Trumps „Revolution“ verstehen und Handeln – Ein Dialog mit Nietzsches Philosophie

Nietzsches Philosophie bietet keine direkte Umwelttheorie, doch sein Denken über Schaffenskraft, Naturbejahung und die Überwindung des Nihilismus lässt sich auf die Frage nach der Harmonisierung von natürlichen Ressourcen und menschlicher Kreativität anwenden. Hier sind mögliche Ansätze, inspiriert von seiner Haltung:
1. Natur als „Wille zur Macht“ – nicht als tote Materie

Für Nietzsche ist die Natur kein passives „Ressourcenlager“, sondern ein dynamisches Kräftespiel („Wille zur Macht“). Eine angemessene Haltung wäre:

  • Kooperation statt Ausbeutung: Kreativität sollte die Natur nicht unterwerfen, sondern mit ihr ringen wie ein Künstler mit seinem Material.
  • Dionysische Bejahung: Die Natur ist kein zu überwindendes Chaos, sondern eine Quelle schöpferischer Energie (vgl. „Die Geburt der Tragödie“).

Beispiel: Regenerative Landwirtschaft, die Böden als lebendige Systeme begreift, statt sie auszulaugen.

2. Kreativität als „Umwertung“ – nicht als blindes Wachstum

Nietzsche fordert, Werte aktiv zu gestalten, statt bestehenden Dogmen zu folgen („Umwertung aller Werte“). Übertragen auf Ressourcennutzung:

  • Innovation jenseits des Konsumismus: Echte Kreativität findet neue Wege, mit weniger mehr zu schaffen („höher, weiter, geistiger“ – nicht nur quantitativ).
  • Ästhetische Ökologie: Schönheit und Funktionalität verbinden (z. B. solare Architektur, die zugleich Kunstwerk und Energiequelle ist).

Gegenbeispiel: Die heutige „grüne“ Technokratie, die Nachhaltigkeit als bloße Effizienzsteigerung missversteht, ohne kulturelle Vision.

3. „Ewige Wiederkunft“ als ökologisches Prinzip

Nietzsches Gedanke, dass alles wiederkehrt, verlangt, jede Handlung so zu wählen, dass man ihre ewige Wiederholung bejahen kann. Daraus folgt:

  • Verantwortung für zukünftige Generationen: Kein Raubbau, der die eigene Existenzgrundlage zerstört.
  • Zyklische Wirtschaft: Kreislaufprinzipien (Cradle-to-Cradle) statt linearer Ausbeutung.

Paradox: Gerade die radikale Bejahung des Diesseits (kein Jenseitsvertröstung) verlangt einen langfristigen Umgang mit der Erde.

4. Gefahren: Öko-Ascetismus oder Hybris

  • Askese als Sklavenmoral: Nietzsche würde eine kasteiende „Verzichtsökologie“ ablehnen, die Leben verneint.
  • Technokratische Hybris: Der Glaube, die Natur komplett beherrschen zu können, wäre für ihn eine neue „Hinterwelt“ (z. B. Geo-Engineering als Flucht vor der Verantwortung).
Fazit: Eine dionysische Ökonomie

Harmonie zwischen Ressourcen und Kreativität verlangt:

  1. Die Natur als Partnerin im schöpferischen Kampf – nicht als Feindin oder Opfer.
  2. Kreativität, die neue Werte setzt – nicht nur alte Systeme optimiert.
  3. Eine Kultur, die Verschwendung als hässlich und Genialität als nachhaltig begreift.

Nietzsche würde sagen: „Die Erde ist kein Rohstoff, sondern ein Kunstwerk – handelt danach!“

Warum verhalten sich die Ikonen der schöpferischen Intelligenz (Musk, Thiel, Bezos u. a.) gerade so, als hätten sie ihren Heimatplaneten aufgegeben und suchten die Flucht in einem Privatuniversum?
Die Tech-Milliardäre wie Elon Musk, Jeff Bezos und Peter Thiel verhalten sich oft so, als hätten sie den „Heimatplaneten aufgegeben“ und suchten nach Fluchtmöglichkeiten in privatisierte Universen – sei es durch Raumfahrtprojekte, digitale Parallelwelten oder abgeschottete Enklaven. Dieses Verhalten lässt sich aus mehreren Perspektiven erklären:
1. Techno-Libertärer Utopismus: Die Flucht vor staatlicher Kontrolle

Viele dieser Unternehmer vertreten eine ultralibertäre Ideologie, die staatliche Regulierung als Hindernis für Fortschritt betrachtet.

  • Musk und Thiel sehen Demokratie als ineffizient an und bevorzugen technokratische Systeme, in denen „Vernunft“ (d. h. ihre eigene Vision) über Mehrheitsentscheidungen steht 12.
  • Bezos und Musk investieren massiv in private Raumfahrt, weil sie glauben, dass Regierungen zu langsam sind, um die Kolonisierung des Weltraums voranzutreiben.
  • Thiel unterstützt sogar die Idee autonomer Seasteading-Städte, um staatliche Gesetze zu umgehen.

Kritik: Diese Haltung führt zu einer Privatisierung der Zukunft, in der Milliardäre bestimmen, wer Zugang zu neuen Lebensräumen oder Technologien hat

2. Apokalyptisches Mindset: Flucht vor den Folgen des eigenen Handelns

Laut Douglas Rushkoff („Survival of the Richest“) bereiten sich viele Tech-Eliten auf einen Kollaps der Zivilisation vor – sei es durch Klimawandel, Atomkrieg oder soziale Unruhen.

  • Sie kaufen Bunker in Neuseeland, planen schwimmende Städte oder träumen von Mars-Kolonien 12.
  • Musk rechtfertigt SpaceX mit der Notwendigkeit einer „Backup-Zivilisation“ auf dem Mars.
  • Bezos spottet zwar über Mars-Fantasien, baut aber mit Blue Origin eine Infrastruktur für orbitalen Kapitalismus (Weltraumindustrie, Mond-Basen).

Ironie: Sie fliehen vor Problemen, die sie selbst mitverursacht haben – Klimawandel durch fossilen Kapitalismus, soziale Spaltung durch Plattform-Monopole

3. Gottkomplex: Die Illusion totaler Kontrolle

Diese Milliardäre sehen sich oft als Schöpfer neuer Welten, nicht als Teil der bestehenden Gesellschaft.

  • Musk inszeniert sich als „Technoking„, der mit Neuralink, Tesla und SpaceX die menschliche Evolution steuert.
  • Bezos spricht von einer „Zivilisation im All„, in der die Erde nur noch ein Naturreservat ist.
  • Thiel finanziert Langlebigkeitsforschung, als ob der Tod nur ein technisches Problem wäre.

Problem: Diese Haltung führt zu einer Entfremdung von der Realität – sie leben in einer Blase, in der Geld jedes Problem lösen kann.

4. Daten-Feudalismus: Die Welt als privatisierter Spielplatz

Ihre Geschäftsmodelle basieren auf der Kontrolle digitaler Infrastrukturen:

  • Musk besitzt X (Twitter), Bezos Amazon Web Services, Zuckerberg das Metaverse.
  • Sie betrachten Nutzer als Datenlieferanten, nicht als Bürger mit Rechten.
  • Greenland (Anm.: Grönland)-Investitionen (seltene Erden, Datenzentren) zeigen, wie sie physische Ressourcen monopolisieren
5. Psychologische Faktoren: Narzissmus und Überlebensangst

  • Viele dieser Figuren zeigen narzisstische Züge – sie glauben, klüger als Experten zu sein („First-Prinzipien-Denken“ als Rechtfertigung für Alleingänge).
  • Gleichzeitig herrscht eine tiefe Paranoia (Bunker, Sicherheitsteams, Angst vor Aufständen).
  • Thiel und Musk sympathisieren mit autoritären Politikern, weil sie Stabilität versprechen.
Fazit: Eine gefährliche Mischung aus Macht und Escapismus

Die Tech-Milliardäre haben nicht wirklich den Planeten „aufgegeben“ – sie bauen sich parallele Machtsphären, in denen sie die Regeln selbst bestimmen. Ihr Verhalten ist eine Mischung aus:

  1. Machtfantasien („Wir retten die Menschheit – auf unsere Weise“),
  2. Fluchtreflexen (vor Verantwortung, vor den Folgen des Kapitalismus),
  3. Technokratischem Größenwahn („Wenn wir es nicht tun, tut es niemand“).

Die Frage ist nicht, ob sie fliehen, sondern ob die Gesellschaft zulässt, dass sie die Zukunft monopolisieren.

Wie lassen sich Existenzangst und Einsamkeit, die auch im schöpferischen Prozess auftreten, vermeiden bzw. überwinden?

Über Fidelio

Ich bin 1949 geboren und war in meiner berufstätigen Zeit als Stadtplaner in einer mittelgroßen kommune tätig. Seit meiner Studienzeit habe ich mich für die Entwicklung eines erweiterten geistigen Horizonts interessiert und einige Anstrengungen unternommen, mich persönlich in diesem Sinne zu entwickeln. Aufgrund meiner katholischen Erziehung habe ich in den 1960-er Jahren begonnen, mich intensiver mit dem modernen Mystiker Teilhard de Chardin zu befassen und bin so zur Gedankenwelt von Ken Wilber gekommen, die ich in diesem Projekt nutzbar zu machen versuche.
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