 mit den Energien des WMems Orange enthält Synergien, die dem Darstellungsbedürfnis der Menschen dieses Typs entgegen kommen. Diese Menschen bauen ihre Identität darauf auf, wie andere ihnen gesonnen sind und auf sie anspringen. Aus dieser Fähigkeit erwachsen gute politische Redner, wie z. B. John F. Kennedy, der die Herzen der Berliner eroberte mit den unvergessenen Worten: „Ich bin ein Berliner„.

Riso beschreibt ZWEIEN als Menschen, die die Nähe zu anderen Menschen suchen und diesen oft beistehen, um sich unentbehrlich zu machen. „Ihr Schwachpunkt ist, dass sie sich ihre eigenen Bedürfnisse nicht eingestehen und sich deshalb vernachlässigen. Im Idealfall sind gesunde ZWEIEN selbstlos und altruistisch und halten ihre Liebe zu sich selbst und ihren Mitmenschen für etwas völlig Selbstverständliches.“ Das große Gewicht dieses Typs ist Grundlage und Folge der großen Welle der Hilfsbereitschaft der Deutschen in der „Flüchtlingskrise„. In diesem Zusammenhang hat sich jedoch auch eine Schattenseite der ZWEI gezeigt, die in der Abrechnung ihrer Hilfe gegen Wohlverhalten besteht. Viele pubertierende Kinder haben vermutlich diesen von Rohr und Ebert zitierten Satz ihrer Mütter im Gedächtnis: „Wie kannst du mir das antun, nach all dem, was ich für Dich getan habe!“ (sinngemäß zitiert). „Zunächst verwöhnt und umsorgt eine unerlöste ZWEI andere Menschen ungebeten und ungefragt. Wenn das den anderen zu lästig oder zu eng wird und sie auf Distanz gehen, anstatt diese ,,Liebe“ zu erwidern, fühlt sich die ZWEI betrogen und ausgenutzt.“ Dieser Vorgang ähnelt Politikern, die sich über den Unmut „ihrer“ Wähler beschweren. Diesem Zusammenhang lohnt es nachzugehen! Das Thema einer speziellen Untersuchung könnte lauten: „Mutter Staat entlässt ihre Kinder“.

Das Zusammenspiel des Typs 7 mit dem WMem Orange ist von Synergien und Gefahren bestimmt. Die Synergien ergeben sich aus dem gewinnenden und fröhlichen Wesen dieser Menschen, die stets auf der Suche nach neuen Impulsen für ihr Wohlbefinden sind. Sie laufen jedoch Gefahr der Sucht nach immer mehr Nervenkitzel zu verfallen und damit am Ende als Versager zu erscheinen. Dieses Ende ist jedoch im Wertesystem von Orange nicht vorgesehen. Hier heißt es: „Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten und weitergehen„. In der realen Welt ist dieser Satz zum Überlebensprinzip geworden und hat bei SIEBENERN zu Denkschemata geführt, die z. B. die Ungerechtigkeiten des Weltwirtschaftssystems oder die hedonistische Ausbeutung und Zerstörung der Erde mit Hilfe der Ansicht verdrängen, daß es ja die Armen  auch nicht glücklicher machen würde, wenn wir auf unser Geld und unsere Möglichkeiten verzichten würden.

Nach dem Typ 7 kommt dem Typ 6 der dritte Rang unter dem Einfluss von Orange zu. Auf ihn wurde bereits anlässlich Grafik 7 eingegangen. Hier wird er in seiner Lebensaufgabe unterstützt, die nach Rohr und Ebert darin besteht, zu lernen, sich von der ständigen Gängelung durch Autoritäten zu lösen und die Verantwortung für ihr Leben und ihre Gefühle selbst zu übernehmen. Die relativ starke Ausprägung dieses Typs bezüglich Baerbock und Laschet lässt vermuten, dass diese Kandidaten als besonders prädestiniert dafür gelten, die Verantwortungen stellvertretend für die Eigenverantwortung der Menschen dieses Typs zu übernehmen. Einerseits liegt darin ein Vertrauensbeweis für die Politiker, andererseits aber auch die Gefahr, dass die notwendige Unterstützung durch Verhaltensänderungen der Wähler nicht eingefordert bzw. von diesen geleistet wird. Dabei spielen Befürchtungen aller Beteiligten eine große Rolle. Exemplarisch kommen sie in einer kleinen Geschichte von Paul Watzlawick zum Ausdruck:

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar ihm den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er ihn nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen ihn. Und was? Er hat ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von ihm ein Werkzeug borgen wollte, er gäbe es ihm sofort. Und warum sein Nachbar nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen ausschlagen? Leute wie der Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet der Nachbar sich noch ein, er sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s ihm aber wirklich. Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er „Guten Morgen“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel!“ (Zitat aus der Wikipedia)

In dieser Geschichte kommt das Misstrauen gegenüber dem Nachbarn zum Ausdruck und sie beschreibt die Unfähigkeit auf andere zuzugehen und miteinander zu reden. Damit ist eine besondere Ausprägung des Typus 6 beschrieben, die Rohr und Ebert kontraphobisch nennen. Kontraphobiker haben keinen Zugang zu der Furcht, die sie beherrscht. Solche Leute brauchen kaum einen Anlaß, um aufzubrausen; im Extremfall können sie schreien, schimpfen, lügen oder handgreiflich werden. Sie vertragen wenig Kritik oder Abweichung von dem, was sie für richtig halten und verteidigen ihre Anliegen verbissen und mit allen Mitteln. Das kann zu völlig unverhältnismäßigen Verhaltensweisen ftihren.“ (siehe Pegida, Querdenker usw.)

Über Fidelio

Ich bin 1949 geboren und war in meiner berufstätigen Zeit als Stadtplaner in einer mittelgroßen kommune tätig. Seit meiner Studienzeit habe ich mich für die Entwicklung eines erweiterten geistigen Horizonts interessiert und einige Anstrengungen unternommen, mich persönlich in diesem Sinne zu entwickeln. Aufgrund meiner katholischen Erziehung habe ich in den 1960-er Jahren begonnen, mich intensiver mit dem modernen Mystiker Teilhard de Chardin zu befassen und bin so zur Gedankenwelt von Ken Wilber gekommen, die ich in diesem Projekt nutzbar zu machen versuche.
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