„Das Niedrigere setzt die Möglichkeiten des Höheren, das Höhere setzt die Wahrscheinlichkeiten des Niedrigeren.“ In den vorangehenden Grundaussagen wurde dargelegt, dass emergierende höhere Ebenen schöpferische Neuartigkeiten sind und auf mancherlei Weise über die Gegebenheiten der vorherigen Ebene hinaus gehen und diese in sich einschließen. Aber in diesem Vorgang verletzt die höhere Ebene keinesfalls die Gesetze und Grundmuster der niedrigeren Ebene. Sie kann weder auf die niedrigere Ebene reduziert werden, noch kann sie durch die niedrigere Ebene bestimmt werden und sie kann die niedrigere Ebene auch nicht ignorieren. „Mein Körper folgt den Gesetzen der Schwerkraft; mein Geist folgt anderen Gesetzen, etwa denen der symbolischen Kommunikation oder denen der Syntax; aber wenn mein Körper in den Abgrund stürzt, fällt mein Geist mit.
»Das Niedrigere setzt die Möglichkeiten« heißt also, dass es dem Höheren einen Rahmen vorgibt, innerhalb dessen es wirken muss, auf den es aber nicht beschränkt ist….Eine »Ebene« in einer Holarchie ist durch mehrere objektive Kriterien definiert: durch qualitative Emergenz (wie von Popper dargelegt), durch Asymmetrie oder Symmetriebrüche (Prigogine, Jantsch), durch ein InklusionInklusionsprinzip (das Höhere schließt das Niedrigere ein, aber nicht umgekehrt, wie schon Aristoteles dargelegt hat), durch eine Entwicklungslogik (das Höhere negiert und bewahrt das Niedrigere, aber nicht umgekehrt, wie von Hegel dargelegt) und durch einen chronologischen Indikator (das Höhere folgt chronologisch auf das Niedrigere, aber nicht alles Spätere ist notwendig höher).“
Die Anzahl der Ebenen ist bei Wilber – wie er selbst sagt – etwas willkürlich, da sein System keinen festen Bezugspunkt hat. Dies ändert jedoch nichts an den zwischen den Ebenen geltenden Prinzipien und Relationen. Zur Verdeutlichung benutzt er das einfache Beispiel eines dreistöckigen Hauses mit jeweils 20 Treppenstufen zwischen den Geschossen. em „Normalerweise werden wir sagen, das Haus habe drei Hauptebenen (wie wir auch von den drei großen Bereichen der Evolution sprechen), aber wir können auch das Treppenhaus als Skala benutzen und dann sagen, das Haus habe sechzig Ebenen. Hier besteht offenbar ein gewisser Spielraum.“
»Die Anzahl der Ebenen einer Hierarchie bestimmt, ob sie ›seicht‹ oder ›tief‹ ist, die Anzahl der Holons einer Ebene werden wir als ihre ›Spanne‹ bezeichnen.« (Koestler, zitiert nach Wilber)„Je größer die vertikale Ausdehnung eines Holons, je mehr Ebenen es also enthält, desto größer seine Tiefe, je mehr Holons auf einer bestimmten Ebene, desto größer deren Spanne.“ Dieser Zusammenhang wird in der Ökologie oft falsch gesehen, indem Spanne mit Tiefe verwechselt wird. „Jede weitere Stufe der Evolution erzeugt größere Tiefe und geringere Spanne.