Türkis
Mit Türkis hat die Evolution ihren achten und vorerst letzten Schritt auf die Weltbühne getan. Es ist noch etwas wackelig auf den Beinen und wir wissen noch nicht, ob es den festen Schritt vorhergehender Wertememe wieder aufnehmen wird. Die Unsicherheit rührt zu einem erheblichen Teil daher, dass es noch allein dasteht und vor der Aufgabe steht, ein starkes Kollektiv aus Individuen zusammenzustellen und in Einklang zu bringen. Es schaut sich nach lebendigen Einheiten um, die als integrierte Systeme erkennbar sind. Hierbei stehen dem türkisen Wertemem neue Fähigkeiten von Geist und Gehirn zur Verfügung. Sein Selbst ist Teil eines größeren, bewussten, spirituellen Ganzen, das auch dem Selbst dient. Die globale Arbeit in Netzwerken, welche die gesamte Spirale einbeziehen, wird nun als Routine angesehen. Dieses wird möglich durch eine minimalistische Lebensführung die dem Leitgedanken folgt: „weniger ist tatsächlich mehr“.
Türkis entsteht, wenn die Probleme, die gelb geprägte Menschen unter den gelben Lebensbedingungen wahrnehmen, nicht von isolierten Einzelnen gelöst werden können. Die riesige Menge an unverarbeiteter Information erfordert eine Erneuerung der Ordnung und Synergie durch Zusammenarbeit. Das bedeutet konkret gemeinsames Handeln über Gruppen-, Fraktions- und Gemeinschaftsgrenzen hinweg um genug menschliche Energie zu versammeln, damit Lösungen von türkiser Komplexität gefunden werden. Die beschränkten Möglichkeiten in Gelb, die in der Beschränkung auf die individuelle Kraft bestanden, sind in Türkis durch die vereinten Kräfte in der türkisen Gemeinschaft potenziert. Diese Gemeinschaften sind in der Lage, klare Akzente zu setzen und konzeptionell zu arbeiten. Mittels mikroelektronischer Verbindungen und spiritueller Bedürfnisse können sie ebenso arbeiten, wie ein oranger Mitarbeiterstab bei Kaffee und Brötchen bei seiner Montagmorgenbesprechung.
Durch das neu erwachende Gruppengefühl in Türis kommen Gefühle und Emotionen wieder stärker zu ihrem Recht. Die in den mittleren Bereichen der Spirale durch dogmatische Glaubenssätze und Kunstgriffe verwässerten Sinne und Fähigkeiten werden nun durch die Integration von Fühlen und Wissen fruchtbar gemacht. Dieser holistische Weg ist bereits seit langer Zeit in einigen alternativen Heilungssystemen erfahrbar und durch seine steigende und große Popularität gegen die Auffassung des medizinischen Establishments von erheblicher Bedeutung für das Gesundheitsbewusstsein der Menschen. Besondere Bedeutung haben solche holistischen, organischen, natürlichen und leicht mystischen Behandlungsformen für orange geprägte Menschen. Sie ziehen alternative Heilverfahren kalter orangegeprägter Technokratie in der modernen Apparatemedizin vor. In Türkis wird das Verhältnis zur Alternativmedizin dagegen rationaler, hier ist Mystik gar nicht so mystisch. In der Eingangsphase von Türkis wird die „Hardware“ – Geist und Gehirn -, als natürliche Ressource besonders geschätzt. Es taucht eine neue Art von Spiritualität auf, über die kein identifizierbarer Jemand die Kontrolle ausübt, sondern das Universum unterliegt nun einer vereinigenden Kraft und verschiedene Leitfäden erzeugen den Eindruck eines Bewusstseins. Für einen Teil der Menschen ist diese Kraft anthropomorphisch, andere wiederum erkennen sie nur durch ihr persönliches Bemühen, diese Kraft zu leugnen. In Gelb/Türkis wird die folgerichtige Reaktion sein, zunächst einmal zu untersuchen und zu hinterfragen, was ist, während die Reaktion noch in Grün beheimateter Menschen sein wird, die neue Realität in das grüne Gruppenbewusstsein einzuflechten. Für Gelb/TÜRKIS bleibt die Vermutung und Erwartung bestehen, dass mehr da ist, als man je sehen oder wissen wird.
Prozesse, die bereits in der Ausgangsphase GELB/Türkis ansatzweise erkennbar waren, finden nun ihren Abschluss. Das Wirtschaftsleben hat wieder eine Seele und die Kluft zwischen Wissenschaft und Metaphysik schließt sich. Mit wachsendem Türkis werden die in Gelb aufgetretenen Probleme gelöst. Dabei geht es beispielsweise um solche Fragen, wie man Afrika in die Moderne führen kann, ohne erneut die typischen Probleme von Orange hervorzubringen, wie man das ehemalige Jugoslawien oder Vorderasien in eine Weltordnung einfügt oder wie man die ökonomischen, rassischen und bildungsbedingten Probleme innerhalb der USA löst ohne die schädlichen Folgen einer Weltherrschaft der Uno oder Chinas heraufdämmern zu lassen. (Die Schwächen der UNO sind ein Thema für sich. Als Hinweise nenne ich nur die Vetopolitik im Weltsicherheitsrat, Kompetenzdefizite, Legitimationsdefizite. Die Notwendigkeit einer Reform findet breite Unterstützung in der Staatengemeinschaft, kommt aber wegen unterschiedlicher Zielsetzungen nicht voran. In China besteht ein rotes politisches System mit einer orangen Wirtschaft. Die Situation ist daher instabil und kann fortschrittlicheren Staaten nicht zum Vorbild werden.)
Im voll entwickelten Türkis lernt man nicht nur durch Beobachtung und Teilnahme, sondern auch durch Erfahrung, nur zu sein. Man vertraut der Intuition und dem Instinkt, die von früheren Wertememen auf einer neuen Ebene reaktiviert werden. So wird es möglich, dass der Geist sowohl mit dem bewussten als auch mit dem unbewussten Selbst als Teilnehmern arbeitet. Es scheint nun so, als würden sich verdrängte Sinnesfähigkeiten aus sehr alten Wertememen mit Aspekten unseres Selbst verbinden. Gleichzeitig werden bisher ungenutzte Ressourcen in unserem Gehirn und unserem Geist aktiviert. Aus diesen Veränderungen werden wiederum keine besseren, netteren oder intelligenteren Geschöpfe hervorgehen. Was den fortgeschrittenen Menschen auszeichnet, wird ein weiter gehendes Denken und ein größeres Repertoire an Verhaltensmöglichkeiten sein. Der forschende Blick wird dabei weiter in die Tiefe sehen – doch Glück und Tugend sind auch dort nicht garantiert.
Auf dem Höhepunkt von TÜRKIS bewegt sich das Wertemem wie bei Gelb auf fließende Art zwischen den anderen Wertesystemen, jedoch versteht man die Gesamtheit der Spirale hier besser als in Gelb und man nutzt ihre Ebenen auf eigene Initiative und holistisch, da die Gruppe der kollektiven Wertememe stark ist. In einer türkisen Weltsicht gibt es miteinander verknüpfte Ursachen und Folgen interagierende Energiefelder und Abhängigkeits- und Kommunikationsebenen, die bisher erst wenige Menschen entdeckt haben. Sie führt zu einem Denken, dass alles auf einmal sieht und erst dann entsprechend zum Handeln führt. An erster Stelle stehen kollektive Imperative und vielfältige Interdependenzen.
Im Unterschied zu Gelb wo man versucht, die einzelnen Entitäten zu einem Netzwerk und Ebenen zusammenzufügen, spürt man in TÜRKIS die Energiefelder die dies alles natürlicherweise einhüllen, umfließen und durchströmen. In Gelb verbindet man die Punkte, wohingegen man in Türkis die so entstandenen Flächen in der „Kunst“ aller Farben und Schattierungen ausfüllt, so dass das Bild lebendig wird. Oder man kann sagen, dass man sich im gelben System die Hände schmutzig macht, um mit dem Chaos umzugehen, während man im türkisen kollektiven System einen Schritt zurück tritt und eine neue Form von Ordnung schafft. Hierbei kann es sinnvoll sein, die in Gelb angelegten Paradoxa weiter zu entwickeln und die elegante Ordnung aufzuspüren um diese Vielfalt auf neue Weisen nutzen zu können. In TÜRKIS entsteht eine Gaia-Sichtweise, die alle Formen des Lebens in gleicher Weise achtet. Die Erde selbst wird als ein einziges Ökosystem gesehen. Individuen existieren nicht voneinander getrennt und ebenso wenig wird nationalen Grenzen, ethnischen Besonderheiten oder den Privilegien von Eliten gestattet, Menschen auf destruktive Weise voneinander zu trennen. Wer mit diesem Wertemem denkt, befindet sich in einer Beziehung zum kollektiven Anderen, nicht nur zum kollektiven Selbst. Der Schritt von Gelb/TÜRKIS zu TÜRKIS scheint einer von „lernen über…“ und „in Verbindung treten mit…“ zu einem Einswerden des Einzelnen im Verschmelzen mit dem Vielen zu sein. Diese kollektive Arbeitsweise schärft die Sinneswahrnehmung und erhöht zugleich die Aufmerksamkeit für die mannigfaltigen Zustände von Zeit und Raum.
Türkises Leben und die entsprechende Theologie besteht aus Fraktalen. Obwohl man sein lückenhaftes Wissen bereitwillig eingesteht, glaubt man von Neuem, dass eine große Vereinigung möglich ist und sich irgendwie alles mit allem verbindet.
Durch TÜRKIS kommt es in der Entwicklungsspirale zu einer erneuten Aktivierung der „Wir“-Seite. Die äußeren Wirkungen dieses Richtungswechsels könnten in einem globalen Tribalismus bestehen, der Aufteilungen der Welt in großem Maßstab nach sich zieht, wie etwa die schwarze, gelbe, rote, braune und weiße Rasse als Blöcke. die Bewohner einer hemisphärischen oder kontinentalen Allmende, die wie Superclans Komplotte gegen Rivalen schmieden; oder blaue Ideologien – religiöse, politische oder beides zugleich -, die Verbände nach dem Kriterienpaar Zugehörigkeit/ Ausschluss bilden, welche zwar Ozeane überbrücken, aber Ungläubige ausschließen. Diese Perspektiven lassen einen weiteren Richtungswechsel hin zu einem „Ich“-betonten Wertemem möglich erscheinen. Dieser könnte seine Kraft aus den skizzierten Problemen ziehen, die zentralisierte Kommando- und Kontrollstrukturen erfordern.
In TÜRKIS steht man ehrfurchtsvoll vor der kosmischen Ordnung, den schöpferischen Kräften, die vom Urknall bis zu den kleinsten Molekülen existieren. Die türkise Lebenserfahrung zeigt, dass man nie alles wissen oder verstehen kann. Wirklichkeit kann nur erfahren, nie gekannt werden. Wer von diesem Bereich geprägt ist, vermeidet Beziehungen, in denen andere zu dominieren versuchen. Für Menschen in TÜRKIS ist es ein Leichtes, einen Schritt zurückzutreten, nachzudenken und dann erfrischt mit einer neuen Perspektive zurückzukehren. Während das Ego auf den Spiralebenen der ersten Ordnung noch den Antrieb gab, ist es hier praktisch nicht vorhanden, getreu der Devise „Es gibt nichts Wichtigeres als das Leben als solches, aber mein Leben ist unwichtig“. Der Hauptbeitrag von TÜRKIS in der Entwicklungsspirale liegt darin, dass es eine Übersichtsperspektive beisteuert, die zu einem Handeln im Interesse der gesamten Spirale und all ihrer Teile führt und durch die bewusste Zurücknahme des eigenen Ich an Überzeugungskraft gewinnt.
Zum Weiterlesen:
- Theorien für Alles: Die philosophischen Ansätze der modernen Physik
- Was die Seele wirklich ist
- Das Ende der Kontrolle. Die biologische Wende in Wirtschaft, Technik und Gesellschaft
- Ismael: Roman
- Das Gedächtnis der Natur: Das Geheimnis der Entstehung der Formen
- Die Wiedergeburt der Natur
- Das Holographische Universum: Ein Buch über Cyberkultur, Magick, Schamanismus, Quantenphysik, Künstliche Intelligenz und die Matrix
- Die Unsterblichkeit der Zeit: Die moderne Physik zwischen Rationalität und Gott
- Der Mensch im Kosmos (Beck’sche Reihe)