Biblisches Israel und deutsche Charaktere (II)

Typ FÜNF in jungianischen Symbolen aus der Tierwelt

Symboltiere des Typs FÜNF sind die Eule, der Fuchs und der Hamster.

Die unbeweglichen Augen der Eule sind nach vorn gerichtet, der. Gehörsinn ist sehr gut entwickelt. Eulen können mit ihren starren Augen sehr scharf sehen. Die Unbeweglichkeit ihrer Augen wird durch die Fähigkeit kompensiert, den Kopf in beide Richtungen um mehr als 240 Grad drehen zu können. In ihrer natürlichen Umgebung sind Eulen durch ihr Federkleid gut getarnt, und so verfolgen sie ihre Beute im Allgemeinen nicht von Weitem, sondern richten sich auf einem Ast ein und warten darauf, sich hinabstürzen zu können, sobald sie unter sich ein kleines Tier sehen oder hören. So ist es nicht verwunderlich, dass Eulen zum Symbol scharfer Wahrnehmung wurden – die unsichtbare Seherin im Dunkel, der mit Schlauheit gesegnete Vogel, der Athene begleitet- wie auch der überwältigenden Todesmacht: des tödlichen Schreckens vor einem heimlichen Besucher der Nacht. Doch wie so oft, sind die Mächte des Todes auch Mächte der Transformation, und so wird die Eule symbolisch auch mit der Erneuerung von Leben verbunden, das in den Mythen im Tod impliziert ist.

Zu den stärksten Belegen für diese Verbindung gehören Darstellungen der Großen
Göttin mit Merkmalen einer Eule oder in Begleitung solcher Vögel. Marija Gimbutas weist darauf hin, dass viele Keramiken, Skulpturen und andere Kunstgegenstände, die über mehrere Jahrtausende entstanden sind, solche Darstellungen aufweisen. Da die Große Göttin Leben schenkt, nimmt sie es im ewigen Kreislauf von Tod und Erneuerung auch wieder. Sie übermittelt die Wahrheit der Evolution, dass jede Kreatur ihren Anspruch auf das Dasein irgendwann aufgeben muss, damit die nächste Generation leben kann.

Diese frühen Verknüpfungen der Eule mit weiblicher Fruchtbarkeit und Regeneration wie auch mit dem Tod verweisen darauf, dass Athenes positive Qualitäten als Patronin der Kriegskunst und der zivilisatorischen Künste in der älteren Weisheit der Göttin gründen, für die der Tod auch der Boden von Leben ist. Heute sehen wir die alte, weise Eule oft als kluges Wesen, das in der Dunkelheit alles hört und sieht. Doch die Weisheit der Eule zeichnet sich nicht nur durch ihre Fähigkeit aus, Dunkles ans Licht zu bringen, sie ist auch in dem Umstand begründet, dass sie im Dunkel sogar leben kann.

Die Ambivalenz einer Kreatur, die mit übermenschlichen Gaben sehen und hören kann und ihre Beute nachts lautlos schlägt, fördert natürlich Vorstellungen von einer geheimnisvollen Macht. So wird die Eule hauflg mit Hexen und der Welt der Zauberei in Verbindung gebracht und ist in Abbildungen in diesen Zusammenhängen zu sehen.

Der Fuchs ist als Raubtier ein Einzelgänger und hat schlitzförmige sich verengende Pupillen. Sein Geruch– und Gehörsinn sind ausgezeichnet entwickelt. Das feuerrote Fell des Fuchses, seine Ohren und der Schwanz, die wie Flammen geformt sind, und die vertikalen Pupillen in seinen leuchtenden, bernsteinfarbenen Augen machen aus ihm eine flatterhafte Erscheinung, die die schwer fassbaren, flackernden, verwandelnden Eigenschaften des wirklichen Feuers verkörpern. Der Fuchs scheint ein eigenes inneres Leuchten zu haben, ein Schimmern wie das wandelbare, mysteriöse ,,Fuchsfeuer“ (Irrlichter), das schaurich – schön in Sümpfen und Wäldern aufscheint und eine chthonischere Form von Bewusstsein repräsentiert als das eines Menschen. Im chinesischen Mythos hat der Fuchs eine zentrale Bedeutung. Mit 1oo Jahren wurde er fähig, sich in jede beliebige Gestalt zu verwandeln; mit 1000 Jahren wurde sein Fell weiß, er hatte neun Schwänze und war allwissend. In der Tiersage und Dichtung gilt der Fuchs als schlau und verschlagen; in der christlichen Symbolik bezeichnet er unter anderem Arglist, Habsucht und Verzweiflung. In vielen Märchen dagegen tritt er auch als Nothelfer auf. Der Fuchs stürzt sich mit spielerischen, akrobatischen Sprüngen auf seine Beute, und was sein kleiner Magen nicht aufnehmen kann, versteckt er.Was die legendäre List des Rotfuchses betriftt, so hat man schon Tiere gesehen, die, um ihre eigene Geruchsspur zu kaschieren, auf den Rücken von Schafen gesprungen sind oder beim Davonlaufen den Schnee mit dem Schwanz überwedelten und so versuchten, ihre Spuren zu verwischen. Die labyrinthischen Gänge seines unterirdischen des Fuchsbaus – seines ,,Schlosses“ – ermöglichten dem gerissenen Reineke Fuchs der mittelalterlichen Legende, überall zugleich und nirgendwo zu sein, während die schillernde Fluidität seiner Fuchsintelligenz, die alle Gegner erspürte und in die Irre führte, die ,,eigentliche“ Ordnung der Dinge untergrub.

Wenn wir uns also einem allgegenwärtigen, merkurischen Fuchs – wie dem Unbewussten – nach seinen Bedingungen nähern, führt er uns vielleicht, zugunsten einer Ganzheit, durch die Transformationsräume zwischen einander entgegengesetzten Seinszuständen, die segensreich und dämonisch zugleich sind – zwischen wildem Wald und kultiviertem Bauernland, zwischen unkonventioneller, intuitiver Intelligenz und kollektiven sozialen Normen und zwischen Tier-, Menschen- und Geisterwelt.

Der Hamster mit seinen großen Backentaschen repräsentiert die Sammelleidenschaft und Habsucht der FÜNF, das Horten von ,,Nahrung“ für schlechtere Zeiten.

Teil III der Beitragsreihe folgt in Kürze!

 

 

 

 

Über Fidelio

Ich bin 1949 geboren und war in meiner berufstätigen Zeit als Stadtplaner in einer mittelgroßen kommune tätig. Seit meiner Studienzeit habe ich mich für die Entwicklung eines erweiterten geistigen Horizonts interessiert und einige Anstrengungen unternommen, mich persönlich in diesem Sinne zu entwickeln. Aufgrund meiner katholischen Erziehung habe ich in den 1960-er Jahren begonnen, mich intensiver mit dem modernen Mystiker Teilhard de Chardin zu befassen und bin so zur Gedankenwelt von Ken Wilber gekommen, die ich in diesem Projekt nutzbar zu machen versuche.
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