Biblisches Israel und deutsche Charaktere (III)

Typ 8

ACHTer wirken stark und mächtig und sind fähig, auch anderen ein Gefühl von Stärke zu vermitteln. Sie haben ein Gespür für Gerechtigkeit und Wahrheit, erfassen instinktiv, wenn es irgendwo ,,stinkt“, wenn Ungerechtigkeit oder Unehrlichkeit am Werk ist. ACH’I’er sprechen das of’fen und direkt an. sie können ein Fels der Verläßlichkeit für andere sein und ein großes Maß an Verantwortungsgefühl und Fürsorge entwickeln. Wenn sie sich für eine Sache engagieren, können sie ungeheure Energie dafür aufbringen. Auf das Wort cincr ACIHT ist Verlaß.

ACHTer haben das Gefühl entwickelt, daß die Starken die Welt beherrschen und daß die Schwachen den kürzeren ziehen; deshalb haben sie beschlossen, nicht brav zu sein, sich nicht anzupassen, sondern Stärke zu entwickeln, Widerstand zu leisten, Regeln zu brechen und lieber andere herumzukommandieren als sich selbst herumkommandieren zu lassen. Einige ACHTer haben ihre Haltung auch als Gegenreaktion gegen zu weiche, ,,liberale“ und nachgiebige Eltern entwickelt. Sie wollen testen, was sie noch alles anstellen müssen, um endlich einmal eine Konfrontation zu erleben….Sie tun sich schwer, Fehler einzugestehen, weil das wie Schwäche aussehen könnte….Andererseits können ACHTer, ohne daß es die Außenwelt merkt, sehr streng mit sich selbst umgehen und sich selbst hart bestrafen.

Die Grunderfahrung der ACHT ist, daß das Leben bedrohlich oder feindlich ist und daß man sich anderen nicht so einfach anvertrauen kann, solange nicht das Gegenteil erwiesen ist. ACHTer suchen Konflikte oder schaffen sie geradezu. Sie spielen mit harten Bandagen und sind notorische Advokaten des Teufels: Wenn du Ja sagst, sagen sie Nein. Sie genießen es, dagegen zu sein. Auch wenn sie es nicht immer sofort ausdrücken, ist Abwehr und Verneinung oft ihre erste Reaktion auf neue Gedanken, Menschen und Situationen.

Zum Glück ergreifen sie gern Partei für die Schwachen. ACHTer vertragen keine falschen Autoritäten und Hierarchien. Ihre Leidenschaft für Gerechtigkeit und Wahrheit führt dazu, daß sie sich häufig auf die Seite der Unterdrückten und Schutzlosen stellen. Das kommt daher, daß sie unbewußt wissen, daß in ihrem eigenen Innersten – hinter einer Fassade von Härte, Unverwundbarkeit, Flüchen oder sogar Brutalitat – ein kleiner Junge oder ein kleines Mädchen steckt. Dieses innere Kind ist das genaue Gegenteil von der Stärke und Macht, die sie nach außen demonstrieren. Die Gefühle von Zärtlichkeit und Verwundbarkeit sind allerdings tief in der ACHT vergraben. Die meisten ACHTer lassen diese Seite höchstens zwei oder drei Menschen im Leben sehen – wenn es gut geht, ist ihr Ehepartner einer davon; aber selbst das ist nicht garantiert. Die ACHT ist unsicher gegenüber diesem kleinen Kind in sich selbst; aber sie entdeckt dieses Kind manchmal in anderen und will es beschützen.

Die Wurzelsünde der ACHT ist Schamlosigkeit. Wir bezeichnen damit das, was im klassischen Katalog der Hauptsünden Unkeuschheit genannt wurde. ACHTer sind „Vollblutmenschen“ – mit allem, was dieser Begriff beinhaltet….Es handelt sich um die Vergewaltigung eines anderen Menschen aus Lust oder Leidenschaft; der andere wird schamlos benutzt, in Besitz genommen oder unterdrückt. Sie ist hier nicht im engen sexuellen Sinn zu verstehen, sondern auch außerhalb des Strafrechts und im alltäglichen Umgang der Menschen miteinander.

Unerlöste ACHTer können sehr hohe moralische Ansprüche an andere stellen, ohne sie selbst einzuhalten. Sie schwanken mitunter zwischen rigidem Moralismus und großzügigem Laissez faire hin und her. Ahnlich wie die SIEBEN neigen auch sie zu exzessiver Triebbefriedigung; bei der ACHT nimmt diese allerdings selten besonders ,,kultivierte“ Formen an: ACHTer können Essen, Alkohol und Sex ohne Schuldgefühle genießen (Schuldgefühle haben ACHTer vor allem dann, wenn sie den Eindruck haben, ungerecht oder unwahrhaftig gewesen zu sein). Bei Partys gehören ACHTer zu denen, die ,,durchmachen“ und als Ietzte ins Bett kommen. SIEBENer genießen, um Schmerz zu vermeiden. ACHTer feiern, weil das zum prallen, vollen Leben gehört.

Zu den biblischen Zeugen der ACHTer gehören mächtige Männer wie die Könige Saul und David, der Richter Simson genauso auch Frauen wie Miriam, die neben Mose den Auszug der Israeliten aus Ägypten führte, die Heerführerin Debora und Hannah, die Mutter des Propheten Samuel.

Die literarische Entwicklung der Bibel legt ,,ein üppiges Zeugnis darüber ab, wie die historische Rolle von Frauen überlagert, übertüncht und verfälscht wurde“ (Anm. Zitat: Artlkel von Johanna Haberer, Befreiung braucht Poesie – Auf den Spuren der Sprachgewalt biblischer Frauen, Sonntagsblatt der ev. luth. Kirche). Dennoch finden sich in der Bibel Spuren von einer Zeit, in der Frauen geschichtsprägende Kraft innehatten, vor allem in Frauenliedern, die in alttestamentlichen Geschichten verborgen sind. So finden sich Spuren von Miriam, einer Frau, die beim Auszug aus Agypten gleichberechtigte Führerin neben Mose und Aaron war…In der vorstaatlichen Zeit Israels gab es charismatisch begabte und von Gott erwählte Führergestalten, die in Notsituationen den Heerbann gegen die Feinde führten. Unter ihnen findet sich Debora, von der es heißt: ,,Still war es in Israel, bis du, Debora, aufgestanden bist, eine Mutter in Israel“. …Die Sprache biblischer Frauen wird kraftvoll und politisch, wenn es um die Zukunft ihrer Kinder geht. Um Schwaches zu schützen, werden sie kampfbereit und stark.

Der sagenumwobene ,,RichterSimson wird im Alten Testament als Prototyp des kraftstrotzenden Helden geschildert. Er paßt nicht ins Schema frommer Gottesmänner. Man ,,muß sich über den Wirbel von sehr ungeistlichen Abenteuern wundern, in denen sich Simson verliert. Simson ist vor allem hinter den Frauen her. . .“ (Anm. Zitat: Gerhard von Rad, Theologie des Alten Testaments Bd. 1, München i969, 346)

Von Kindesbeinen an schert er – als Zeichen des Gottgeweihten – sein Haar nicht. Als junger Mann zerreißt er mit eigenen Händen einen Löwen. Anläßlich seiner Hochzeit mit einem Mädchen aus dem (feindlichen) Volk der Philister bringt er dreißig Philister um, von denen er sich betrogen fühlt. Als ihn die Philister in Fesseln legen, sprengt er diese ,,wie Fäden, die das Feuer versengt hat“. Kurz danach erschlägt er 1000 Philister mit dem Kinnbacken eines Esels. Als er in der Philisterstadt Gaza bei einer Hure einkehrt, umstellen die Stadtbewohner das Haus und lauern ihm am Stadttor auf. Er aber hebt das gesamte Stadttor aus den Angeln und trägt es auf einen Berg.

Schließlich verliebt er sich in ein Mädchen namens Delila, das von den Fürsten der Philister bestochen wird, die Quelle seiner Kraft auszukundschaften. Zunächst führt er das Mädchen in die Irre und kann den Versuchen der Philister immer wieder entgehen, ihn mattzusetzen. Zuletzt aber verrät er Delila, daß er seine Kraft in dem Augenblick verlieren würde, in dem sein Haar geschoren würde. Im Schlaf schneiden ihm die Philister die Haare ab – und die ,,Kraft Jahwes“ weicht von ihm. Die Feinde stechen ihm die Augen aus, legen ihn in Ketten und werfen ihn ins Gefängnis, wo sein Haar wieder zu wachsen beginnt. Anläßlich eines Festes des Philistergottes Dagon führen sie Simson in einen großen Saal, wo er zur Volksbelustigung auftreten soll. Noch einmal betet er um die göttliche Kraft, umklammert die tragenden Mittelsäulen des Hauses und begräbt sich samt 3000 Philistern unter den Trümmern. Auf diese Weise wird der Machtkampf zwischen Jahwe, dem Gott Israels, und Dagon, dem Philistergott, doch noch zu Gunsten.Jahwes entschieden. (Richtcr 13-16)

Über Fidelio

Ich bin 1949 geboren und war in meiner berufstätigen Zeit als Stadtplaner in einer mittelgroßen kommune tätig. Seit meiner Studienzeit habe ich mich für die Entwicklung eines erweiterten geistigen Horizonts interessiert und einige Anstrengungen unternommen, mich persönlich in diesem Sinne zu entwickeln. Aufgrund meiner katholischen Erziehung habe ich in den 1960-er Jahren begonnen, mich intensiver mit dem modernen Mystiker Teilhard de Chardin zu befassen und bin so zur Gedankenwelt von Ken Wilber gekommen, die ich in diesem Projekt nutzbar zu machen versuche.
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